Paul Auster

Die Kunst des Hungers

Essays und Interviews
Cover: Die Kunst des Hungers
Rowohlt Verlag, Reinbek 2000
ISBN 9783499227196
Broschiert, 288 Seiten, 11,25 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz. Gibt es einen inneren Zwang zur Literatur? Unterscheiden sich die großen Bücher von allen übrigen dadurch, dass sie geschrieben werden mussten? Austers Essays über Franz Kafka, Samuel Beckett, Paul Celan, Knut Hamsun und andere große Autoren des 20. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2000

In einer Doppelbesprechung widmet sich Bruno Steiger zwei jüngst erschienenen Bänden des amerikanischen Erfolgsautors Paul Auster, die er für ein Beispiel gut geplanter Selbstverwertung hält, ohne dass er damit den Wert dieser Bücher schmälern möchte.
1) Paul Auster: "Die Kunst des Hungers. Essays und Interviews"
Ausführlich widmet sich Steiger dem Essayband, dem ein programmatischer Aufsatz über Hamsuns Roman "Hunger" sowie eine Hommage an Kafka seinen Titel gegeben haben. Nach Steiger entwickelt Auster eine "Ästhetik des Hungers" und eine Theorie der Selbstausbeutung, wonach Schriftsteller gerade auch unter materiell miserabelsten Bedingungen zu produzieren verstehen. Interessant findet Steiger, dass sich Auster überwiegend europäischen Autoren widmet, die er amerikanischen Lesern zu vermitteln trachtet, weshalb er ganz pragmatisch vorgehe. Dennoch lasse der Feinschliff der Sprache Austers seine Verwurzelung in der europäischen Philosophie und Ästhetik deutlich spüren. Leider macht der Rezensent nicht deutlich, aus welchen Jahren die Aufsätze stammen. Er verweist lediglich auf die den Band abschließenden Interviews mit dem Autor, wo dieser über seine eigene literarische Produktion Auskunft erteilt und die jüngeren Datums zu sein scheinen.
2) Paul Auster: "Mein New York"
Auster erscheint Steiger, insbesondere nach Lektüre der Interviews aus "Die Kunst des Hungers", als zunehmend redundanter Autor, der eigentlich immer und mit ununterbrochener Besessenheit an dem gleichen Buch schreibe. Der Band "Mein New York" sei gleichsam das Modellbuch dafür. Es enthält längere und kürzere Textpassagen aus den Romanen Austers, die einen neuen Textfluß ergeben und die Stadt New York zur Hauptperson machen: "die Stadt selbst wird zum Roman der Fragmente" schreibt Steiger.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.07.2000

In einer kurzen Rezension stellt Dirk Knipphals fest, dass - wie auch in den anderen Büchern Paul Austers -hier der Zufall eine wichtige Rolle spielt. Als Beispiel dafür nennt er den Essay "Warum schreiben?", in der der achtjährige Auster zufällig sein Baseball-Idol trifft, aber nur deswegen kein Autogramm bekommt, weil keiner einen Stift dabei hat. Zwar erhält der Leser hier, wie Knipphals feststellt, keine wirkliche Antwort auf die Frage des Titels, aber immerhin erfährt man, dass Auster von nun an immer einen Bleistift bei sich trug und behauptet, letztlich sei er wegen dieses Erlebnisses Schriftsteller geworden. "Gleichzeitig ernst und augenzwinkernd" findet der Rezensent diese Geschichte und damit nicht untypisch für Austers Stil insgesamt. Wirklich berührt zeigt sich Knipphals von der Geschichte "Mallarmés Sohn", in der es darum geht, dass zum Schreiben auch das Leiden gehört, aber gerade in der Krise das Schreiben oft nicht mehr möglich ist: "Austers Leichtigkeit wandelt über Abgründe", so Knipphals.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.07.2000

Als einen aufschlussreichen "Blick um die Ecke" lobt Bruno Preisendörfer diese Sammlung von Essays und Interviews. Auch wenn nicht jeder Beitrag gleich interessant, und der Band auch nicht sonderlich "kohärent" sei, so erfahre man doch allerhand Interessantes über Austers Lektüre von Beckett, Hamsun, Kafka, Perec, Jabès oder Ungaretti. Besonders die Auseinandersetzung Austers mit der französischen Literatur hat Preisendörfer mit Interesse gelesen. Auch wenn also die Veröffentlichung vor allem dem großen Bekanntheitsgrad Austers geschuldet ist, wie der Rezensent vermutet, preist er das Buch als "kleine Leseschule", die es dem Leser ermöglicht, dem Autor "zuzusehen, wie er seinen amerikanischen Landsleuten unsere europäische Literatur nahe zu bringen versucht".