Oliver von Wrochem

Erich von Manstein: Vernichtungskrieg und Geschichtspolitik

Cover: Erich von Manstein: Vernichtungskrieg und Geschichtspolitik
Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2006
ISBN 9783506729774
Gebunden, 431 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Generalfeldmarschall Erich von Manstein (1887-1973) war einer der prominentesten Heerführer Hitlers. Bis heute ist er im kollektiven Gedächtnis nicht nur der Deutschen als unpolitischer "Nur-Soldat" lebendig geblieben. Dieses Bild hat er selbst entscheidend mitgeschaffen, durch seine Selbstdarstellung in dem Kriegsverbrecherprozess von 1949, der hier erstmals umfassend dargestellt wird, durch seine Memoiren und durch seine effektiven Verbindungen zu Netzwerken anderer hoher Wehrmachtoffiziere. Manstein, der Eroberer der Krim 1942 und Oberbefehlshaber der Heeresgruppen Don und Süd bis 1944, wurde mehr als alle anderen zur Symbolfigur, die nachhaltigen Einfluss auf das Bild der Wehrmacht in Medien und Politik der Bundesrepublik ausübte. Die Beteiligung der Heereselite am Vernichtungskrieg im Osten verschwand hinter der Wand eines angeblich nur nach den Gesetzen soldatischer Pflicht geführten Krieges.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.04.2007

Von den Gerichten der Bundesrepublik sei Erich von Manstein frei gesprochen worden vom Vorwurf der Kriegsverbrechen, erinnert Rezensent Wolfram Wette an ein "unrühmliches" Kapitel der Nachkriegsgeschichte, von dieser "kritischen" Biografie werde er es nicht. Dank gründlicher Recherche und stets abgewogenem Urteil habe Oliver von Wrochern eine rundherum überzeugende Studie vorgelegt. Dabei gehe es ihm einerseits um Mansteins inkriminierte Rolle im Vernichtungskrieg der Wehrmacht und andererseits, und dies sei der Schwerpunkt, um dessen propagandistische Tätigkeit nach dem Krieg. Der Autor habe erstmals umfassend den Prozess vor einem britischen Militärgericht und dessen politischen Hintergrund untersucht. Dank des Kalten Krieges habe Manstein zur Galionsfigur einer "sauberen" Wehrmacht avancieren können, trotz oder gerade wegen seines Beharrens auf den so genannten soldatischen Sekundärtugenden, mit denen er schon seine Teilnahme am Widerstand gegen Hitler verweigert hatte. Als Beleg für Mansteins kriegsverbrecherische Haltung und Handlung verweise Oliver von Wrochern auf den Manstein-Befehl von 1941, der explizit die Ermordung von Juden rechtfertige. Verurteilt worden, berichtet der Rezensent, sei schließlich ein "kleiner" Leutnant.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2007

Wolfram Wette ist überzeugt von dieser Arbeit des Hamburger Historikers Oliver von Wrochem zu Hitlers umstrittenen Generalfeldmarschall Erich von Manstein, den einige noch immer als "glänzenden Strategen" verehren. Wrochem mache in seiner Biografie deutlich, dass es sich bei Manstein um einen "hochintelligenten und zugleich eiskalten Strategen" handelt, der Verständnis für den Mord an den europäischen Juden zeigte, aber keines für die Offiziere des 20. Juli: "Preußische Generalfeldmarschälle meutern nicht!" Rezensent Wett findet dies sehr schlüssig dargestellt, die Hinweise darauf, welch psychische Deformationen Manstein in den preußischen Kadettenanstalten erfahren hat, erscheinen ihm durchaus als Erklärung plausibel. Insgesamt kann er nur Gutes über diese Buch sagen, das er als "gut belegt, flüssig geschrieben und abgewogen urteilend" lobt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.01.2007

Mit ressentimentgeladenen Bemerkungen dazu, dass es nach wie vor politisch unkorrekt sei, die Brillanz eines Wehrmachtsmilitärs Erich von Manstein offen anzuerkennen, beginnt der Rezensent Rolf-Dieter Müller seine Rezension dieser Studie. Damit, dass sich der Verfasser nicht ausführlich mit dem Material der  Militärarchive auseinandergesetzt habe, scheint Müller auch sehr unzufrieden. Die politische Bewertung des Verhaltens von Mansteins fällt dem Rezensenten wohl zu negativ aus. So scheint es ihm nicht richtig, den Feldmarschall als zunehmend überzeugten Nazi zu beschreiben. Der differenzierten Analyse von Mansteins Rolle im Nachkriegsdeutschland kann Müller schon eher zustimmen. Die Heranführung des Militärs an die Demokratie sei durchaus auch sein Verdienst gewesen. Sehr umstritten bleibe allerdings seine Überzeugung, der strikte militärische "Befehlsgehorsam" sei als ebenso ehrenhaft zu bewerten wie der "aktive Widerstand".
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