Norman G. Finkelstein

Antisemitismus als politische Waffe

Israel, Amerika und der Missbrauch der Geschichte
Cover: Antisemitismus als politische Waffe
Piper Verlag, München 2006
ISBN 9783492048613
Gebunden, 387 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Maren Hackmann. An Norman G. Finkelstein scheiden sich die Geister. Wieder greift er ein heißes Eisen auf: Israel und viele seiner Fürsprecher, besonders in den USA, benutzten den Antisemitismus, so Finkelstein, um die Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Palästinensern zu bemänteln, sich gegen Kritik zu immunisieren. Detailliert belegt er, wie der Antisemitismusvorwurf immer dann eingesetzt wird, wenn die aus seiner Sicht berechtigte Kritik am Vorgehen in den besetzten Gebieten zu laut wird. Zu Unrecht sieht die israelische Politik sich als Opfer, sagt Finkelstein. Durch Wahrheit und Klarheit, nicht durch falsche Rücksichtnahme, bekämpft man den Antisemitismus am wirkungsvollsten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.07.2006

Rezensent Oliver Tolmein hält nicht sonderlich viel von Norman G. Finkelsteins neuem Buch, dessen Thesen er fast durchweg eher "schlicht" geraten findet. Zwar beziehe der US-amerikanische Politologe engagiert, wenn auch nicht sonderlich überraschend, Stellung gegen die israelische Politik. Insgesamt staunt der Rezensent allerdings darüber, wie sehr Finkelstein das Wesen des Antisemitismus verkennt. Das Herunterrechnen seiner Ursachen auf den Nahostkonflikt hält Tolmein für eine Verkennung der Tatsachen. Auch kritisiert der Rezensent, dass der Autor gelegentlich versäumt, seine Behauptungen mit Fakten zu untermauern. Das speziell für die deutsche Übersetzung verfasste Vorwort kommt ebenfalls schlecht weg. Es sei mit Blick auf den "besonderen Markt" Deutschland verfasst und zwischen den Zeilen formuliert Tolmein den Verdacht der Anbiederung an diesen Markt. Im Übrigen scheint das Buch von einigem Dogmatismus geprägt zu sein, der sich auf das Lesevergnügen Tolmein zufolge auch nicht sehr vorteilhaft auswirkt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.06.2006

Was der Politikwissenschaftler und Holocaust-Überlebende Norman G. Finkelstein hier probiert (Israels Antisemitismusvorwurf gegen seine Kritiker als haltlosen Generalverdacht und Instrumentalisierung des Judenmords auszugeben), findet Ludger Heid absurd. Schließlich kennt er solche Dämonisierungen eigentlich nur von Seiten der Antizionisten. Aus dem Mund des Autors aber klingt es für Heid nicht nur "unglaubwürdig"; er erkennt darin sogar eben jene "argumentative Methodik" wieder, die Finkelstein selbst kritisiert. Die Grenzen zwischen berechtigter Kritik und antizionistischen Urteilen verschwimmen vor den Augen des Rezensenten. Dass der Band dennoch, oder gerade deshalb, eine Debatte auslösen wird, kann sich Heid aber durchaus vorstellen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.05.2006

Rudolf Walther ist von dem Buch des amerikanischen Autors Norman G. Finkelstein, in dem er den Antisemitismusvorwurf als politisches Instrument entlarven will, enttäuscht. Im ersten Teil seiner Abhandlung widmet sich der Autor den, wie er feststellt, "zyklisch" auftretenden Diagnosen eines "neuen Antisemitismus" und entlarvt sie als entweder als übertrieben dargestellte Vorfälle, als Gegenwehr zu Kritik an der israelischen Politik oder als das tatsächliche "uralte Gesicht des Antisemitismus", fasst der Rezensent zunächst ganz einverstanden zusammen. Im zweiten, längeren Teil des Buches aber widmet sich Finkelstein einer minutiösen Kritik eines Buches des "Gesinnungsathleten" Alan M. Dershowitz, der sein "Plädoyer für Israel" mit unbelegten Behauptungen und "propagandistischen Rechtfertigungen" gespickt hat. Das dauert zu lang, meint der Rezensent, der eine "pointierte Kritik" vorgezogen hätte. Walther zollt der "Akribie" Finkelsteins seinen "Respekt", die zu einem durchaus "faktenreichen" jedoch auch "langweiligen, zu langen Buch" geführt hat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.03.2006

Kein Zündstoff, kein Stein des Anstoßes, "kein Skandal". Nichts an Norman G. Finkelsteins Studie über den "Antisemitismus als politische Waffe" ist - anders als bei seinem Werk über die Holocaust-Industrie - umstritten oder bestreitbar, meint Rezensent Hans-Martin Lohmann. Der Autor übt gleichermaßen an Israel und den USA Kritik für ihren Umgang mit dem nationalsozialistischen Völkermord. Er moniert, dass hier unter dem Mantel des Vorwurfs von Antisemitismus systematisch Völker- und Menschenrecht gebrochen würden. Ja, das beklagten auch amnesty international und Human Rights Watch, stellt Lohmann fest. Was der Rezensent gleichwohl gegen Finkelsteins Werk einzuwenden hat, ist, dass dieser mit keiner Silbe darauf eingeht, dass die israelische Angst, die empfindliche Reaktion auf antisemitische Tendenzen, ja doch gerechtfertigt sein könnte, wo es um den erklärten Willen von "Teilen der islamisch-arabischen Welt" geht, den Staat Israel auszulöschen.