Jean Amery

Der neue Antisemitismus

Cover: Der neue Antisemitismus
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2024
ISBN 9783768198288
Kartoniert, 128 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Irene Heidelberger-Leonard. Jean Amérys Essays, die zwischen 1969 und 1976 geschrieben wurden, erschrecken geradezu durch ihre Aktualität. Sie lesen sich in ihrer Prägnanz, als wären sie für den heutigen Tag geschrieben. Ausgehend von seinem Jude sein, das ihm von den Nürnberger Gesetzen aufgezwungen wurde, beschreibt Jean Améry seine existentielle Bindung an Israel, seine Solidarität ist jedoch nicht bedingungslos. Und doch ist für ihn Israel das Land, das allen entrechteten Juden der Welt den aufrechten Gang gelehrt hat. Hier spricht sein Schmerz, weil er, von jeher ein Linker, die Neue Linke, die Israel als kolonialistisch betrachtet, nicht mehr erreichen kann: Ihr selbstgerechter Antizionismus steht ihm als unausrottbarer Antisemitismus klar vor Augen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.01.2024

Aus traurigem Anlass, aber dadurch leider genau zum richtigen Zeitpunkt werden diese Essays von Jean Améry wieder aufgelegt, hält Kritiker Klaus Bittermann fest: Der Autor ist selbst als Jude verfolgt worden, obwohl er sich dem Judentum nicht zugehörig gefühlt hat, erfahren wir, umso stärker ist er für das Existenzrecht Israels eingetreten. Das hat ihm in den 1960er und 70er Jahren allerdings die Linke zum Vorwurf gemacht, die für Palästina eintrat, schildert Bittermann. Für Améry, der sich selbst mit der linken Bewegung identifizierte, ein schlimmer Zwiespalt. Diese Zerrissenheit spiegelt sich für ihn auch in den Essays wider, die er insbesondere jenen empfiehlt, die sich in ihren Vorwürfen gegenüber Israel allzu sicher sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.01.2024

"Markerschütternd aktuell" ist laut Rezensent Jörg Aufenanger diese Essaysammlung. Sieben Texte Jean Amérys über Antisemitismus enthält der Band, und angesichts der Reaktionen auf den Terror der Hamas vom 7. Oktober 2023 erinnern den Rezensenten insbesondere die Gedanken über linken Hass auf Israel an die Gegenwart. Aufenanger zeichnet Amérys Werdegang nach, der auch in einem der Texte des Bandes, "Mein Judentum", reflektiert wird, in dem Amérys darstellt, wie die Antisemiten ihn durch ihre Fremdzuschreibung erst zum Juden gemacht hatten. Die hier versammelten Essays des Auschwitzüberlebenden entstanden in den 1960ern und 1970ern, so Aufenanger, es ist in ihnen unter anderem über die Solidarität des Autors mit Israel zu lesen, einem Land, in dem er selbst nicht lebte, sowie über seine Haltung zur antizionistischen Neuen Linken, die er als antisemitisch kritisierte.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.01.2024

Rezensent Thomas Schmid stellt bestürzt fest, wie aktuell Jean Amerys hier versammelte Aufsätze über den Judenhass sind. Luzide sind sie ohnehin, meint er, und liest mit Gewinn Amerys Analysen der linken Misere nach '45, die heute wieder (oder noch) treffend sind, wie er findet. Die Ausdauer und Differenziertheit, mit der der Autor die israelisch-palästinensische Konfrontation untersucht, scheint Schmid bewundernswert. Ohne Israels Politik kritiklos zu betrachten, stellt Amery laut Schmid klar, dass und warum die arabische Welt den Judenstaat nicht duldet.

Buch in der Debatte

9punkt 11.01.2024
Eine Linke, die Israel von der Landkarte wischen will, ist nicht neu. Der Postkolonialismus steht in einer Linie mit dem sowjetischen Antizionismus und dem Antiimperialismus westlicher Linker. Welt-Autor Thomas Schmid liest den neu aufgelegten Band "Der neue Antisemitismus" mit fünfzig Jahre alten Texten von Jean Améry Unser Resümee