Nicolaas Matsier

Selbstporträt mit Eltern

Autobiografischer Roman
Cover: Selbstporträt mit Eltern
Arche Verlag, Zürich 2001
ISBN 9783716022801
Gebunden, 316 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Marianne Holberg. Nach dem Tod der Mutter räumen der Ich-Erzähler und seine Geschwister das Elternhaus. Ein schonungsloser autobiografischer Roman über eine Kindheit und Jugend in den späten vierziger und fünfziger Jahren, deren Folgen plötzlich sichtbar werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.2001

Lange weiß man nicht, was Sabine Brandt von diesem Buch hält, das im Verlagsnachwort als "autobiografischer Roman" bezeichnet wird. Eher verhalten äußert sie sich über die "Lebensbeichte" des 1945 geborenen holländischen Autors, der in Den Haag als jüngstes Kind in der muffigen Geborgenheit einer größeren Familie aufwuchs. Was Brandt irritiert, ist das vor sich hin treibende Moment dieser Beichte, die viele kleine Geschichten und Begebenheiten schildert, ohne dass der Rezensentin "ein höherer Sinn" oder größerer Zusammenhang erkennbar würde. So wird etwa das Abdriften des jungen Mannes in den Wahnsinn nicht wirklich mit der Familiengeschichte in Verbindung gebracht, meint Brandt irritiert, nach dem Motto: erzählt wird viel, ausgesprochen wenig. Und doch, so beendet Brandt versöhnlich ihre Besprechung, schaffe es der Autor, unsere innere Anteilnahme zu aktivieren.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.07.2001

Nach dem Tod eines nahestehenden Menschen ist es für die Hinterbliebenen wichtig, eine Sprache zu finden für das Weiterleben, das von Erinnernmüssen und Vergessenkönnen bestimmt wird, schreibt Dorothea Dieckmann. Der niederländische Autor Nicolaas Matsier hat sich dieser Aufgabe gestellt und in seinem stark autobiografisch geprägten Roman den Weg der präzisen Ausgrabung der Gegenstände und Situationen aus der Kindheit beschritten. Anlass ist der Tod der Mutter und die darauf folgende Auflösung des Elternhauses, berichtet die Rezensentin. Dabei sei, trotz aller Familienkonflikte, "Selbstporträt mit Eltern" keine Abrechnung, sondern eine minuziöse Phänomenologie des Alltags, was Dieckmann die Lektüre zuweilen ermüdend und anstrengend machte. Das erzählerische Talent Matsiers stellt sie aber nicht in Frage und lobt auch die sorgfältige Übersetzung von Marianne Holberg.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.07.2001

Der Tod der Mutter im Jahr 1989 und die darauf folgende Auflösung des elterlichen Hausstandes veranlassten den niederländischen Schriftsteller, Übersetzer und Lektor Nicolaas Matsier dazu, seine Familiengeschichte aufzuschreiben, informiert Cornelia Staudacher. In den Niederlanden ist das 1994 erschienene Buch des Autors, der mit bürgerlichem Namen Tjit Reitsma heißt und sein Pseudonym aus dem Anagramm des Familiennamens zusammengesetzt hat, bereits in der 14. Auflage erschienen. Die Rezensentin findet den Erfolg nachvollziehbar. Wie ein Archäologe habe sich Matsier in seine Kindheit eingegraben und nicht nur den Menschen, sondern auch den Dingen eine magische Aura verliehen. Mit seiner Familie, dem "Scheuklappenverband", rechnet er zwar schonungslos ab, doch ist er dabei nicht in Zorn oder Anklage verfallen, berichtet Staudacher. Matsier habe genau das richtige Quantum an Nähe und Distanz zur eigenen Geschichte gefunden und ein äußerst einfühlsames Familienporträt erstellt, in dem Poesie und Trauerarbeit gekonnt miteinander verwoben seien.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.03.2001

Margrit Irgang ist absolut hingerissen von diesem Buch des niederländischen Autors, das sie schlicht ein "Wunder" nennt. Denn dieses Selbstporträt sei an keiner Stelle "zu privat" oder "geschönt oder gar larmoyant", preist die Rezensentin, die in ihm ein "Stück großer Literatur" erkennt. Die Eltern des Erzählers seien "wunderbar" geschildert und eine psychische Krise, die der Erzähler im dreiunddreißigsten Lebensjahr durchlebt, werde mit ungewöhnlicher Anmut und dennoch mit "großem Respekt" dargestellt, so die Rezensentin begeistert. Es ist also nicht überraschend, dass sie möglichst vielen Lesern dieses überwältigende Lektüreerlebnis wünscht.
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