Mirjam Pressler

Nathan und seine Kinder

(Ab 14 Jahre)
Cover: Nathan und seine Kinder
Beltz und Gelberg Verlag, Weinheim 2008
ISBN 9783407810496
Gebunden, 264 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Nathan der Weise, Lessings Plädoyer für religiöse Toleranz, ist eines der meistgespielten deutschen Dramen. Mirjam Pressler erzählt den klassischen Stoff neu. Jerusalem, zur Zeit der Kreuzzüge um 1192: Die Christen haben die Heilige Stadt an Sultan Saladin verloren. Von den gefangenen Kreuzfahrern begnadigt er nur einen einzigen: den jungen Tempelritter Curd von Stauffen. Die gute Tat zieht eine weitere nach sich: Der Tempelritter rettet das Mädchen Recha aus den Flammen ihres Hauses. Sie ist die Tochter des jüdischen Kaufmanns Nathan, den man den Weisen nennt. Während Recha und ihr Lebensretter, die Jüdin und der Christ, einander zunächst verkennen und verfehlen, braut sich über Nathans Kopf Unheil zusammen. Sultan Saladin befiehlt ihn zu sich und stellt ihm die schwierigste aller Fragen: Welche Religion ist die einzig wahre? Nathan antwortet mit dem berühmten Gleichnis von den drei Ringen - doch wird das den Sultan zufriedenstellen?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.03.2009

Rezensentin Angelika Ohland ist ganz hingerissen von Mirjam Presslers Romanfassung von Lessings "Nathan der Weise" für die jungen Leser. Man bekommt fast den Eindruck, ihr gefällt "Nathan und seine Kinder" viel besser als das Original. Sie betont, dass die Autorin einerseits mehr als nur die Grundzüge des Stücks beibehalten, andererseits einige neue Figuren sowie Änderungen eingeführt hat. Sprachlich findet sie das Buch leicht zu lesen, lobt besonders den wunderbaren Erzählfluss, hebt aber zugleich hervor, dass Pressler die Komplexität von Lessings Drama erhält: "Sie hat den Stoff nicht auf Zeitgemäßes abgeschliffen, sondern ihn durch die Psychologie der Figuren erweitert." Eine weitere Stärke dieser Romanfassung sieht Ohland in der gekonnten Einbettung von Wissenswertem über Religionsgeschichte, Kreuzzüge und Lebensweisen der Zeit in eine packende Handlung, ohne dass das Buch je "lehrmeisterlich" wirken würde.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.02.2009

Mit großer Begeisterung bespricht Siggi Seuss diese moderne Prosabearbeitung von Lessings berühmtem Drama. Nicht nur, dass er in Miriam Presslers Version die beteiligten Figuren unmittelbar lebendig werden sieht, die Pressler die Dinge aus ihrer jeweiligen Sicht schildern lasse. Sogar ein paar Figuren, die bei Lessing noch gar nicht existierten, kämen zu Wort. Der Rezensent hebt hier besonders bewegt einen fanatischen Abu Hassan, Hauptmann im Dienste des Sultans, hervor. Auch beeindruckt Seuss , wie Pressler den Fokus der Erzählung auf den Mord an Nathans Familie legt, der schon dem Lessing'schen Drama zugrunde liegt. Gar nicht genug loben kann Seuss außerdem die Begabung der Autorin, Stimmungen und Landschaften in der Stadt Jerusalem des Jahres 1192 zu beleben und dadurch in ihrer Bearbeitung der Vision vom Miteinander der Weltreligionen auch Gespür für die Tragik der heutigen Krisenregion Nahost zu vermitteln.