Christoph Hein

Ein Wort allein für Amalia

Cover: Ein Wort allein für Amalia
Insel Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783458194798
Gebunden, 85 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Mit Illustrationen von Rotraut Susanne Berner. Anfang Februar 1781 reist Gotthold Ephraim Lessings Stieftochter Maria Amalia von Wolfenbüttel, wo die Familie lebt, nach Braunschweig zu Lessing, der schwer erkrankt ist. Es steht nicht gut um ihn. Amalia tut, was sie kann, um ihm beizustehen, doch kann sie kaum noch zu ihm durchdringen, verliert er sich doch zusehends im Fieberwahn, verwechselt Amalia mit ihrer Mutter, seiner verstorbenen Ehefrau Eva, und sinniert über Spinoza und seinen "Derwisch", den er als letzten großen Wurf zu Papier bringen wolle .
Was hat Lessing am Ende umgetrieben? Welche Gedanken gingen ihm kurz vor seinem Tod durch den Kopf?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.08.2020

Rezensent Lothar Müller findet in Christoph Heins Briefroman über Lessings letzte Tage manch verbürgte Szene, brillante Apercus des Dichters über sein Leben und die Literatur sowie die Krankengeschichte bis zum Tod und auch einen späten Traum Lessings von der Radikalisierung der Aufklärung. Wie der Autor all das aus dem "Binnenraum der Erinnerung" der Tochter Amalia heraus erzählt und Zitate und Briefstellen Lessings einbindet, findet Müller erfrischend, lesenswert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2020

Historische Novellen sind ein beliebtes, aber kein einfaches Genre, weiß Rezensent Alexander Kosenina. Christoph Hein jedoch gelinge es, sicher und souverän auf dem schmalen Grat zwischen bloßer Nacherzählung und wilden Spekulationen zu wandeln. Aus der Sicht der inzwischen alt gewordenen Stieftochter schreibt er in Briefform über die letzten Tage von Gotthold Ephraim Lessing und knüpft dabei fiktive Fäden zwischen historisch verbürgten Ereignissen und Personen. Lessings Beschäftigung mit Spinoza und sein Nathan werden ebenso thematisiert, wie das skandalöse Gerücht über eine vermeintliche Affäre mit der Stieftochter. Maria Amalia, von Lessing in seinen letzten Worten "Malchen" genannt, schreibt über all das gelassen, detailliert und bilderreich. Umso enttäuschender findet Kosenina, dass Rotraut Susanne Berners Illustrationen kaum auf diesen schönen Text ein- und keine "nennenswerte Verbindung mit ihm eingehen."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.06.2020

Rezensentin Cornelia Geißler leiten die Zeichnungen von Rotraut Susanne Berner in der Erzählung von Christoph Hein dazu an, auf die "kleinen Dinge" zu achten. Etwa die "Denkspuren", auf die der Text die Leserin leitet, indem er aus der Perspektive von Lessings Stieftochter Amalia schreibt. Ausgefeilt findet Geißler, wie Hein sich hier in eine 81-jährige Schreiberin verwandelt, sie sich erinnern lässt und gar Lessing selbst das Wort erteilt. Lessing also sieht sein Ende kommen, lamentiert über Friedrich II., der ihn nicht einstellen will, und preist laut Geißler die Kunst der Resilienz. Dass der Autor hinter all dem nach tieferen Wahrheiten sucht, scheint Geißler bemerkens- wie lesenswert.