Miljenko Jergovic

Buick Rivera

Roman
Cover: Buick Rivera
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783895613906
Gebunden, 249 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem kroatischen von Brigitte Döbert. Eigentlich kann Hasan Hujdur mit seiner Existenz zufrieden sein. Vor etlichen Jahren den politischen Auseinandersetzungen in Jugoslawien entflohen, hat er sich in Toledo, Oregon niedergelassen und vertreibt sich seine Zeit mit Pool-Billard. Während alle Träume von einer Hollywood-Karriere längst zerstoben sind und seine Ehe bereits Abnutzungserscheinungen zeigt, bleibt Buick Rivera, Baujahr 1963, Hasans große Liebe: entschieden und ungeteilt. Als Hasan mit seinem Wagen in einer Winternacht im verschneiten Straßengraben landet, kommt ihm ausgerechnet ein Landsmann, der Serbe Vuko Alipur, zu Hilfe, der soeben seine reiche Frau mit 15.000 Dollar in der Tasche verlassen hat.Mit höchstem Tempo und reich an Situationskomik erzählt Miljenko Jergovic davon, wie die beiden ungewollt von ihrer Geschichte einholt werden. Buick Rivera ist nicht nur ein besonderes Auto, Buick Rivera ist ein besonderes Lesevergnügen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.09.2006

Dass wir für den literarischen Blick auf den Balkan-Konflikt nicht notwendig die Handke-Brille aufsetzen müssen, macht uns Wolfgang Schneider in seiner Besprechung dieses von der Anlage her "novellistischen" Romans von Mijenko Jergovic klar. Die Idee des Buches ­  - ein bosnischer Serbe und ein bosnischer Muslim begegnen einander im amerikanischen Exil ­ - findet Schneider "bestechend", ebenso die Figurenzeichnung. Mit keinem Geringeren als Aleksandar Tisma vergleicht er Jergovics darstellerische Kunstfertigkeit. Einerseits. Andererseits befürchtet Schneider, Jergovics Verwendung völkerpsychologischer Klischees könnte für den hiesigen Leser gewöhnungsbedürftig sein. Allein, für die Verbürgung der Fatalität der Geschehnisse auf dem Balkan erscheint ihm gerade dieser Umgang geeignet. Ob gleiches für den "Modus der Farce" gilt, in dem der Autor seinen Text beschließt, lässt der Rezensent angesichts der bitterernsten Thematik lieber dahingestellt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.07.2006

Zunächst einmal lobt Rezensentin Ilma Rakusa die in den neunziger Jahren erschienen Erzählungsbände des Autors, und das in allerhöchsten Tönen. Dann erzählt sie den Plot des vorliegenden ersten Romans und stellt vorsichtig die Frage, ob Miljenko Jergvic mit dem Wechsel des Schauplatzes von Bosnien nach Amerika möglicherweise auch seine Stärken vernachlässige. Von einem "lakonischen" und kommentarfreien Stil hin zu einer üppig fantasierenden, satirischen Darstellung. Die Geschichte, so die Rezensentin, ende in einer Parodie auf den amerikanischen Tellerwäscher-Traum. Rakusa rügt allerdings gewisse "Vergröberungen und Trivialisierungen", die sie mit gerümpfter Nase darauf schiebt, dass der Ort der Handlung auf den Autor abgefärbt haben müsse.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2006

Das ist ein Männerroman, gesteht Karl-Markus Gauß, aber ein höchst faszinierender, zu Recht viel gelobter. Obwohl der Roman in Wirklichkeit eine Novelle sei, wendet er ein, aber das sei nur ein kleiner Vorbehalt, von denen er einige anmelden könnte, die aber vor so einem großartigen Entwurf verblassten. Die Wege zweier bosnischer Emigranten in den USA kreuzen sich: der eine vor Krieg und Hass geflohen, der andere entwischt, nachdem er seinen Hass ausgelebt hat. Dreister Weise lässt er sich in den USA als Kriegsopfer bemitleiden und schafft es auch noch, den anderen erneut zu vertreiben. Es fällt schon auf, gesteht Gauß, dass die Figuren "geradezu selbstverständlich ethnisch charakterisiert" seien. Die positive Figur ist in diesem Fall ein muslimischer Bosnier, während die negative ein serbischer Bosnier ist. Trotzdem gelinge es Jergovic, der heute in Kroatien lebt, meint Gauss, die satanische Figur viel eindringlicher zu zeichnen, so dass man in ihr "eine Gestalt von universeller Gültigkeit" erkennen könne. Bloß die Frauencharakteren seien wirklich blass gezeichnet, gibt er zu. Beide Männer wurzelten eben in zwar unterschiedlichen, aber sehr patriarchalischen Kulturen.

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