Michael Hagner

Zur Sache des Buches

Cover: Zur Sache des Buches
Wallstein Verlag, Göttingen 2015
ISBN 9783835315471
Gebunden, 280 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Das gedruckte Buch galt lange Zeit unangefochten als das wichtigste Organ geisteswissenschaftlicher Forschung. Doch in den letzten Jahren ist ein ganzes Gefüge von Medien, Werten und Praktiken in Bewegung geraten. Mit den Möglichkeiten digitaler Forschung und Kommunikation sowie Forderungen nach einer Standardisierung von Publikationen wirkt das Schreiben und Drucken von Büchern bisweilen fast wie ein Anachronismus mit begrenzter Lebensdauer. Die Kritik am gedruckten Buch offenbart ein Stück Kulturkritik, die ihr Unbehagen an der Gegenwart mit einer übertriebenen Erwartung an die technischen Möglichkeiten des Digitalen verbindet. Anstatt die unterschiedlichen Stärken von Papier und Digitalisat hervorzuheben und zu fragen, wo mögliche Synergien liegen könnten, wird ein rivalisierender Gegensatz zwischen beiden postuliert, der eine Entscheidung verlangt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.07.2015

Lothar Müller schaut, dass er keins der vielen Anliegen des Autors vergisst. Die vom Rezensenten gewählte Bezeichnung für das im Buch enthaltene Plädoyer des Mediziners und Wissenschaftshistorikers Michael Hagner fällt entsprechend differenziert aus. Für die Kulturtechnik des Lesens streitet Hagner, meint Müller, und genauer: für das gedruckte geisteswissenschaftliche Sachbuch und gegen die digitalen Infrastrukturen eines Publikationsregimes, die die Freiheiten des Autors einengen und ihn zur hastigen Publikationsmaschine degradieren. Dafür holt der Autor laut Müller weit aus, erzählt von sich selbst als Autor, von der Buchkritik seit der frühen Neuzeit bis heute und vor allem von "Open Access", das er mittels Studien, Statistiken und Bilanzen auf Herz und Nieren prüft, wie Müller erklärt. Allerdings sieht er im Autor keinen Mediendeterministen, die Symbiose von Taschen- und Sachbuch seit den 50er Jahren in Deutschland erkennt Hagner als Triumph, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.03.2015

Urs Hafner lobt sich dieses Buch des Wissenschaftshistorikers Michael Hagner. Gegen die Unkenrufe über den Tod des Buches an sich schon ein gutes Gegenargument, meint er. Was der Autor darin schreibt, lässt die vermeintlichen digitalen Verheerungen auf dem Buchmarkt sogar als Chance erscheinen, über das Publikationswesen kritisch nachzudenken, erklärt Hafner. Zwar geht es dem Autor vor allem um das geisteswissenschaftliche Publizieren, so der Rezensent, doch wird deutlich: Der Autor ist kein kulturkonservativer Rufer, er erkennt die Möglichkeiten des digitalen Lesens und Verwertens von Literatur. Aber er erklärt auch die Sackgasse des "Open Access" und erläutert detailliert die ökonomischen Bedingungen des wissenschaftlichen Publikationswesens in Deutschland, Frankreich und den USA. Wenn Hagner daraus eine kritische Bestandsaufnahme entwickelt, kann Hafner nur staunen. Vielleicht ist die Krise des Buches doch eher hausgemacht als Resultat der digitalen Revolution, denkt er.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2015

In Michael Hagners "Zur Sache des Buches" geht es um die Szene einer Erbschaft, berichtet Hans von Trotha. Wie der Rezensent erklärt, könnte die zentrale Frage des Buches ungefähr so lauten: Was kann die ältere Generation von Verlegern und Autoren geisteswissenschaftlicher Publikationen, die "Generation Suhrkamp", ihren Nachfolgern, der "Generation Facebook", über den besonderen Wert des Buches beibringen, damit dem von Marshall MacLuhan prophezeiten "Ende der Gutenberg-Galaxis" ein konservierendes Korrektiv entgegen gehalten werden kann? Die Frage wird allerdings nicht beantwortet, verrät von Trotha, aber dafür gibt es eine schöne, übersichtliche Zusammenfassung der Verlagspraxis der letzten Jahrzehnte in den Geisteswissenschaften, lobt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2015

Wie steht es um das Buch? Rezensent Jürgen Kaube informiert sich beim Wissenschaftshistoriker Michael Hagner und stellt fest, wie wenig er eigentlich über das Buch und damit konkurrierende Formate weiß. Auch wenn es dem Autor mit seiner Streitschrift wesentlich um geisteswissenschaftliches Publizieren geht, wie Kaube einräumt, empfiehlt der Rezensent die Lektüre allen an der Zukunft des Lesens Interessierten. Dass sich Hagner an den praktischen Eigenschaften des Buches orientiert und die Ideologien über das Ende des Buches außen vor lässt, findet Kaube gut. Richtig grantig wird der Autor aber dennoch, wenn er nämlich den Lobbyismus zwischen Wissenschaftsverlagen und Politik skizziert, meint Kaube.
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