Max Weber

Religiöse Gemeinschaften

Max Weber Gesamtausgabe. Band I/22,2. Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Nachlass
Cover: Religiöse Gemeinschaften
Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2001
ISBN 9783161475627
Gebunden, 584 Seiten, 188,16 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Hans G. Kippenberg unter Mitarbeit von Petra Schilm und Jutta Niemeier. Der vorliegende Text wurde 1921/22 im Zusammenhang mit anderen nachgelassenen Texten in Wirtschaft und Gesellschaft unter der Überschrift 'Religionssoziologie (Typen religiöser Vergemeinschaftung)' veröffentlicht. Max Weber hat ihn wahrscheinlich 1913/1914 niedergeschrieben. In einem Brief an Heinrich Rickert nannte er ihn seine 'Religionssystematik'. Der vorliegende Text ist das erste Ergebnis religionswissenschaftlicher Studien, die Weber seit 1911 betrieben hatte. Weber hatte damals eine Entdeckung gemacht, die er für eine seiner wichtigsten hielt: dass Religionen maßgeblich zur Herausbildung der Unterschiedlichkeit der Kulturen in allen ihren Dimensionen im Orient und im Abendland beigetragen haben. Nicht nur das kapitalistische Wirtschaftsethos des Westens, sondern auch andere gesellschaftliche Ordnungen wie z.B. Recht und Herrschaft waren von der Religionsentwicklung mitbestimmt worden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.03.2002

In einem längeren Essay über die Max-Weber-Gesamtausgabe stellt Gregor Schöllgen (selbst Autor eines Buchs über Weber) die außerordentlich komplizierte Entstehungsgeschichte der hier in Frage stehenden Texte dar. Allein auf sechs Teilbände ist der Band 22 der Weber-Gesamtausgabe angelegt. Schöllgen erzählt, dass die außerordentlich umfangreichen Arbeiten Webers zu diesem Themenkomplex zu Lebzeiten nicht mehr abgeschlossen wurden und in Ausgaben kursierten, die von seiner Frau Marianne Weber autorisiert worden waren. Hiervon, so Schöllgen, wollen sich die Herausgeber der neuen Ausgabe absetzen, um die Texte möglichst "Weber-nah" zu präsentieren. Aber, so warnt Schöllgen auch: "Max Weber zu edieren, heißt immer auch ihn zu interpretieren." Was als Teilband 2 unter dem Titel "Religiöse Gemeinschaften" nun neu publiziert wird, habe zuvor immer unter dem Titel "Religionssoziologie" firmiert, erklärt Schöllgen, der die extrem intensive Arbeit der Herausgeber hervorhebt - die Kommentare der Edition sind länger als Webers Texte selbst. Schöllgen weist in seinem Essay auch auf einen Sammelband der Weber-Editoren hin, der sich mit Max Webers "Religionssystematik" befasst und die Einschätzung bestätige, dass den Religionstexten "Wirtschaft und Gesellschaft" gewiss "eine Schlüsselrolle sowohl in der Behandlung der 'Wirtschaftsethik der Weltreligionen' wie bei der 'Bestimmung der Beziehung der Wirtschaft zu den gesellschaftlichen Ordnungen und Mächten' zukommt".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.12.2001

Der in der Gesamtausgabe nun erschienene Text "Religiöse Gemeinschaften" selbst ist, anders als sein Titel, nicht neu, stellt Hartmann Tyrell am Anfang seiner außerordentlich umfangreichen Rezension fest. Neu sind jedoch jede Menge Fußnoten und "hilfreiche (zeitgenössische) Literaturhinweise", dazu die Erläuterung von Zitaten und Anspielungen. Das alles findet der Rezensent nützlich, ausführlich erläuterte Bedenken hat er jedoch beim vom Herausgeber gewählten Titel. Zu kurz kommt ihm dabei, was bei Weber, seiner Ansicht nach, zentral ist: die "Klassenbedingtheit" der Religion, vor allem aber der streng systematische Zug, der unter der Oberfläche den Text bestimme. Die Einleitung von Hans Kippenberg, setzt Tyrell seine Kritik fort, versäume es darüber hinaus ebenfalls, auf den strengen Systemcharakter von Webers Überlegungen hinzuweisen. Die Besprechung schließt dann jedoch mit zwei Fragen an Webers Text: Woher, so die eine, nahm Weber die zuvor so gut wie gar nicht ausgeprägte "typologische Begrifflichkeit" seiner religionssoziologischen Theorie von 1913? Und warum hat er sich nach dem Ersten Weltkrieg von diesem Text so deutlich distanziert? Beides, bedauert Tyrell, muss nach wie vor als großes Rätsel angesehen werden.
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