Martha Gellhorn

Reisen mit mir und einem anderen

Fünf Höllenfahrten
Cover: Reisen mit mir und einem anderen
Dörlemann Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783908777618
Gebunden, 544 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Herwart Rosemann. Mit einem Nachwort von Sigrid Löffler. "Zum Reisen braucht man Durchhaltevermögen, und mit jedem Tag wird's schlimmer. Erinnern Sie sich an die alten Tage, als Hotels gebaut wurden und fertig waren, ehe man hinkam? Erinnern Sie sich, daß Sie vertrauensvoll daran glaubten, alles würde gutgehen und nicht etwa, es wäre ein Wunder, wenn nicht alles schiefliefe?" Martha Gellhorn war ihr Leben lang süchtig nach dem Reisen. In "Reisen mit mir und einem Anderen" erzählt sie von ihren "Fünf Höllenfahrten", den Reisen, die - oftmals geplant als Entdeckungstouren entlang der eigenen Neugier - sich bald als schaurige Schreckensreisen erweisen. Kaum hat sie einen Unfreiwilligen Begleiter überredet, mit ihr nach China zu reisen, wo UB keineswegs hinwill, entpuppt sich diese Fahrt gar als Superschreckensreise. Doch was soll's, Marthas Credo lautet: "Egal wie grauenhaft die letzte Reise auch war, wir geben niemals die Hoffnung auf, dass es bei der nächsten klappt!"

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.08.2011

Eine Frau, die sagt was sie denkt und schreibt was sieht, das fasziniert Klaus Bittermann an der großen Kriegsreporterin Martha Gellhorn. Von Spanien bis Vietnam hat sie fast alle Kriegsschauplätze des 20. Jahrhunderts bereist. Die anderen Sitten in den fremden Ländern zu akzeptieren, war für die großbürgerlich aufgewachsene Gellhorn nicht immer einfach, und diese Gegensätze kommen bei ihr auch unverblümt zur Sprache. Gegensätze verbanden sie auch mit ihrem Reisebegleiter Ernest Hemingway, mit dem sie einige Jahre verheiratet war. "Martha liebt die Menschheit, aber sie kann Menschen nicht ertragen" , zitiert Bittermann Hemingway. Die Berichte von ihren "Höllenfahrten" sind für Bittermann keine trockenen Schlachtfeldberichte, sondern gute Literatur - so rücksichtslos wie unterhaltsam.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.06.2011

Als "große Literatur" würdigt Rezensentin Sabine Berking diese Reiseerinnerungen der amerikanischen Journalistin Martha Gellhorn. Die Ehefrau von Ernest Hemingway war zu Lebzeiten vor allem als Kriegsreporterin bekannt, weniger als Reiseschriftstellerin. Mit den vorliegenden Reise-Essays aus den Jahren 1975 bis 1977 kann sich dies zur Freude Berkings jetzt ändern. Ihre Beschreibung der Autorin fällt allerdings nicht gerade schmeichelhaft: egoistisch, misantrophisch, snobistisch, kurz ein "Ekel in Person". Die Texte über katastrophale Reisen liest sie denn auch als ein Buch für Menschenfeinde. Aber gerade die "misanthropischen Koketterie" macht für Berking den Charme des Werks aus.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2011

Die Kriegsreporterin Martha Gellhorn war sehr buchstäblich viel in der Weltgeschichte unterwegs, und zwar bis ins höhere Alter. Das Reisen selbst allerdings schätzte sie wenig, sie langweilte sich sehr dabei - sie hat auch nur in diesem späten Band in fünf Reportagen ausdrücklich darüber geschrieben. Der große Andere des Titels ist natürlich kein Geringerer als ihr Ehemann Ernest Hemingway, den sie in einem der Texte für seine "Höflichkeit und Geduld" lobt. Es geht dabei um ihre China-Reise im Jahr 1941, die sie allerdings als wahren Horrortrip schildert. Gellhorn erweise sich nicht nur in diesem Fall, staunt der Rezensent Stefan Fischer, als unduldsame, mitunter nachgerade rassistische Reisende - ihre Verachtung für die ständig ausspuckenden Chinesen ist riesig. Dass sie um ihre eigene Untugend weiß, betrachtet Fischer, der den Band trotz allem lesenswert findet, als deutlich mildernden Umstand.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.02.2011

Geballte Unbill versammelt Martha Gellhorn in ihren Reiseberichten, die sie Mitte der 1970er Jahre schrieb, und daraus ergibt sich nicht nur eine Landkarte der Missgeschicke, sondern auch ein "Selbstporträt" der Autorin, das sie der Rezensentin Angela Schader nicht immer sympathisch macht. Hinter dem "Anderen" des deutschen Titels verbirgt sich Ernest Hemingway, mit dem die Autorin vier Jahre vornehmlich unglücklich verheiratet war, erklärt die Rezensentin, der ins Auge springt, wie viel besser Hemingway mit allerlei Schwierigkeiten auf Reisen umgehen konnte und wie viel zugewandter er gegenüber seiner Umgebung war als Martha Gellhorn. Nicht selten stört sich Schader an der "Arroganz", mit der Gellhorn beispielsweise 1941 während einer Reportagereise ins vom Krieg gebeutelte China auf die ihr bezeugten Höflichkeiten reagiert. Mitunter sei Gellhorn auch geradezu sträflich ignorant, etwa wenn sie sich mit dem Kommunistenführer Tschou En-lai trifft und nicht einmal weiß, wer das ist. Immerhin, die Autorin stand zu ihrer Unwissenheit und hat ihre Erlebnisse nicht mit später gewonnenem Wissen ausgestattet, stellt die Rezensentin anerkennend fest und sie bemerkt ebenso wohlwollend, dass Gellhorn sich auf ihren Reisen ohne Angst Einheimischen anvertraut, was Schader wenigstens ein bisschen über die Überheblichkeiten der Autorin hinwegblicken lässt.