Marion Poschmann

Die Sonnenposition

Roman
Cover: Die Sonnenposition
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783518424018
Gebunden, 337 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im "Ostschloss", einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird. Marion Poschmanns neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2013

Höchst beeindruckt zeigt sich Michael Braun von Marion Poschmanns neuem Roman "Die Sonnenposition". "Philosophisch hochintelligent und erzählerisch virtuos" entfalte sich die Geschichte zweier Freunde, der beiden weltfremden Kauze Altfried Janich und Odilo. Der erste ist Psychiater und Inhaber eines maroden Barockschlosses in Ostdeutschland und selbst ebenso labil wie seine Patienten, der zweite Spezialist für Biolumineszenz und somit leidenschaftlicher Erforscher verschiedenster Lichtphänomene. Braun sieht sich konfrontiert mit einer "Lebenswelt, die kaum trostloser sein könnte", besiedelt von Dämonen der Vergangenheit und bestimmt von bizarren Obsessionen. Seiner Ansicht nach beweist Poschmann in diesem Roman nicht nur ihr erzählerisches, sondern auch ihr grandioses lyrisches Talent. Die Jagd der beiden "Erlkönigjäger" nach unsichtbaren Geistern fesselt Braun sichtlich, denn sein Fazit fällt mehr als positiv aus: Als klug und aufwühlend empfindet er Poschmanns Buch über "die Schattenzonen der menschlichen Psyche".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2013

Kristina Maidt-Zinke überschlägt sich vor Begeisterung für Marion Poschmanns Roman "Die Sonnenposition". Wenn irgendwer noch einen Nachweis dafür gebraucht hat, dass Poesie und Literatur noch nicht am Ende sind, Poschmann hat ihn geliefert, feiert die Rezensentin. Den dicklichen Psychiater Altfried Janich hat es nach der Wende aus dem Rheinland in ein Schloss im Osten verschlagen, wo er für seine Patienten, in der Hauptsache Wendegeschädigte, der Fixstern sein möchte, der unverrückbare Orientierungspunkt, aber der Psychiater droht selbst auf die "Nachtseite" zu wandern, fasst Maidt-Zinke zusammen. Wenn Poschmann ihre Gegenstände mit Metaphern und Motivfragmenten umkreist, Elemente aus vergangenen Arbeiten wieder aufgreift, rhythmisiert, ironisiert und literarische Anspielungen, etwa auf Hofmannsthals Chandos-Brief, einflicht, dann ist das "weder Manifest noch Koketterie", sondern höchste Sprachbeherrschung, vermeldet die Rezensentin begeistert.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.09.2013

Marion Poschmann ist eines der großen Talente ihrer Generation, soviel steht für Susanne Mayer fest, und mit ihrem neuen Roman "Die Sonnenposition" hat sie das erneut unter Beweis gestellt. Zwei Helden hat diese Geschichte, berichtet Mayer: Altfried, ein westdeutscher Psychiater, ist nach der Wende in den Osten gegangen, um dort zu arbeiten; Odilo ist einer seiner ehemaligen Patienten und zu Beginn des Buches bereits tödlich verunglückt; Altfried erzählt von ihrer Freundschaft, die nie wirklich eine war, von seiner Heimat Bonn, von dem Schlösschen in Ostdeutschland, in dem er als Psychiater seinen eigenen Kosmos geschaffen hat, in dem er für seine Patienten die Sonnenposition einnimmt, wie die Rezensentin schreibt: Alles kreist um ihn und er sieht alles. Poschmann wechselt zwischen dem bedrückenden "Sound der Pharmaindustrie" und ihrer eigenen bildreichen Sprache hin und her, berichtet Mayer. Aber auch die Lyrikerin gibt sich zu erkennen, verrät die Rezensentin, zum Beispiel wenn Poschmann "Wolkenfetzen von widerlicher Unentschlossenheit" beschreibt, und in diesen Momenten will Mayer das Buch gar nicht mehr zuklappen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.08.2013

Katrin Hillgruber ist vollkommen verzaubert von Marion Poschmanns neuem Roman "Die Sonnenposition". Das Buch ist ein "metaphorischer Lichtparcours", der das "Symbolgestirn der Aufklärung" in seiner ganzen ideengeschichtlichen Wucht in eine Art negativen Heimatroman verpflanzt, berichtet die Rezensentin atemlos. Wie schon in ihrem "Schwarzweißroman", findet wieder eine West-Ost-Bewegung statt: den Bonner Psychiater Altfried Janich verschlägt es in ein barockes brandenburgisches "Ostschloss". Dort will er für seine Patienten die Sonne verkörpern, den verlässlichen Fixstern, um den Wendegeschädigten fortan kreisen können, erklärt die Rezensentin. Mit diesem Roman empfiehlt sich die "passionierte Porträtistin des Lichts" für den deutschen Buchpreis, ist sich Hillgruber sicher.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.08.2013

Hymnisch bespricht Rezensentin Sandra Kegel den neuen Roman "Die Sonnenposition" der Romanautorin und Lyrikerin Marion Poschmann. Als in einer "dunkel funkelnden" Sprache gearbeitetes Meisterwerk erscheint Kegel dieser Roman, in dem Poschmann die Geschichte des einsamen Psychiaters Altfried erzählt, der in einer ostdeutschen Heilanstalt arbeitet und sich in seiner Freizeit am liebsten auf die Suche nach unveröffentlichten Automodellen, sogenannten "Erlkönigen" begibt. Die Kritikerin ist nicht nur fasziniert von dem eigenwilligen Humor der Autorin, sondern bewundert auch das "metaphernreiche" Sprachspiel und die feinsinnig verwebten romantischen Motive, die diesen Roman durchziehen. Neben zahlreichen hervorbrechenden Familiengeheimnissen liest die Rezensentin hier eine philosophisch angereicherte Geschichte, die von der Gegenwart in einer ostdeutschen Psychiatrie in die Vergangenheit einer bundesrepublikanischen Kindheit reicht. Ein virtuoser Roman, der nicht zuletzt durch die Schönheit seiner Kapitelüberschriften - etwa "Glühbirnengleichnis" oder "Blumenmumien" - besticht, lobt die Rezensentin.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter