Marieluise Fleißer

Marieluise Fleißer: Briefwechsel 1925?1974

Cover: Marieluise Fleißer: Briefwechsel 1925?1974
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783518412763
Gebunden, 742 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Günther Rühle. Der Band ist auch als Taschenbuch erhältlich (ISBN 3518397818) für 32,90 DM. Marieluise Fleißer, erfolgreiche Stückeschreiberin in den zwanziger Jahren, Freundin Brechts und Feuchtwangers, fasste nach dem Elend des "Dritten Reichs" über viele Jahre nicht mehr Fuß im Literatur- und Kulturbetrieb, bis sie in den sechziger Jahren von jungen Dramatikern wie Franz Xaver Kroetz und Rainer Werner Fassbinder wiederentdeckt wurde. Günther Rühle, Herausgeber der "Gesammelten Werke", hat zum 100. Geburtstag aus über 3000 Briefen von und an Marieluise Fleißer eine Auswahl getroffen, die bisher unbekannte Einblicke in Leben und Schreiben der Autorin gibt und alle wesentlichen Briefpartner in den Jahren zwischen 1925 und 1972 berücksichtigt, wie Bertolt Brecht, Joseph Breitbach, Rainer Werner Fassbinder, Lion Feuchtwanger oder Wolfgang Koeppen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.01.2002

In seiner Rezension schildert Albert von Schirnding detailliert den Lebensweg der Dramatikerin Marieluise Fleißer, der in dieser Sammlung von Briefen nachgezeichnet wird. Das Leben Fleißers scheint dem Rezensenten ebenso interessant wie ihr Werk, und in der Korrespondenz könne der Leser das von Erfolg und Missachtung, politischen Repressalien und persönlichen Problemen gekennzeichnete Leben nachvollziehen. Der Rezensent lobt, dass hier ein "lückenloser Einblick" gegeben werde, der der Dramatikerin und ihrem nicht zu unterschätzenden Einfluss auf andere Künstler überaus gerecht werde.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.11.2001

Mit dem Namen Marieluise Fleißer, die vor hundert Jahren in Ingolstadt geboren wurde und dort 1974 starb, verbindet Ursula März eine "künstlerische Ohnmachtsbiografie" mit allem was dazu gehört: Scheitern, Einsamkeit, Erfolglosigkeit, Armut, Depression, Krankheit - aber auch eine große schriftstellerische Genialität. Die Autorin, die sich in die Männerdomäne des Dramas wagte, von Kritikern wie Jhering hochgelobt, aber auch von Theatermännern wie Bertolt Brecht rigoros des Platzes verwiesen wurde, durchlief verschiedene Opferrollen, schreibt die Rezensentin: Opfer der Männer, Opfer der niederbayrischen Provinz, Opfer der kulturellen Verhältnisse und schließlich Opfer des Nationalsozialismus, der sie lange Zeit in die innere Immigration trieb. Und trotzdem: Der Band mit Fleißers Briefwechsel mit Autoren, Verlagen, Theatern, Freunden und Redaktionen, umsichtig von Günther Rühle ediert, zeigt, so März, "eine junge Autorin von atemberaubender Zielstrebigkeit, deutlichem künstlerischen Selbstbewusstsein und ambitionierter Sachlichkeit".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.11.2001

In einer biografisch orientierten Besprechung stellt uns Gisela von Wysocki zwei von Günther Rühle herausgegebene Bände aus dem Werk Marieluise Fleißers vor: den "Briefwechsel 1925-1974" und die "Erzählungen", beide erschienen bei Suhrkamp.
1) Marieluise Fleißer: "Briefwechsel 1925-1974"
Gisela von Wysocki zeigt sich dankbar für die Leistung des Herausgebers, die fast 50 Jahre währende Korrespondenz der Fleißer "mit ausführlichen Kommentaren über die Briefpartner" (Robert Musil, Lotte Lenya, Helene Weigel u.a.) lesbar gemacht zu haben. Überrascht ist die Rezensentin sowohl angesichts der bloßen Vielfalt der Ebenen und Tonarten in den Briefen ("Man vernimmt die Dichterin, die Unternehmerin, die Familienangehörige, die Kollegin, die genervte Ehefrau") als auch über die "eloquente Nachdrücklichkeit" der korrespondierenden Fleißer. Hier sei sie einmal nicht die störrische, aufgeraute Dichterin, sondern verfüge über ein "lebenskunstfertiges" Stilgefühl und diplomatische Geschmeidigkeit. Vielleicht lässt sich just damit ja auch erklären, warum Wysocki jegliche Hinweise auf die Haltung der Dichterin zur faschistischen Gewaltherrschaft in den Briefen vergeblich sucht.
2) Marieluise Fleißer: "Erzählungen"
Die Rezensentin bleibt recht allgemein, wenn sie sich diesem "Geburtstagsbuch" zuwendet. Keine einzelne der versammelten Erzählungen tritt vor das Auge des Lesers. Stattdessen erfahren wir zum einen, dass der Band auch die politischen und sozialen Stationen belichtet, die Fleißer im Deutschland des 20. Jahrhunderts miterlebt hat, und zum anderen, was den Texten der Fleißer zugrunde liegt: Wysocki zufolge legen die Geschichten den "Mechanismus von Sogwirkungen offen. Die Verlockung und ihren Umschlag in die Demütigung." Diese Struktur findet die Rezensentin bereits in den frühen Erzählungen, wo sie "in unverwechselbare Wort- und Satzverdichtungen" gekleidet ist. Im Aussprechen der Niederlage, erklärt sie uns, schärfte diese Prosa sich und ermittelte dort "ein geheimes Kräftereservoir".