Ludger Heidbrink

Kritik der Verantwortung

Zu den Grenzen verantwortlichen Handelns
Cover: Kritik der Verantwortung
Velbrück Verlag, Weilerswist 2003
ISBN 9783934730694
Gebunden, 356 Seiten, 35,00 EUR

Klappentext

Ludger Heidbrink befasst sich mit der Spannung zwischen der Komplexitätssteigerung hochmoderner Gesellschaften und dem immer lauter werdenden Ruf nach Verantwortung. In seinem Buch plädiert er dafür, die fortschreitende Ausweitung des Verantwortungsprinzips einzuschränken und einen Sinn für die Grenzen unseres moralischen Handelns zu entwickeln.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.03.2004

Michael Schefczyk sieht Ludger Heidbrinks philosophische Studie über den Verantwortungsbegriff vor allem durch den "kühlen Duktus der Gesellschaftstheorie" geprägt, womit sie sich deutlich vom "religiös aufgeladenen" Gestus, mit dem Verantwortung in den 80er Jahre verstanden wurde, unterscheidet. Nach Heidbrink muss ein zeitgemäßes Verständnis von Verantwortung der Komplexität moderner Gesellschaftssysteme gerecht werden, erklärt der Rezensent. Weil in diesen Systemen die Verursacher bestimmter Ereignisse gar nicht mehr eindeutig ausgemacht werden können, muss auch der Begriff von Verantwortung sich wandeln, fasst Schefczyk Heidbrinks Ausführungen zusammen. Zwar findet der Rezensent es "höchst verdienstvoll", dass der Autor sich der modernen Verantwortungsethik widmet, doch sind ihm die Schlüsse, die Heidbrink aus seinen Erkenntnissen zieht, nicht konkret genug. Was Schefczyk fehlt, ist eine genaue Darlegung, nach welchen "normativ-philosophischen Prinzipien" Verantwortung verstanden werden soll. Schuld an diesem Mangel ist seiner Ansicht nach der "hohe Abstraktionsgrad" des Buches und seine "unklare ethische Ausrichtung".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.03.2004

Fast uneingeschränktes Lob spendet Oliver Müller dem Philosophie Ludger Heidbrink, der in seiner Habilitationsschrift dem Begriff der Verantwortung der "denkbar schärfsten Analyse" unterzogen habe. Ein "misstrauisches Buch" sei da herausgekommen, das die begriffliche Überforderung in der Vergangenheit und die systemtheoretisch motivierte "Eliminierung" der Verantwortung nachzeichne und daraus einen minimalen Verantwortungsbegriff destilliere. Nur auf den ersten Blick scheine das "enttäuschend wenig", meint Müller, denn die Pointe liege in der Gestalt des Buches. "Erbaulich" sei es, dem Skeptiker bei Argumentation und Analyse über die Schulter zu schauen, und "gestärkt und sensibilisiert" gehe man aus der Lektüre hervor, unterstützt durch die "anwendungsfreundliche" Sprache, die für den Rezensenten bisweilen die "Eindringlichkeit einer Power-Point-Präsentation" aufweist. Die daraus resultierende Verknappung sei aber der Präzision "nur selten abträglich", schließt Müller zufrieden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.12.2003

Christian Geyer referiert, was Ludger Heidbrink über die Verantwortung denkt: Einerseits habe sie Grenzen, nämlich dort, wo gesellschaftliche Wirkungszusammenhänge so verworren werden, dass sie nicht mehr eindeutig Akteuren zugeordnet werden können; andererseits jedoch könne, ja dürfe man die Idee der Verantwortlichkeit keinesfalls zugunsten eines "systemtheoretischen Defätismus" aufgeben - "Handlungssubjekte" gibt es auch in den verworrensten Vorgängen. Ergo Heidbrinks goldene Regel, wie Geyer sie gelesen hat: Je komplizierter und unüberschaubarer die Lage, desto mehr "Fingerspitzengefühl" ist vonnöten; überschreiten wir die Grenzen unseres "Erfahrungswissens", dann sollen wir weder innehalten noch wild lostoben, sondern "improvisierend nach situativ angemessenen Handlungsregeln" suchen. Und das war?s auch schon, meint Geyer: "Heidbrink hat ein Buch geschrieben, das mit schwerem Begründungsaufwand Verantwortung leicht macht."
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