Leila Aboulela

Minarett

Roman
Cover: Minarett
Lenos Verlag, Basel 2020
ISBN 9783039250059
Gebunden, 340 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Irma Wehrli. Nadschwa wächst in einer privilegierten und westlich orientierten Oberschichtfamilie in Khartum auf. Nach einem Putsch flieht die Studentin mit ihrer Mutter und ihrem Bruder ins politische Exil nach London. Sie verliert ihren Wohlstand und bald auch ihre Eltern. Einst hatte sie davon geträumt, einen wohlhabenden Mann zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen. Nun ist sie auf sich allein gestellt und muss ganz unten neu anfangen. Sie arbeitet als Dienstmädchen und Putzfrau bei reichen Familien, erkämpft sich eine unabhängige Existenz. Sie knüpft Freundschaft mit den Frauen der muslimischen Gemeinde. Und findet eine neue Heimat im Glauben. Als sie Tâmer kennenlernt, den ernsten und strenggläubigen Bruder ihrer Arbeitgeberin, muss sie sich entscheiden."Minarett" erzählt eindrücklich und aufschlussreich von Migration, sozialem Abstieg und von der religiösen Gemeinschaft als Ort der Heimat und der Unabhängigkeit. Eine überraschende, provokative Emanzipationsgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.11.2020

Rezensent Axel Timo Purr lernt mit Leila Aboulelas Heldin eine junge Sudanesin in der Londoner Diaspora zwischen Deklassierung, Diskriminierung und Selbstermächtigung kennen. Spannend und erkenntnisreich, da differenziert genug und empathisch, findet er den Blick auf die Lebensverhältnisse der Figur, klar und konkret die Sprache im Buch, faszinierend die "ethnografische Dichte". Auch wenn der Roman im Original bereits 2005 erschienen ist, kann er Purr zufolge zum besseren Verständnis gegenwärtiger Spannungen zwischen "säkularen und islamischen Kräften" beitragen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2020

Rezensentin Nora Noll hat eine harte Nuss zu knacken mit diesem Roman der in Schottland lebenden Sudanesin Leila Aboulela, der im englischen Original bereits 2003 erschien. Aboulela erzählt von der jungen Nadschwa, die nach dem Militärputsch 1985 aus dem Sudan nach Großbritannien flieht. Dort muss die einstige Angehörige einer korrupten Elite nicht nur mit dem Tod ihres hingerichteten Vaters klarkommen, sondern auch mit sozialer Deklassierung, Ablehnung und Diskriminierung. Sie sucht und findet ihr Heil im islamischen Glauben, in Hidschab und Moschee. Noll druckst ordentlich herum, ob sie das nun reaktionär finden darf oder ob sich in ihrer Ablehnung die typische Überheblichkeit einer Westlerin offenbart. Am Ende denkt sie sich clever, dass auch in der Unterwerfung eine Selbstermächtigung liegen kann.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de