Kuno Kruse

Dolores und Imperio

Die drei Leben des Sylvin Rubinstein
Cover: Dolores und Imperio
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2000
ISBN 9783462029260
Gebunden, 256 Seiten, 19,43 EUR

Klappentext

Sylvin Rubinstein lebt heute zurückgezogen in Hamburg-St. Pauli. In langen Nächten erzählt der 87-Jährige dem Journalisten Kuno Kruse von seiner Zwillingsschwester Maria. Sie verschwand 1941 in Ostgalizien zusammen mit seiner Mutter. Die unehelichen Kinder einer jüdischen Tänzerin und eines russischen Fürsten wuchsen im galizischen Brody auf. Rubinstein lässt die Tanzschule in Riga und die großen Variétebühnen Europas wiedererstehen, auf denen Maria und Sylvin ein gefeiertes Tanzpaar waren, umgeben von Luxus und Glamour. Mit Ausbruch des Weltkriegs begann für ihn ein Leben zwischen Versteck und Gefängnis. Rubinstein überlebte, weil ihn der deutsche Wehrmachtsoffizier Kurt Werner schützte. Ausgestattet mit falschen Papieren schickte Werner den jüdischen Tänzer 1942 als Zwangsarbeiter nach Berlin. Dort gab es Wunder - den Bäcker, der ihm Brot schenkte; die Nonnen, die ihn in einem Krankenhaus versteckten. Nach 1945 begann sein drittes Leben - ohne seine geliebte Schwester. Doch wenn der alte Mann in seiner Küche erzählt, dann tanzt Dolores, und Maria lebt für immer.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.11.2000

Bewegt rezensiert Ute Scheub die von Ex-Tazler und nun Stern-Reporter Kuno Kruse aufgezeichnete Lebensgeschichte des 87 Jahre alten Tänzers Sylvin Rubinstein, der zusammen mit seiner geliebten Zwillingsschwester Maria als "Dolores & Imperio" in den dreißiger Jahren eine Tanzlegende war. Kruse ist mit dem in St. Pauli lebenden Rubinstein an die Orte seiner Vergangenheit, nach Polen und Berlin gereist. Daraus sei "ein ergreifendes, anrührendes, schauerliches, wunderbares Buch" geworden, schwärmt die Rezensentin. Lediglich wenn der Autor den Zeitsprüngen Rubinsteins zu wenig entgegenhält, sei die Lektüre etwas "chaotisch". Zusammen mit seiner Schwester konnte Rubinstein, dessen Mutter Jüdin war, dem Warschauer Ghetto entkommen. Doch die Schwester reiste zur Mutter nach Galizien zurück und wurde mit dem Rest der Familie ermordet. Rubinstein kämpfte im Untergrund. Erst nach dem Krieg tanzte er wieder - als Dolores. Dass er dabei in die Rolle der Schwester schlüpfte, erwähnt die Rezensentin nicht.
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