Kristine Bilkau

Die Glücklichen

Roman
Cover: Die Glücklichen
Luchterhand Literaturverlag, München 2015
ISBN 9783630874531
Gebunden, 304 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Isabell und Georg sind ein Paar. Ein glückliches. Doch mit der Geburt ihres Sohnes wächst nicht nur ihr Glück, sondern auch der Druck und die Verunsicherung. Für Isabell erweist sich die Rückkehr in ihren Beruf als schwierig: Während des Solos zittern ihre Hände, nicht nur am ersten Abend, sondern auch an den folgenden. Gleichzeitig verdichten sich in Georgs Redaktion die Gerüchte, der Verlag würde die Zeitung verkaufen. Währenddessen wird ihr Haus saniert. Im Treppenhaus hängt jetzt ein Kronleuchter, im Briefkasten liegt eine Mieterhöhung. Für die jungen Eltern beginnt damit ein leiser sozialer Abstieg. Isabell und Georg beginnen mit einem Mal zu zweifeln, zu rechnen, zu vergleichen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.07.2015

Angela Leinen steigt voll ein in diese Abstiegsgeschichte eines neubürgerlichen Paares von Kristine Bilkau, erkennt, wie die Autorin Motive und Symbole raffiniert miteinander verwebt und psychologisch fein beschreibt, Gentrifizierung, Täter- und Opferrollen, Generationenfragen. Als der Subtext in der aus wechselnder Perspektive betrachteten Paarbeziehung giftiger wird, ahnt Leinen Schlimmes, wird aber schließlich enttäuscht von einem etwas lahmen Ende des Romans.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 04.07.2015

Paul Jandl nimmt das mit, wenn Kristine Bilkau vom soziökonomischen Abstieg einer kleinen Familie aus dem Bionademilieu erzählt. Das liegt daran, dass Bilkau sich Zeit nimmt, das Präsens wählt, um die kleinen Demütigungen der Weggentrifizierten zu schildern, und viel Empathie für ihre Figuren zeigt. So wird das Buch für Jandl zwar zum traurigsten Roman der Saison, doch auch zu einem exemplarischen Gesellschaftsbild unserer Städte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.05.2015

Hans-Peter Kunisch wird nicht wirklich glücklich mit dem Debütroman von Kristine Bilkau. Zu schablonenhaft bleiben die Figuren, die Bilkau zwar aus großer Nähe, wie Kunisch erklärt, doch leider ohne Sinn für die Dramaturgie der Geschichte auftreten lässt. Das Thema des gesellschaftlichen Abstiegs aus der Mittelklasse, im Buch vorgeführt anhand eines Paares, geht dem Rezensenten nur nahe, wenn die Autorin einmal bekannte Motive hinter sich lässt und den Sturz ganz konkret an kleinen Unsicherheiten im Alltag festmacht. Zu lebendigen Individuen werden die Figuren laut Rezensent jedoch nicht, sie bleiben steinerne Beispiele mit sterilen Innenwelten, die Kunisch kaum je rühren.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.05.2015

Rezensent Hans-Jürgen Schings redet nicht groß drum herum: Kristine Bilkaus Debütroman scheint ihm gelungen. Taktvoll erzählt die Autorin darin vom sozialen Abstieg eines Paares von der Familie Sorglos zum ALG-1-Prekariat. Wie Bilkau das macht, präzise, ohne Pathos, dafür mit Kenntnis der Materie und der Psyche der Figuren, findet Schings groß. Formal betört ihn die symmetrische Anlage des Textes, der den Leser die Sorgen des Mannes und die der Frau getrennt betrachten lässt, aber auch die Rituale des Familienlebens laut Schings sehr realistisch in den Blick nimmt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.04.2015

Ursula März liest Kristine Bilkaus "Die Glücklichen" zusammen mit Robert Kischs "Möbelhaus"  als Roman über den sozialen und kulturellen Abstieg. Bilkau erzählt von einem Paar aus der Berliner Kreativszene, von dem beide plötzlich arbeitslos werden. Die Rezensentin findet hier "empfindsam und messerscharf" beschrieben, wie schwer nicht nur der finanzielle, sondern auch der kulturelle Kapitalverlust zu verkraften sind. Bilkaus Roman sei deutlich literarischer als Kischs "Wallraffiade", meint März, aber damit auch glatter. Geradezu versöhnlich erscheint ihr das Ende, wenn sich das Paar nach dem Mühen auf dem Arbeitsmarkt in die "Schule der Gelassenheit" begibt und die stigmatisierenden Codes des Kulturmilieus hinter sich lässt.