Klaus Theweleit

Pocahontas II

Buch der Königstöchter. Von Göttermännern und Menschenfrauen
Cover: Pocahontas II
Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main 2013
ISBN 9783878777526
Gebunden, 736 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Am Anfang war die Einwanderung. Am Anfang von was? Am Anfang von dem, was wir heute "Europa" nennen. So ca. 2000 Jahre v. u. Z. (-2000) wandern verstärkt und in mehreren "Wellen" Indogermanen von Nordosten her in die Gebiete ein, die wir heute als "Griechenland" kennen. Die hießen nicht immer so. Wie deren vor-griechische Bewohner sich nannten, wissen wir nicht. Sie schrieben nicht; sie wurden ausgelöscht; oder den Einwandernden assimiliert. Alle Namen, die wir heute haben, sind die der siegreichen Neuankömmlinge; Namen der Kolonisatoren, der "Griechen" eben (die auch noch nicht schrieben als sie eintrafen). Die "Griechen" entwickelten dabei eine besondere Kunst der Erzählung (bzw. des Gesangs); Formen, die wir heute als "Mythos" bezeichnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.12.2013

Ziemlich hoch reicht der Berg der Befunde zur These des frauenverschlingenden Patriarchats innerhalb der abendländischen Kultur, die der Autor vor dem Rezensenten seit Jahr und Tag auftürmt. Dagegen hat Oliver Jungen nichts einzuwenden, scheint ihm Klaus Theweleit doch den nötigen Ernst und die ebenso nötige Materialkundigkeit in Text, Bild und Mythologie mitzubringen. Bis in die Ikonografie von Zigarettenschachteln vermag ihm der Autor so die Darstellung der Fremdheit der Frau nachzuweisen. Je abgedrehter, subjektiver und exzessiver, desto besser, galt bislang für Theweleits Großprojekt. Mit diesem neuen Band allerdings scheint der Autor für Jungen in der ohrensesselhaften Pointenseligkeit eines Gustav Schwab angekommen zu sein. Leider. Wenn Wildheit milder Altersironie weicht, geht für Jungen ein großes Stück vom Reiz des Autors Theweleit verloren.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.12.2013

Mit Freude hat Fritz Göttler den jetzt erschienenen zweiten, über 700 Seiten umfassenden Band von Klaus Theweleits Pocohontas-Serie aufgenommen. Das "Buch der Königstöchter" handelt für ihn einmal mehr vom "alten Theweleit-Thema" Gewalt und Schönheit: Es geht um die Eroberungen und Landnahmen von Ländern, Gesellschaften, Frauen und deren Verarbeitung und Reflexion in Kunst und Mythen. Das Modell Pocahontas beziehungsweise Medea, Frauen, die den Eroberer begehren, verfolgt er dabei durch die Jahrtausende, denn es reflektiert die tatsächliche Form der Kolonisierung, bei der die Männer getötet wurden und sich die unterworfenen Frauengesellschaften anpassen mussten. Die komplexe, ausladende Gedankenführung voll von Wendungen und Drehungen spiegelt für Göttler den Glauben des Autors an die "Überlegenheit der Literatur" sowie der Popkultur, Songs und Filme über die Philosophie. Das Fazit des Rezensenten: wie alle Werke Theweleits ein großes "Leseabenteuer".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.06.2013

In "gewohnter" Fülle lässt Klaus Theweleit Sonja Vogel unter den Lack der Kulturgeschichtsschreibung schauen. Darunter entdeckt die hin und wieder von Theweleits Assoziationswut überforderte Rezensentin die unter dem "Griechenwahn" versteckte Geschichte kolonialer Land- und Frauennahme. Von den vorhomerischen Mythen über Captain Smith und Pocahontas bis zu Rainer Brüderle vermag der Autor Vogel eine Mythogeografie zu konstruieren, die der Rezensentin letztlich vor Augen führt, dass dieses Buch im Hier und Jetzt spielt.