Klaus Modick

Konzert ohne Dichter

Roman
Cover: Konzert ohne Dichter
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2015
ISBN 9783462047417
Gebunden, 240 Seiten, 17,99 EUR

Klappentext

Heinrich Vogeler ist auf der Höhe seines Erfolgs. Im Juni 1905 wird ihm die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen - für sein Gesamtwerk, besonders aber für das nach fünfjähriger Arbeit fertiggestellte Bild "Das Konzert oder Sommerabend auf dem Barkenhoff". Während es in der Öffentlichkeit als Meisterwerk gefeiert wird, ist es für Vogeler das Resultat eines dreifachen Scheiterns: In seiner Ehe kriselt es, sein künstlerisches Selbstbewusstsein wankt, und seine fragile Freundschaft mit Rainer Maria Rilke zerbricht. Auf der Reise zur Preisverleihung erinnert Vogeler sich an die Gründung der Künstlerkolonie, die Magie der ersten Begegnung mit Rilke in Florenz, die Euphorie des gemeinsamen Aufbruchs - und an Paula Modersohn-Becker und Clara Rilke-Westhoff, die Frauen, denen Rilke in einer skandalösen Dreiecksbeziehung verbunden war.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.03.2015

Kristina Maidt-Zinke hätte sich durchaus einen riskanteren Roman zum tragisch in der Sowjetunion geendeten Maler Heinrich Vogeler vorstellen können, doch Klaus Modicks "elegante Worpswede-Fantasie" hat ihr auch gefallen. Sie kennt und schätzt Modick als erfahrenen Romancier, und wie er die Künstlerfreundschaft zwischen Vogeler und dem Dichter Rainer Maria Rilke ins Bild setzt, kreuzt in ihren Augen sehr charmant den Künstler- mit dem Heimatroman. Ohne seinen Protagonisten die Ernsthaftigkeit abzusprechen, führt Modick der Rezensentin sehr schön die Komik vor Augen, für die Rilke mit seinem "Stegreif-Pathos" im norddeutschen Moor gesorgt haben muss. Die chronique scandaleuse aus dem Untertitel, meint Maidt-Zinke, ist tatsächlich eher "néglibeable", sie bezieht sich auf Rilkes Schwanken zwischen Paula Becker (später Modersohn) und Clara Westhoff (später Rilke). Das Bittere liegt im Scheitern der Künstlerutopie.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2015

So muss es gewesen sein damals in Worpswede, denkt Rezensentin Sandra Kegel beim Lesen von Klaus Modicks Versuch, den Bruch zwischen Rilke und Heinrich Vogler vor Sommerabendkulisse erzählerisch nachzuempfinden. Um Voglers Gemälde "Sommerabend" herum zieht der Autor sein Motiv auf, erzählt in Rückblenden die Vorgeschichte und schöpft bei alldem fröhlich aus Rilkes Tagebüchern und Voglers Lebenserinnerungen, wie Kegel weiß. Vor allem die Milieuschilderungen im Buch haben es ihr angetan, die Begegnungen der Künstler mit Land und Leuten, erklärt sie, vermag Modick in all ihrer Komik zu erfassen. Dass der Autor den Maler mehr schätzt als den prätenziösen Dichter, merkt Kegel schnell. Auszusetzen hat sie daran jedoch nichts.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 28.02.2015

Barbara Möller warnt die distanzlosen unter den Rilke-Fans. Dieses Buch ist eine Frechheit. Denn es zeigt den großen Dichter als hoffnungsfrohen und überaus ambitionierten jungen Mann. Es erzählt die Jugendstilidylle in Worpswede, die wie jede Idylle so ihre unschönen Rückseiten hat. Und es nimmt den einst so erfolgreichen Maler Heinrich Vogeler in den Fokus, der sich in diese Idylle verstrickt hat und künstlerisch scheitert. Eigentlich, so Müller, geht es in dem kleinen Roman sogar vor allem um Vogeler, um sein Gemälde, "Das Konzert oder Sommerabend auf dem Barkenhoff", auf dem Rilke aus guten bösen Gründen fehlt. Höchst unterhaltsam, so schließt die Rezensentin, und mehr noch: gut recherchiert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.02.2015

Zwar bringt Modick keine neuen Einsichten zum Verhältnis zwischen Rilke und dem Maler Vogler in der Künstlerkolonie Worpswede, doch seine literarische Präzisionsarbeit in der Beschreibung norddeutscher Milieus und Sprache mache diesen Roman zur lohnenswerten Lektüre, erklärt Rezensentin Christine Regus. Zumal diese Anordnung es dem Autor gestattet, neuerlich über sein in den letzten Jahren mit Vorliebe bearbeitetes Sujet - der Künstler und seine Existenz im Betrieb - zu reflektieren: So reiben sich auch Rilke und Vogler hier an narzisstischer Geltungssucht und den Anforderungen zur Eigenvermarktung, führt die Kritikerin aus. Wobei insbesondere Rilkes Selbstüberhöhung als Künstler den sanften Spott des Autors auf sich zieht - "köstlich beschrieben", freut sich Regus, die es allerdings etwas schade findet, dass der im Untertitel des Buchs in Aussicht gestellte Skandal sich am Ende doch nicht einstellt. Macht aber auch eigentlich nichts, schließt die Kritikerin, denn Modick schreibt solide unterhaltsam und das "auf hohem Niveau".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.02.2015

Markus Schwering hat Spaß bei der Lektüre von Klaus Modicks Worpswede-Tableau. Auch wenn es im Buch um so schwierige Themen wie Kunst und Leben und die Verantwortung des Künstlers geht, laut Schwering schafft der Autor es, das Ganze mit Leichtigkeit zu behandeln und selbst Bildungsfrüchte, etwa die Fortführung des Hauptmann-Porträts bei Thomas Mann, als schwebende Preziose zu fassen, an der sich der Rezensent laben kann. Die Geschichte der Kolonie Worpswede, die Modick historisch exakt erzählt, gewinnt laut Schwering unter anderem durch Modicks Rilke-Figur als egomanem Kitsch-Heiligen. Im Übrigen sorgen Verve, Stil und Humor des Autors für den Genuss, meint er.