Klaus Kreiser

Atatürk

Eine Biografie
Cover: Atatürk
C.H. Beck Verlag, München 2008
ISBN 9783406576713
Gebunden, 321 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Mit 38 Abbildungen und zwei farbigen Karten. Klaus Kreiser erzählt höchst anschaulich das Leben Mustafa Kemal Atatürks (1881-1938) und zeigt, wie die historischen Umstände und die richtigen Verbindungen, aber auch Machtbewusstsein und Charisma einen einzigartigen Aufstieg ermöglicht haben. Gegen den Widerstand der Sieger des Ersten Weltkriegs erkämpfte er die Unabhängigkeit und rief 1923 den ersten türkischen Nationalstaat aus und verordnete einen beispiellosen Traditionsbruch: Das altehrwürdige Sultanat und das Kalifat wurden abgeschafft, Turbane, Fese und Gesichtsschleier aus der Öffentlichkeit verbannt. Die Hauptstadt wurde von Istanbul nach Ankara verlegt, die arabische Schrift durch die lateinische ersetzt und das islamische Bildungswesen rigoros unterdrückt. Europäische Gesetze sorgten für die Gleichstellung der Frauen. Wie konnte ein aus bescheidenen Verhältnissen stammender Berufssoldat zum Staatschef und Kulturrevolutionär werden? Klaus Kreiser schildert auf der Grundlage zahlreicher neuer Quellen den Lebensweg Mustafa Kemals von seinen frühen Jahren als Militärschüler und Verteidiger des osmanischen Erbes bis zum nationalistischen und autoritären Reformer der Türkei.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.12.2008

Als Lebensbeschreibung und Geschichtsbuch in einem begreift Günter Seufert Klaus Kreisers Buch über Kemal Atatürk. Seufert staunt nicht nur über die schiere Materialfülle, die der Autor präzise und leserfreundlich präsentiert, er zeigt sich auch fasziniert von der Figur Atatürk und dessen Lebensleistung, weil Kreiser es versteht, die verwirrende Gestalt der osmanischen Gesellschaft vor Atatürk zu veranschaulichen. Als prägenden Mechanismus des Atatürk'schen Nationalstaats erkennt Seufert dessen Vorschriftsseligkeit und freut sich, dass der Autor auch bei der Darstellung solcher Einzelheiten Distanz bewahrt. Der Staatsgründer selbst erscheint ihm so als "Mensch seiner Zeit", der hier weder verdammt noch verherrlicht wird.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.10.2008

Als "glänzendes Buch" feiert Rezensent Michael Thumann diese Biografie des Gründers der modernen Türkei. Denn es handelt sich aus seiner Sicht nicht allein um eine facettenreiche Beschreibung der vielen Gesichter dieses türkischen Übervaters, sondern auch um eine Geschichte der modernen Türkei und ein Handbuch zu deren Verständnis. Mit großem Kenntnisreichtum und Differenzierungsvermögen beschreibe Klaus Keiser den Werdegang der modernen Türkei und ihres Führers, lobt der Rezensent, der sich auch von den versammelten Zitaten begeistern ließ, die sowohl die Person Atatürk als auch das Wesen seiner Reformen wunderbar anschaulich werden lassen. Besonders das "nicht eifernde, ausgewogene Urteil" dieses Biografen macht das Buch für den Rezensenten so lesenswert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.10.2008

Klaus Kreisers Atatürk-Biografie füllt eine Lücke, stellt Rezensent Stefan Reinecke nach der Lektüre befriedigt fest. Denn Kreisers Biografie des türkischen Staatsgründers sei nicht nur die erste, die auf Deutsch erscheint, sondern nach Reineckes Überzeugung zudem eine wissensreiche und genau recherchierte. Kreiser zeichne Mustafa Kemals Weg als den eines Autodidakten, der in Westeuropa die Moderne kennenlernte, die er nach Gründung der türkischen Republik als "Revolutionär von oben" seinem Staat verordnet habe . Auch eine Revision der Rolle der Frau nach westlichem Vorbild gehörte zu Atatürks "kulturrevolutionärem Programm", erfährt Reinecke. Trotz des überbordenden Personenkults sei Atatürks autokratische Herrschaft nicht mit den faschistischen Regimen in Italien und Spanien zu vergleichen, stellt Reinecke auch fest, denn Atatürk sei "kein charismatischer Tyrann, sondern ein schüchterner Oberlehrer" gewesen. Ein wenig von dieser Schüchternheit scheint auf seinen Biografen abgefärbt zu haben, denn so sehr der Rezensent dessen dezente Darstellung und umsichtiges Abwägen schätzt, so sehr vermisst er von ihm "ein paar Sätze zu Atatürks historischer Gesamtbilanz".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2008

Mit großem Lob bedenkt Wolgang Günter Lerch diese Biografie des Gründers der türkischen Republik, Mustafa Kemal Atatürk, die der Turkologe Klaus Kreiser vorgelegt hat. Er attestiert dem Autor, Atatürk weder zu glorifizieren noch zu verdammen, sondern einfach zu beschreiben, "wie es war". Kreiser zeichnet seines Erachtens ein genaues Bild des charismatischen, autoritären Republikgründers und Kulturrevolutionärs, das positiven wie negativen Seiten von Atatürks Wirken Rechnung trägt. Besonders schätzt Lerch die lebendige und packende Art von Kreisers Darstellung sowie die Auswertung zahlreicher türkischer und osmanischer Originalquellen. Er hebt die kritische Auseinandersetzung des Autors mit dem Personenkult um Atatürk hervor, betont aber auch, dass Kreiser es dem Leser selbst überlässt, sich ein Urteil über die Person und die Politik des Republikgründers zu bilden.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.09.2008

Überzeugend findet Christiane Schlötzer diese bislang umfassendste deutschsprachige Biografie über den Gründer der Türkei, Kemal Atatürk, die der Turkologe Klaus Kreiser vorgelegt hat. Sie würdigt den Autor als "exzellenten Kenner" der Materie, der in zahlreichen türkischen Archiven recherchiert und originalsprachige Texte, darunter viele Briefe, ausgewertet hat. Ausführlich rekapituliert sie die Karriere Atatürks, schildert ihn als Pascha, Revolutionär und Egomanen und hebt sein Engagement für die Frauenfrage hervor. Besonders schätzt Schlötzer die vielen, gründlich recherchierten Originalzitate, die Kreiser einbringt und die aus dem Buch eine wahre "Fundgrube" für das "Verständnis der frühen Republik" machen. Bedauerlich scheint ihr nur, dass der Epilog über die Nachwirkung Atatürks auf die heutige Türkei etwas knapp ausfällt.
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