Kazuo Ishiguro

Klara und die Sonne

Roman
Cover: Klara und die Sonne
Karl Blessing Verlag, München 2021
ISBN 9783896676931
Gebunden, 352 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Barbara Schaden. Klara ist eine künstliche Intelligenz, entwickelt, um Jugendlichen eine Gefährtin zu sein auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Vom Schaufenster eines Spielzeuggeschäfts aus beobachtet sie genau, was draußen vor sich geht, studiert das Verhalten der Kundinnen und Kunden und hofft, bald von einem jungen Menschen als neue Freundin ausgewählt zu werden. Als sich ihr Wunsch endlich erfüllt und ein Mädchen sie mit nach Hause nimmt, muss sie jedoch bald feststellen, dass sie auf die Versprechen von Menschen nicht allzu viel geben sollte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.05.2021

Eher trocken fällt Lob dieses Romans durch Rezensent Benedikt Herber aus, aber er findet durchaus, es lohne es sich, den ersten, offenbar etwas zähen Teil hinter sich zu bringen, denn im zweiten komme endlich "Dynamik" in die Sache. Dem Kritiker hat gefallen, wie mit der Akzeptanz des Roboters Klara als Gefährtin eines kranken Kindes langsam die Problematik entwickelt wird, um die es Ishiguro gehe, nämlich dass es das Leistungs- und Algorithmusdenken der Menschen ist, dem wir am Ende selbst zum Opfer fallen. Nicht die Künstliche Intelligenz oder die aus ihr folgende Technik sei gefährlich, so nimmt es der Kritiker aus diesem Roman mit, den er "auf lakonische Weise berührend" findet, sondern es sind die Menschen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.03.2021

Rezensentin Katharina Granzin lässt sich beinahe von der glatten sprachlichen Oberfläche blenden, unter der Kazuo Ishiguro die großen Menschheitsfragen auch in seinem neuen Roman wieder verberge: In "absolut unangestrengter" Sprache, so Granzin, wird hier aus der Sicht des solarbetriebenen Roboter-Mädchens Klara erzählt, wie sie ein Menschenmädchen mit der Kraft der Sonne von einer tödlichen Krankheit heilen will. Ob der Roboter damit eine spirituelle Neigung entwickelt, die wir Menschen leichtfertig aufgegeben haben, fragt sich die Rezensentin? Ein Roman voller Fragen und ohne Antworten, der "easy reading auf hohem Niveau" biete, lobt Granzin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.03.2021

Kazuo Ishiguro hat dieses Buch über die künstliche Intelligenz Klara nicht geschrieben, um das Verhältnis der Gesellschaft zur Technik auszuloten, sondern um über den Kontrast zum Inhumanen das Menschsein zu reflektieren, davon ist Rezensentin Cornelia Geißler überzeugt. Dass das mit einem Roman gelingt, dessen Erzählinstanz eine sogenannte "künstliche Freundin" ist, ein Androide, der geschaffen wurde, um einem Einzelkind Gesellschaft zu leisten, bestätigt in den Augen der Kritikerin Ishiguros herausragendes Können. Der Roman hat sie sehr berührt, obwohl er gerade nicht in einem emotionalen Stil daherkommt, wie Geißler findet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.2021

Kazuo Ishiguros neuen Sci-Fi-Roman liest Rezensentin Gina Thomas mit gemischten Gefühlen. Einerseits gelingt dem Autor eine eigenwillige Kombi aus seinen Themen Moral und menschliche Wärme und dem Blick in eine von Künstlicher Intelligenz bestimmte Zukunft, indem er eine humanoide Roboterin zur Erzählerin macht, wie Thomas erläutert. Andererseits stößt sich die Rezensentin an der Perspektive und der Erzählweise der Figur, die ihr mitunter allzu kindlich erscheinen. Von den laut Thomas oft recht simpel formulierten Fragen und Erkenntnissen im Text nimmt die Rezensentin diese mit: Auch Maschinen sind vergänglich.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.03.2021

Rezensent Tobias Sedlmaier plaudert mit Kazuo Ishiguro per Zoom über Literatur und Politik, Fake News, Populismus und Corona, um dem Roman, dem ersten seit Erhalt des Literatur-Nobelpreises, im Anschluss eine hymnische Besprechung zu widmen. Erzählt wird die Geschichte von Klara, einer künstlichen Intelligenz in Form eines Roboters, die der kleinen Josie geschenkt wird, um ihr die Einsamkeit zu vertreiben. Klara lernt sich einzufühlen, zieht mitunter irrwitzige Schlüsse, altert in Rekordgeschwindigkeit und zieht den Leser schnell in ihren Bann, versichert der Kritiker. Der Roman ist als Dystopie angelegt, vage wird eine in Klassen gespaltene, privatisierte Gesellschaft angedeutet, über allem liegt ein "Dunstschleier melancholisch-märchenhafter Selbstvergessenheit", fährt Sedlmaier fort. Aktualität blitzt immer wieder durch, vor allem aber besticht der Roman durch die anspruchsvolle Behandlung moralischer Fragen mit "humanistischem Ernst", lobt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2021

Ob Nicolas Freund diesen Roman mag, ist nicht so ganz klar. Er stellt uns Klara gerne vor und würde, so scheint es, an ihr lieber noch dramatischere Fehler entdecken, oder wenigstens Unterschiede zum Menschsein, als der Autor ihr mitgegeben hat. Denn das Automatsein von Klara - der Kritiker bezieht sich hier auf Descartes Formulierung aus dem frühen 17. Jahrhundert - und wie Ishiguro es ausbreitet, hat ihn irritiert. Der Roman, der aus der sich Sicht der KI Klara erzählt wird, die hier allerding KF für Künstlicher Freund genannt wird, kann so ein Bild für vieles sein, findet der verunsicherte Kritiker. Schließlich ist es der "fremde Blick", egal von wem, der ihn mit dem Roman versöhnt, da er den menschlichen, ganz anderen Blick am Ende bestätigt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.03.2021

Rezensentin Katharina Borchardt ist Kazuo Ishiguros neuer Sci-Fi-Roman viel zu gemütlich. Wie der Autor seine Protagonistin, eine humanoide KI-Dienerin, anlegt, als unpolitische, reichlich langweilige Figur, greift für Borchardt zu kurz und lässt die entscheidenden ethischen und politischen Fragen im Zusammenhang mit KI unbeantwortet. Dem Text fehlt laut Borchardt entschieden die technikphilosophische Basis. Der gleichmütige, "betörende" Entwurf des Settings im Roman reißt es für sie nicht raus.