Katharina Volckmer

Der Termin

Roman
Cover: Der Termin
Kanon Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783985680009
Gebunden, 128 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Milena Adam. Auf Englisch verfasst, zielt der Roman der deutschen Autorin Katharina Volckmer auf die Deutschen und ihre Scham. In einer Londoner Praxis entblößt sich eine junge Frau aus Deutschland vor ihrem Arzt Dr. Seligman. Obwohl sie nur seinen Hinterkopf sehen kann, vertraut sie ihm ihr Innerstes an: ihre heimliche Lust, ihre Schuldgefühle und ihr Ringen um sich selbst. Obwohl sie sich von ihrer katholischen nachkriegsdeutschen Familie abgewandt hat und seit Jahren in London lebt, verfolgen sie die alten Geister. In dem Monolog nabelt sie sich noch einmal von ihrer Vergangenheit, aber auch von ihrer Gegenwart ab. Vom Umkleiden in der Badeanstalt bis zum Toilettenfick in der Bar begleiten wir eine junge Frau, die sich von ihrer Scham, ihrer Kultur und ihrer Geschlechtlichkeit fundamental befreit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.11.2021

Rezensentin Nele Pollatschek wünscht dem Buch von Katharina Volckmer einen Haufen Leser. Schon der Anfang des Buches - sitzt eine Deutsche bei einem jüdischen Gynäkologen und will sich einen "jüdischen Schwanz" anoperieren lassen - scheint Pollatschek sensationell, kathartisch, mutig. Dass der Chirurg nur Pappkamerad ist, Adressat für einen Monolog über deutsche Befindlichkeiten, Hitler, Juden, Butt-Plugs und nicht zuletzt über Identitäten und Weiblichkeit, verzeiht die Rezensentin der Autorin gerne. Wie Volckmer es schafft bei aller sprachlicher Deutlichkeit "nichts beim Namen zu nennen", nicht einmal das Geschlecht des Erzählers, findet Pollatschek einfach großartig. Umso enttäuschter ist sie, dass Volckmer am Schluss doch einer "Fetischisierung" von Auschwitz zuneigt und das Leid der KZ-Opfer mit dem "Körper-und-Rollen-Leid" von Transmenschen zu vergleichen scheint.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.08.2021

Als literarische Entsprechung der Masturbation versteht Rezensent Philipp Theisohn den Monolog in Katharina Volckmers Debüt. Dass es im Text um einen jüdischen Schwanz geht, den sich eine deutsche Frau in einer Londoner Praxis anlässlich einer Geschlechtsumwandlung verpassen lassen möchte, muss der Leser der deutschen Fassung selbst herausfinden. Der Untertitel ("Story of Jewish Cock") ist bei dieser Ausgabe zum Bedauern des Rezensenten unter den Tisch gefallen. Was den Inhalt angeht, ist Theisohn durchaus zufrieden. Dass die Autorin mit dem Monolog der Erzählerin auf dem OP-Tisch keinen Thesenroman vorlegt, sondern die heikle Verbindung von Porno und Genozid in eine Utopie münden lässt (Sex), die laut Theisohn "Wunden und Waffen" auf angemessene Weise vereint, sagt dem Rezensenten jedenfalls zu, auch wenn die Rohheit der Diktion ihn mehr als einmal schlucken lässt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 08.08.2021

Rezensent Harald Staun ist froh darüber, dass Katharina Volckmer in ihrem Debütroman um die Scham und den Selbsthass einer deutschen Frau, die davon träumt, einen jüdischen Penis zu haben, nicht in den Klamauk abrutscht. Ebenso froh scheint er über das Vermeiden von "Debattenbegriffen" (immerhin geht es im Text um kulturelle und sexuelle Identität). So gelingt der Autorin ein witziger, wütender, für Staun bei genauerer Betrachtung immer auch tragischer Monolog, der durchaus an Bernhard erinnert, wie der Rezensent findet. Kommt eine Frau zum Arzt: Was Volckmer daraus macht, findet Staun verblüffend grotesk.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.08.2021

Dass lange Zeit kein deutscher Verlag Katharina Volckmers Roman veröffentlichen wollte ("zu radikal"), versteht Rezensentin Zelda Biller so wenig wie die Autorin. Denn "kritisch und scharfsinnig" und auch manchmal lustig sei Volckmers Monolog einer bigotten Deutschen mit Sexual- und Hitlerkomplex, die sich auf dem Stuhl eines jüdischen Chirurgen, der ihr einen Penis machen soll, über den Umgang der Deutschen mit ihrer Geschichte, aber auch über eigene "Nazisexträume" auslässt. Dass die Autorin in ihren vor Zynismus und Wut beinahe "explodierenden" Sätzen offenlässt, wie viel von der Tirade Ernst und wie viel Show ist, scheint die Rezensentin zu beeindrucken. Irritierend nur, dass man scheinbar erst auswandern müsse, um so "gelassen" über deutsche Geschichte zu schreiben - in ihrer Muttersprache hätte die in London lebende Autorin den Roman nach eigenen Angaben nicht schreiben können, wie Biller zitiert.
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