Joachim Zeller (Hg.), Jürgen Zimmerer

Völkermord in Deutsch-Südwestafrika

Der Kolonialkrieg (1904-1908) in Namibia und seine Folgen
Cover: Völkermord in Deutsch-Südwestafrika
Ch. Links Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783861533030
Taschenbuch, 276 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Mit 96 Abbildungen. 2004 jährt sich zum hundertsten Mal der Kolonialkrieg, den das deutsche Kaiserreich gegen die Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) führte. Das militärische Vorgehen der deutschen Schutztruppe endete in einem Völkermord, der seine Fortsetzung in den landesweit eingerichteten Konzentrationslagern fand, in denen nahezu jeder zweite afrikanische Kriegsgefangene zu Tode kam. Die besiegten Afrikaner verloren nicht nur ihr Land und ihren Viehbesitz, sondern wurden fortan auch einem rigiden Kontrollsystem unterworfen. In dem vorliegenden Band werden Ursachen, Verlauf und Folgen dieses Kolonialkrieges beleuchtet. Dabei findet die historische Perspektive der Deutschen, wie der Afrikaner Berücksichtigung. Nicht zuletzt wird die Frage nach der Bedeutung des ersten von Deutschen verübten Völkermordes für die weitere Geschichte beider Länder aufgeworfen, eines Genozids, der für Namibia bis heute ein nationales Trauma darstellt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.02.2004

Sehr empfehlenswert findet Rezensentin Ursula Trüper den von Jürgen Zimmerer und Joachim Zeller herausgegebenen Sammelband "Völkermord in Deutsch-Südwestafrika", den sie anlässlich des hundertsten Jahrestags des "Herero-Aufstands" gegen die deutsche Kolonialmacht im damaligen Deutsch-Südwestafrika bespricht. Wie sie berichtet, verloren in diesem Krieg und der darauf folgenden Gefangenschaft 80 Prozent der Herero und 50 Prozent der Nama ihr Leben. Der Band bietet "solides Basiswissen" auf dem neuesten Forschungsstand, lobt Trüper. Darüber hinaus befasse er sich mit den Kontinuitäten dieses Krieges im deutschen "Mutterland". Vieles, was die Nazis wenige Jahrzehnte später in Deutschland zur Perfektion brachten, sei erstmals in Deutsch-Südwestafrika erprobt worden - etwa der Gebrauch des auch damals schon so genannten "Konzentrationslagers".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.01.2004

Als ausgewogenen und sorgfältig erarbeiteten Band lobt Rezensent Kersten Knipp dieses Buch über den Völkermord an den Hereros. Unter dem Kommando von Lothar von Trotha hatten die deutschen Kolonialtruppen die Hereros nach deren - bereist niedergeschlagenen - Aufstand in die Omaheke-Wüste getrieben. Fünfzigtausend Menschen - zwei Drittel der gesamten Volkes, mussten dabei ihr Leben lassen. So entsetzlich dieses Verbrechen selbst ist - nicht weniger schockieren findet der Rezensent den Rassismus, mit dem "die Deutschen ihre Taten vorbereiteten, legitimierten und verherrlichten". Daher ist Knipp den Autoren dankbar, dass sie es nicht bei der Darstellung des Kolonialkrieges belassen, sondern auch die Nachwehen und Folgewirkungen behandeln - bis hin zu der Sammelklage, die Vertreter der Hereros im vorigen Jahr gegen die Bundesrepublik eingereicht haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.2003

Der Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, der vor hundert Jahren zu einem Vernichtungsfeldzug gegen die Herero und Nama ("Hottentotten") führte, steht im Mittelpunkt des von Jürgen Zimmer und Joachim Zeller herausgegebenen Bandes, wobei die Herausgeber, wie Michael Salewski in seiner Besprechung positiv betont, den Krieg, der beinahe zur Auslöschung dieser Völker geführt hat, in die Geschichte des afrikanischen Landes einbetten und damit auch ein Vorher und Nachher berücksichtigen und das Geschehen nicht isoliert betrachten. Für Salewski wäre es dennoch wünschenswert gewesen, die Perspektive auf den europäischen Kolonialismus Anfang des 20. Jahrhunderts allgemein zu erweitern: gab es wirklich ein fehlendes Unrechtsbewusstsein bei den Deutschen, fragt der Rezensent nach einer Auswertung der öffentlichen Diskussion in Deutschland. Für fatal hält Salewski außerdem die Gleichsetzung von Genozid und Holocaust, weil sie Missverständnisse heraufbeschwöre, wie es sie bereits bei dem unseligen Historikerstreit gegeben habe. Trotz dieser Einwände betrachtet Salewski das Buch als eine sehr ernsthafte Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialvergangenheit, denn es werfe die Frage auf, wann und ob sich die Bundesrepublik für die schrecklichen Geschehnisse in den Jahren 1904 - 1908 entschuldigen wird.
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