Josef Fleckenstein

Rittertum und ritterliche Welt

Cover: Rittertum und ritterliche Welt
Siedler Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783886807338
Gebunden, 254 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Unter Mitwirkung von Thomas Zotz. Das Rittertum hat die Kultur und Lebensart des europäischen Kontinents nachhaltig geprägt; es beschäftigt unsere Fantasie bis heute. Was sind die Ursprünge dieses Phänomens? Was machte die ritterliche Welt aus, und wie hat sie sich im Laufe der Jahrhunderte gestaltet? Josef Fleckenstein beschreibt und analysiert den historischen Prozess, in dem sich der "Miles", der einfache Krieger des frühen Mittelalters, zunächst zum Vasallen und schließlich zum gepanzerten Krieger zu Pferde wandelt. Damit verbunden ist die Entstehung einer neuen Ethik, die nicht die Herkunft, sondern - unter dem Einfluss des Christentums und der mittelalterlichen Kirche - Verdienst und Bewährung in den Vordergrund stellt. Es bildet sich ein europäisches Rittertum heraus. Fleckensteins besonderes Interesse gilt den Entstehungsbedingungen, den Übergängen in der Entwicklung und dem europäischen Moment. Der Ritter, so seine zentrale These, ist beides: Produkt und Idealtyp seiner Epoche.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.12.2002

Josef Fleckensteins Band "Rittertum und ritterliche Welt", der die Ritter zeige, wie sie wirklich waren, hat Rezensent Michael Borgolte gut gefallen. Wie er ausführt, versteht Fleckenstein das mittelalterlichen Rittertum als eine der prägenden Kräfte der europäischen Geschichte, sieht darin gar eine der "wenigen großen Erscheinungen der Weltgeschichte". Ein emphatisches Urteil, das der Autor laut Rezensent mit zwei Leistungen rechtfertigt: "der Umwandlung des allgemein verbreiteten Kriegertums in das welthistorisch einmalige Rittertum und die ihr zur Seite tretende Entfaltung einer spezifisch ritterlich-höfischen Kultur". Fleckensteins Darstellung der Entstehung und Entwicklung des Rittertums von der Karolingerzeit bis zu den Kreuzzügen lobt Borgolte als außerordentlich fesselnd, was vor allem an seinem "klaren Bauplan" und seiner "eleganten, manchmal berückend schönen Sprache" liege. Kritisch merkt Borgolte indes an, dass Fleckenstein die Exzesse des abendländischen Rittertums ausblendet. Insbesondere das hemmungslose Massaker an Muslimen und Juden in Antiochia und Jerusalem 1098/99 bleibt für Borgolte "erklärungsbedürftig".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.12.2002

Josef Fleckenstein hat sich nach Ansicht von Norbert Ott mit seiner Studie zu Rittertum und ritterlicher Welt ein anspruchsvolles Thema gewählt. Denn, betont Ott, "kaum ein Bereich der Geschichte hat ein solch populäres, durch Abenteuerromane und Jugendliteratur vermitteltes Interesse gefunden wie das Leben und die Taten der mittelalterlichen Ritter". Dabei wäre ein interdisziplinärer, kulturwissenschaftlicher Ansatz dem Gegenstand angemessen gewesen. Ott muss bedauerlicherweise feststellen, dass sich Fleckenstein nicht dieser Aufgabe gestellt habe. Zwar werden Erscheinungsformen des Rittertums aus vielfältiger Perspektive analysiert und in den historischen Kontext eingeordnet. Das geschieht nach Ott "in präziser, fakten- und quellengesättigter Analyse, doch zugleich seltsam bedächtig und glanzlos". Erst das letzte Kapitel über "Ritterliche Welt und höfische Lebensformen" verschränke "gesellschafts- und sozialgeschichtliche Realien mit ideologiekritischen und kulturwissenschaftlichen Fragestellungen". Allerdings hat es nicht Fleckenstein, sondern der Freiburger Historiker Thomas Zotz verfasst. Ott hätte sich diesen Ansatz für das gesamte Buch gewünscht.