Jose Eduardo Agualusa

Die Gesellschaft der unfreiwilligen Träumer

Roman
Cover: Die Gesellschaft der unfreiwilligen Träumer
C.H. Beck Verlag, München 2019
ISBN 9783406733741
Gebunden, 304 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler. Der angolanische Journalist Daniel Benchimol, frisch und unschön geschieden, träumt immer wieder von einer aparten, eleganten Frau, dann findet er eine Kamera und entdeckt Fotos, auf denen eben diese Frau zu sehen ist, die Künstlerin Moira, die sich mit der Darstellung von Träumen beschäftigt. Sie lernen sich kennen und lieben. Benchimols Freund, der ehemalige Guerillero und Hotelier Hossi, kann selbst nicht mehr träumen, taucht aber regelmäßig in den Träumen anderer auf, was sogar den kubanischen Geheimdienst auf den Plan ruft, der ihn zeitweilig entführt. Benchimols Tochter Lúcia schließlich träumt von einer freien Gesellschaft, demonstriert mit ihren Freunden gegen die autoritäre Regierung, wandert ins Gefängnis und geht in den Hungerstreik. Ihr Vater setzt alles in Bewegung, um sie zu befreien. In diesem wunderbar poetisch geschriebenen, rebellischen, aber auch komischen Roman geht es um die Sprengkraft, das Geheimnis und den Zauber von Träumen, die kollektiv geträumt, sogar ein Regime zum Abtreten zwingen können.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 15.06.2019

Rezensentin Birgit Koß bewundert den Einfallsreichtum, den der angolanische Schriftsteller José Eduardo Agualusa in seinem neuesten Roman zeigt: Sein Held träumt von Menschen, die ihm dann später begegnen, dessen große Liebe verwandelt ihre Träume in Kunst und ein Bekannter von beiden kann selbst wegen einer Gehirnschädigung nicht mehr träumen, taucht dafür aber in den Träumen seiner Mitmenschen auf, erzählt die Kritikerin beeindruckt. Die kunstvolle Verblendung von Traum und Wirklichkeit verknüpft der Autor laut Koß darüber hinaus mit einer Erinnerung an die Schrecken des angolanischen Bürgerkrieges, in die der traumwandelnde Bekannte verstrickt ist. Das Resultat ist der Rezensentin zufolge trotz der grauenhaften Kriegsepisoden eine Geschichte von "traumhafter Leichtigkeit", die sie offenbar sehr lesenswert fand.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.06.2019

Hymnisch bespricht Sieglinde Geisel diesen Roman des angolanischen Autors Jose Eduardo Agualusa, der laut Kritikerin von Michael Kegler auch glänzend aus dem Portugiesischen ins Deutsche übersetzt wurde und von der jüngsten Vergangenheit Angolas erzählt. Allein wie der Autor "Politik und Poesie", Realität und Fantasie mixt, um von den Bürgerkriegen nach der Unabhängigkeit Angolas zu erzählen, findet Geisel meisterhaft. Sie lauscht hier den Träumen des Ich-Erzählers Daniel, eines Journalisten, der im "korrupten" Angola versucht, sauber zu bleiben und staunt, wie der Autor, die funkelnde Oberfläche der Träume immer wieder aufreißt, um von den Problemen des Landes zu erzählen. Dass Agualusa anhand von Briefen, Tagebüchern und Gesprächen weitere Stimmen zu Wort kommen lässt, zudem die politische Gegenwart Angolas einflicht und mit Spannung und Ironie erzählt, lässt Geisel eine klare Leseempfehlung aussprechen.