Dulce Maria Cardoso

Die Rückkehr

Roman
Cover: Die Rückkehr
Secession Verlag für Literatur, Basel 2021
ISBN 9783905951639
Gebunden, 255 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Portugiesischen von Steven Uhly. Rui, ein portugiesischer Jugendlicher, sitzt gemeinsam mit seiner Familie in einem Haus in Luanda, der Hauptstadt von Angola, und wartet darauf, dass der Onkel kommt, um sie zum Flughafen zu bringen. Alle anderen Häuser in der Umgebung stehen entweder leer oder sind bereits von neuen, dunkelhäutigen Nachbarn besetzt worden. Wir schreiben das Jahr 1975. Draußen sind Schüsse zu hören, der Onkel verspätet sich, und dann taucht ein Jeep der Befreiungsarmee auf und die Dinge nehmen einen katastrophalen Verlauf.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.05.2021

Rezensentin Karin Janker liest Dulce Maria Cardosos autobiografisch grundierten Roman als zeitgeschichtliches Werk und als Meditation über Heimatverlust. Dass die Autorin von Portugals Herrschaft in Angola und ihrem Ende aus der Perspektive eines Teenagers erzählt, der sich 1974 als Rückkehrer im Mutterland Portugal fremd fühlt, erweist sich laut Janker als besonders ertragreich, da die Figur ihre eigene Rolle als ehemaliger "Unterdrücker" und nun Fremder und Verlierer im eigenen Land erst begreifen muss. Wie Cardoso hier an ein portugiesisches Trauma rührt, eindringlich und jenseits von Gut-Böse-Schemata, scheint Janker lesenswert, auch wegen der Sprache, die der Übersetzer gekonnt "konserviert", wie Janker schreibt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.04.2021

Ausgesprochen interessant findet Elena Witzeck, wie Portugals Autorinnen und Autoren die koloniale Vergangenheit des Landes in ihrer Literatur aufzuarbeiten beginnen. Dulce Maria Cardoso etwa erzählt in ihrem im Original bereits 2001 erschienenen Roman von einer Familie, die 1975 aus Angola ins Mutterland zurückkehren muss, wie Witzeck darstellt. Eindrücklich und mit viel lyrischer Metaphorik beschreibe Cardoso die Erfahrungen der Rückkehrer, die 1975 nach der Nelkenrevolution und der Aufgabe der Kolonien mitnichten in ein Land imperialer Herrlichkeit zurückkehrten, sondern in ein verarmtes Land. Und auch den inneren Aufstand des jugendlichen Protagonisten Rui kann die Rezensentin nachvollziehen: Sie, die alles verloren haben, ihre Heimat und ihren Besitz, sie also sollen die Unterdrücker gewesen sein?
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.03.2021

Rezensent Dirk Fuhrig zeigt sich berührt von Dulca Maria Cardosos "Die Rückkehr". Erzählt wird hier von der Vertreibung einer portugiesischen Siedlerfamilie aus der ehemaligen Kolonie Angola. Cardoso schöpft dabei aus eigener Erfahrung, weiß der Rezensent. Auch sie musste, wie ihr Protagonist 1975 aus Angola fliehen. Wie sie diese Flucht und den schwierigen Neuanfang im "Mutterland" erlebt hat, lässt sie einen zehnjährigen Jungen erzählen. Der historische Kontext: der Bürgerkrieg in Angola, die "Nelkenrevolution" in Portugal - all das wird entsprechend der limitierten Perspektive des Kindes lediglich angedeutet. Zentral, so Fuhrig, sind stattdessen die Leiden der Familie - die Umgewöhnung, die Armut, die Diskriminierung und das Schweigen des Vaters über die Gewalt, die er in der Heimat erfahren hat. All dies fasst die Autorin in eine ruhige und zugleich reichhaltige Sprache, die Steven Uhly in einen "kühl-berichtenden, eindringllichen Duktus" übersetzt hat. Der begeisterte Rezensent würde nach der Lektüre dieses feinfühligen Entwicklungsromans nun gerne mehr von Cardoso lesen.
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