John Lewis Gaddis

Der Kalte Krieg

Eine neue Geschichte
Cover: Der Kalte Krieg
Siedler Verlag, München 2007
ISBN 9783886808649
Gebunden, 384 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde bestimmt vom Kampf zweier politischer Systeme und von der gegenseitigen nuklearen Bedrohung; sie endete mit dem Triumph des Westens über den Kommunismus. Wie kam es dazu? Wo entsprang der ideologisch-politische Gegensatz zwischen Ost und West? Gaddis erzählt von den entscheidenden Momenten und Persönlichkeiten, die das Zeitalter des Kalten Kriegs prägten.
Die Unterdrückung der Satellitenstaaten durch die Sowjetunion, die Aufstände in der DDR, in Ungarn und der Tschechoslowakei, der Korea-Krieg, die legendäre Begegnung von Kennedy und Chruschtschow, die Kuba-Krise, die deutsche Wiedervereinigung - diese und andere Wegmarken des Kalten Kriegs rückt Gaddis in den Mittelpunkt seiner Darstellung und entwirft ein umfassendes Bild der machtpolitischen Interessensphären eines halben Jahrhunderts, in dem die Welt zweigeteilt war.
Zwar vermieden die beiden Supermächte USA und UdSSR direkte militärische Auseinandersetzungen, sie trieben aber ein beispielloses Wettrüsten voran. Mehrmals drohte der Interessenkonflikt militärisch zu eskalieren. Gaddis präsentiert neue und überraschende Ergebnisse seiner jahrelangen Forschung in westlichen und östlichen Archiven. Eine temporeiche Erzählung ohne ausufernden wissenschaftlichen Apparat, kurzum: eine Geschichtsstunde im besten Sinne. Die erste umfassende Gesamtdarstellung des Kalten Kriegs.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.04.2007

Als "Schurken- und Heldengeschichte des Kalten Krieges" charakterisiert Josef Foschepoth vorliegendes Werk des Historikers John L. Gaddis. Im Mittelpunkt des Buchs sieht er den Kampf der Ideologien. Dementsprechend liest er das Buch als Ideologiegeschichte und zwar als eine "aus der Perspektive der Sieger". Er unterstreicht Gaddis' Gegenüberstellung der Blöcke und Akteure nach dem Muster Gut und Böse: Stalin und seine Nachfolger erscheinen dabei als Inkarnation des Bösen, Truman und Eisenhower repräsentieren das Gute. Foschepoth nennt den Autor einen "Meister der Revision", stets "nah am Zeitgeist". Er hebt hervor, dass sich Gaddis in diesem Buch über den Kalten Krieg Positionen wieder zu eigen macht, die er früher kritisiert hatte, und die Foschepoth immer noch für kritikwürdig hält. Er nennt in diesem Zusammenhang u.a. die "Reduktion der Geschichte auf das Handeln weniger Männer", die "Überbetonung der Ideologie", die "Einteilung in Gut und Böse" und die "Vernachlässigung anderer wichtiger Faktoren".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2007

Claus Leggewie empfiehlt die beiden neuen Bücher zum Kalten Krieg von John L. Gaddis und Bernd Stöver in einer gemeinsamen Besprechung, und er würde ihnen wünschen, dass derartig bedeutende Publikationsereignisse auch in Deutschland die Aufmerksamkeit erhielten, die ihnen in den USA etwa sicher ist. Beide Bücher findet er lesenswert, beide bieten eine Gesamtschau des Konflikts und doch könnten die beiden unterschiedlicher nicht sein. John L. Gaddis erzählt die Geschichte des Kalten Kriegs als eine großer Männer, Lech Walesa, Chruschtschow, Johannes Paul II und Ronald Reagan haben sie geschrieben. Und er deutet ihn als einen notwendigen Konflikt, in dem einige grundsätzliche Fragen entschieden werden mussten, aber auch konnten. Als Merkmale für Gaddis Buch wertet Leggewie außerdem, dass es sehr auf die USA konzentriert ist, Raum für Zufälle gibt und in seiner anekdotenreichen Erzählung den Leser mit an die "Schauplätze des Dramas" nimmt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2007

Arno Widmann preist zwei Begabungen von John Lewis Gaddis. Der amerikanische Historiker verstehe es, komplexe politische Prozesse auf wenige einfache Nenner zu bringen. Und er sei ein "begnadeter Schriftsteller". Das zusammengenommen macht aus Gaddis' fünftem Buch zum Kalten Krieg Buch ein "Lesevergnügen", das mehr Wert darauf legt, eine Geschichte zu erzählen, als die Geschichte erzählen zu lassen. Das ist nicht schlecht, nach vier, fünf Abenden hatte Widmann das Gefühl, "bestens Bescheid" zu wissen. Besonders das Afghanistan-Kapitel sei ein Leckerbissen. Nach der folgenden Lektüre von Bernd Stövers "Der Kalte Krieg" kommt es Widmann aber zunehmend so vor, als stutze Gaddis manchmal das unübersichtliche Gestrüpp, das die Wirklichkeit nun einmal ist, zu stark zurück.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2007

John Lewis Gaddis? Geschichte des Kalten Kriegs hat Thomas Speckmann vollauf überzeugt. In seiner Besprechung rückt er die Rolle Afrikas ins Zentrum, den Kontinent, wo im Kalten Krieg die meisten Stellvertreterkonflikte blutig ausgetragen wurden. Er bescheinigt dem Autor, eindrücklich vor Augen zu führen, wie die Situation in afrikanischen Ländern eskalierte, sobald Rohstoff- und Blockinteressen ins Spiel kamen. In diesem Zusammenhang referiert Speck ausführlich über das Schicksal Kongos und Angolas während des Kalten Kriegs. Alles in Allem würdigt er das Buch als höchst instruktiv, hervorragend komponiert und exzellent geschrieben.
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