John Boyne

Der Junge im gestreiften Pyjama

(Ab 11 Jahre)
Cover: Der Junge im gestreiften Pyjama
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783596852284
Gebunden, 267 Seiten, 13,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit. Der neunjährige Bruno weiß nichts von der Endlösung oder dem Holocaust. Er ist unberührt von den entsetzlichen Grausamkeiten, die sein Land dem europäischen Volk zufügt. Er weiß nur, dass man ihn von seinem gemütlichen Zuhause in Berlin in ein Haus verpflanzt hat, das in einer öden Gegend liegt, in der er nichts unternehmen kann und keiner mit ihm spielt. Bis er Schmuel kennenlernt, einen Jungen, der ein seltsam ähnliches Dasein auf der anderen Seite des angrenzenden Drahtzauns fristet und der, wie alle Menschen dort, einen gestreiften Pyjama trägt. Durch die Freundschaft mit Schmuel werden Bruno, dem unschuldigen Jungen, mit der Zeit die Augen geöffnet. Und während er erforscht, wovon er unwissentlich ein Teil ist, gerät er unvermeidlich in die Fänge des schrecklichen Geschehens.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.09.2007

Siggi Seuss jedenfalls zeigt sich begeistert von diesem Roman des irischen Autors John Boyne, der damit die Geister der Literaturkritik spaltet, wie der Rezensent weiß. Umjubelt in England, stößt diese Geschichte um die heimliche Freundschaft zwischen dem Sohn eines Lagerkommandeurs in Auschwitz und einem jüdischen Jungen bei vielen deutschen Lesern auf Unverständnis, da hier historische Tatsachen missachtet und Realität verfälscht werde. Den Spaß an der Lektüre hat sich der Rezensent aber dadurch nicht nehmen lassen - er hat diese Geschichte schlicht als "Fabel" gelesen. "Bewundernswert, wie konsequent der Autor die Wirklichkeit ausblendet, um fundamentale menschliche Wesenszüge ans Licht zu bringen", freut sich der Rezensent. Auf diese Weise gelinge es Boyne, dem Unfassbaren mit den Augen eines unschuldigen Kindes zu begegnen, das eine von Erwachsenen geschaffene Ordnung von Dingen und Menschen schildert, die "eine Atmosphäre allumfassender Kälte verbreitet".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.09.2007

Dieser bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnete Jugendroman über die Freundschaft zwischen dem 9-jährigen Bruno, dessen Vater in Auschwitz arbeitet, und dem jüdischen Häftlingskind Schmuel des irischen Autors John Boyne hat Andrea Lüthi offenbar stark beeindruckt. Der Autor erzählt strikt aus der Perspektive Brunos, der nicht versteht, was es mit dem KZ und seinen Bewohnern auf sich hat und er erklärt auch seinen jungen Lesern nichts, so die Rezensentin, die überzeugt ist, dass sich die bedrohliche Atmosphäre des Romans mühelos überträgt, auch oder gerade weil Boyne keine Gräuelszenen schildert, und so zum Nachfragen animiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.07.2007

Höchste Bewunderung äußert Rezensent Wilfried von Bredow für John Boynes Jugendbuch über eine unwahrscheinliche Freundschaft in der Zeit des Nationalsozialismus. Als "subtiles Wunder" würdigt er die Geschichte um den autoritär erzogenen, einsamen, aber tapferen neunjährigen Bruno, der sich, als sein Vater, ein hoher NS-Funktionär, Kommandant in Auschwitz wird, durch den Gartenzaun um die Villa, mit dem gleichaltrigen Schmuel aus dem Lager anfreundet. Er lobt die eindringliche Darstellung der emotionalen Kargheit und Unbehaglichkeit in Brunos Familie, in der über das Lager und was dort passiert beharrlich geschwiegen wird. Die "literarische Meisterschaft" Boynes erweist sich für Bredow auch in der Konsequenz, mit der er die Geschichte aus der Perspektive Brunos erzählt, der zwar den Schrecken ahnt, aber dem die Ereignisse rätselhaft bleiben. Dass Boyne den größten Schrecken so mit "größtmöglicher Sanftheit" beschreibt, macht ihn in den Augen Bredows ja nicht erträglicher. Erschüttern wird das Buch seines Erachtens jeden, egal ob erwachsene oder jugendliche Leser, gerade weil Boyne auf den "sprachlichen Knalleffekt" und "emotionale Überwältigungsversuche" verzichtet.
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