Johann Scheerer

Unheimlich nah

Roman
Cover: Unheimlich nah
Piper Verlag, München 2021
ISBN 9783492059152
Gebunden, 331 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Wie kann man nach der Entführung des Vaters unabhängig werden, wenn man ständig bedroht und bewacht wird? Während zu Hause nichts mehr ist wie früher, aber keiner darüber spricht, kann Johann keinen Schritt vor die Tür tun, ohne ihn vorher anzukündigen. Sobald er im Freien ist, steht er unter Beobachtung. Genau diese Überwachung muss er aber vor Freunden, in der Schule, bei Nebenjobs und Dates und auf Partys verheimlichen. Das scheint sogar zu gelingen, er findet eine Freundin, probt mit seiner Band und bekommt einen Plattenvertrag. Aber er gerät ständig in groteske und peinliche Situationen, weil er gezwungen ist, unehrlich zu sein. Die Ausreden, Halbwahrheiten und Notlügen drohen ihn zu erdrücken. Kann er diesem Lügenleben entkommen?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 23.01.2021

Rezensentin Shirin Sojitrawalla begreift diesen autofiktionalen Roman als Fortsetzung des Debüts "Wir sind dann wohl die Angehörigen", in dem Johann Scheerer die Entführung seines Vaters Jan Philipp Reemtsma verarbeitete. Für sie beschreibt der Autor hier eindrücklich, wie die präventive Dauerbewachung nach der Entführung seine Pubertät beeinflusste: auf der einen Seite das Verlangen nach Freiheit, auf der anderen das Bonding mit dem Sicherheitspersonal als Mittel zur Emanzipation von den Eltern. Die erzählerische und psychologische Kraft macht die Geschichte dieses außergewöhnlichen Aufwachsens zu Literatur, lobt die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.01.2021

Rezensent Harry Nutt liest mit Empathie dieses Buch von Johann Scheerer, der hier bereits in seinem zweiten Buch davon erzählt, welche Nachwirkungen die Entführung seines Vaters Jan Philipp Reemtsma auf seine Jugend hatte. Nutt erfährt, wie belastend es für einen Jugendlichen ist, wenn ein solch gewaltsames Verbrechen das Familienleben prägt und jeder Schritt einer Gefahrenanalyse unterzogen werden muss. Aber der Rezensent macht auch klar, dass es sich bei diesem als Roman bezeichneten Buch eher um einen persönlichen Bericht handelt, der weder literarisch noch gedanklich weit über sich hinausweist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.01.2021

Rezensentin Verena Mayer erfährt von Johann Scherer, Sohn des Entführungsopfers Jan Philipp Reemtsma, dass das Opfersein niemals aufhört. Scherers neuer Roman schließt laut Mayer an sein Buch "Wir sind dann wohl die Angehörigen" an und erzählt auf autobiografischer Basis, wie der jugendliche Protagonist mit den Folgen der Entführung seines Vaters klarkommt. Die detaillierten Beschreibungen des Personenschutzes, der gespannten Familienverhältnisse, des Traumas scheinen Mayer zu überzeugen, auch wenn die Sprache mitunter "altklug" rüberkommt.
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