Johann Chapoutot

Der Nationalsozialismus und die Antike

Cover: Der Nationalsozialismus und die Antike
Philipp von Zabern Verlag, Darmstadt 2014
ISBN 9783805347686
Gebunden, 432 Seiten, 49,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Walther Fekl. "Wir haben keine Vergangenheit", räsonierte Hitler über die verzweifelten Versuche der SS-Archäologen, die in den Wäldern Germaniens nach den Vorfahren der Deutschen gruben und lediglich Scherben zu Tage förderten. Die Vergangenheit einer Rasse, so Hitler, auf welche die Deutschen stolz sein könnten, befand sich deshalb in Griechenland und in Rom. Die Inszenierung dieser erlogenen Abstammung breitete sich folgerichtig im öffentlichen Raum aus: in der neo-römischen Architektur, in der neo-griechischen Nacktheit in Kunst und Sport, in den Feldzeichen und Standarten der Aufmärsche oder in der antikisierenden, pathetischen Ästhetik der Parteitage. Was eignete sich besser als Sparta, um einen neuen Menschen zu schaffen? Welches Beispiel konnte besser sein als Rom, um ein Imperium, ein Weltreich aufzubauen?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.11.2014

Keine Leseempfehlung spricht Stefan Rebenich für das Buch des französischen Historikers Johann Chapoutot aus. Was der Autor in seiner Dissertation über die nationalsozialistische Verwurstung der griechischen und römischen Antike zu sagen hat, kennt er längst aus anderen Arbeiten. So scheint ihm, wenn Chapoutot großsprecherisch atemberaubende Belege zu liefern verspricht für die Instrumentalisierung  der Antike im Verbrecherstaat, die größte Leistung des Autors zu sein, jegliche Forschung zum Thema geflissentlich ignoriert zu haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.08.2014

So sehr der Band Uwe Walter von der Stofffülle her auch überzeugt, so sehr enttäuscht er ihn durch methodische und handwerkliche Mängel. Verballhornte Namen und Daten sind laut Walter allerdings nur die offensichtlichen Schwachpunkte. Bei allem Kenntnisreichtum, von dem die Studie von Johann Chapoutot laut Rezensent zeugt - über die zentralen Themen, vom Körperkult bis zum bei Platon ausgeliehenen Staatsverständnis, sowie über die institutionellen Rahmenbedingungen und Entwicklungen der Referenzen auf die Antike im Nationalsozialismus hat Walter etwa bei Volker Losemann ("Nationalsozialismus und Antike") schon Aufschlussreicheres gelesen. Das Thema scheint dem Rezensenten einfach zu groß dimensioniert und zu homogen gefasst. Erhellend Belehrendes und manch "schauriges" Zitat entdeckt er allerdings dennoch im Band.
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