Jörg-Uwe Albig

Zornfried

Roman
Cover: Zornfried
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2019
ISBN 9783608964257
Gebunden, 159 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Tief im Spessart liegt die Burg Zornfried. Dort versammeln sich die Vordenker einer Neuen Rechten: ein Dichter, dessen Texte von Blut und Weihe triefen, ein völkisch philosophierender Waldgänger, ein Filmemacher, der sich als böses Genie inszeniert, und eine Gruppe kämpferischer junger Männer. Von der Aussicht auf eine spektakuläre Reportage werden jedoch auch immer wieder Journalisten angelockt - die sich bisweilen gefährlich weit auf das Spiel der Burgbewohner einlassen.
Jan Brock ist freier Reporter und schreibt für das Feuilleton der Frankfurter Nachrichten. Er sieht sich als Rebellen, kennt aber im Grunde nur ein Prinzip: Was es gibt, darüber muss man schreiben. Im Internet stößt er auf die schwülstigen Texte des rechten Dichters Storm Linné, die ihn gleichzeitig abstoßen und faszinieren. Als er erfährt, dass Linné mit anderen Vordenkern der Neuen Rechten auf einem tief im Wald verborgenen Rittergut names Zornfried lebt, macht er sich auf zu einer Reportagereise. Doch zwischen Schrumpfköpfen, Militariasammlungen, Kampfübungen, weihevollen Tafelrunden und Predigten über die Hierarchien des artenreinen deutschen Waldes verwischen zunehmend die Grenzen zwischen teilnehmender Beobachtung und beobachtender Teilnahme.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.06.2019

Jede Menge sagenhafte Sätze entdeckt Rezensentin Judith von Sternburg in Jörg-Uwe Albigs Roman über einen prätenziösen Journalisten, der die Chance zu einer Homestory auf einer Burg der neuen Rechten nicht ausschlägt und sich dabei großartig verzettelt. Satirisch, komisch, politisch, illusionslos und sprachlich absolut treffend scheint ihr der Text, dessen Verfertigung dem Autor einen Riesenspaß bereitet haben muss, wie Sternburg vermutet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.06.2019

So geht richtig gute Literatur, die thematisch aus dem Jetzt schöpft, erklärt Rezensent Jochen Schimmang. Jörg-Uwe Albigs Roman überzeugt ihn als Satire auf die Neue Rechte und den ihr auf den Leim gehendenen New Journalism wie als Erzählkunstwerk gleichermaßen. Atmosphärisch stark, mit von Albig verfassten Gedichten im Stil Georges und genauer Figurenzeichnung, fasziniert der Text Schimmang nicht zuletzt auch deshalb, weil der Autor den Leser nicht für dumm verkauft, sondern selber folgern lässt. Albigs brillante Erzählökonomie kann Schimmang nur bewundern.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.02.2019

"Es hat keinen Sinn, an der Gegensprechanlage abzuweisen, was längst vor der Haustür steht." Ist es wirklich so, wie der Held des Romans schreibt, ein wie üblich linksliberaler Journalist, der über rechte Dichter recherchiert? Rezensent Ulrich Gutmair hat nach der Lektüre von Albigs "großartiger Satire" zwar auch keine abschließende Antwort. Aber seine Kritik gibt einem das starke Gefühl, es hier wirklich mit einem Buch zur Zeit zu tun zu haben. Schon bei den Zitaten der von Albig ersonnenen Gedichte eines George-Epigonen namens Storm Linné ergreift den Kritiker zugleich eine unbändige Lust zu lachen und ein Gefühl der Unheimlichkeit: Denn diese Parodien sind so verdammt gut, dass sie in einschlägigen Kreisen als Originale durchgehen könnten. Gutmair liest diesen Roman als Variation zur Frage, ob man "mit Rechten reden" soll. Sehr genau sind für ihn hier die Fallstricke geschildert, in die die wohlmeinende Öffentlichkeit durch diese Gestalten versetzt werden, die ihre Schwachbrüstigkeit mit auratischem Brimborium zu kaschieren wissen. Und wer über sie schreibt, gibt ihnen schon Relevanz. Man muss das Buch wohl lesen.