Joanne K. Rowling

Harry Potter und der Feuerkelch

Band 4
Cover: Harry Potter und der Feuerkelch
Carlsen Verlag, Hamburg 2000
ISBN 9783551551931
Gebunden, 800 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

Gerade als Dudley so fett zu werden droht, dass bald der Stuhl unter seinem Gewicht zerkracht (weil er sich trotz verordneter Diät immer wieder auf alles Süße stürzt), erscheinen zu Harrys freudiger Überraschung die Weasleys unangemeldet im Ligusterweg. Während Fred und George den dicken Dudley noch schnell mit einem Zauberbonbon füttern, der seine Zunge anschwellen lässt, verschwindet die ganze Familie wieder im Kamin, um mit Harry kurzerhand zur Quidditch-Weltmeisterschaft zu fahren. Zum ersten Mal erfahren Harry und Ron, wie professionell man wirklich spielen kann. Sie bewundern den Helden der bulgarischen Mannschaft, Victor Krum. Doch kurz nach dem Spiel marschieren düstere, vermummte Gestalten auf, und Hermine entdeckt am Himmel einen leuchtenden Totenkopf...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.11.2000

Jörg Schindler hat an diesem Buch absolut "nix zu meckern" und beweist in seiner kurzen Kritik bemerkenswertes Insiderwissen über Handlung und Personal der vorangegangenen Bände der Harry Potter-Romane. Seine Inhaltsangabe bleibt zwar für den Nichteingeweihten ziemlich kryptisch, doch lässt der Rezensent keinen Zweifel daran, wie begeistert er ist. Er preist das Buch als "komisch, sauspannend und rührend" und bewundert die Leichtigkeit mit der die britische Autorin erzählt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.10.2000

Ein Medien-Hype, und zwar globaler Art, ist Joanne K. Rowlings Kinderbuchserie "Harry Potter" ja zweifellos. Anlässlich der Auslieferung des vierten Potter-Bandes ("Harry Potter und der Feuerkelch") in deutscher Sprache stellt Heribert Seifert die Frage nach dem "literarischen Feuer" hinter all dem - und entdeckt durchaus Zündendes. Hinter der seicht erscheinenden Fantasy- Welt der Romane stößt er auf traditionelle Grundmuster des Erzählens, "klassische Who-dunnit-Geschichten", die die Autorin ungewöhnlich variantenreich und phantasievoll zu füllen verstehe. Auch die Sprache findet Seifert gewinnend: "Hier wird nicht geraunt, sondern in allen sprachlichen Tönen und Stimmlagen des Alltags von Kindern und Jugendlichen das Unerhörte glaubhaft gemacht". Dass dabei auch was für das "erwachsene Kind" abfällt, haben wir längst begriffen. Von "vernichtenden Karikaturen von Menschen als Schweinen" (wie in einem anderen weltbekannten Große-Kinder-Buch) ist da die Rede. Aber auch von dem ein oder anderen Mangel, den sich ein solcherart vorpreschendes Werk vorwerfen lassen muss. Im nun erschienenen vierten Band, schreibt Seifert, werde es offenbar: "So gelungen die Handlungsführung der Romane ist, so schwach sind ausser dem Helden die Charaktere gezeichnet", das serielle Prinzip stabiler Charaktere trete immer deutlicher in Widerspruch zur Anlage der Reihe als siebenbändiger Bildungsroman.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.10.2000

"Harry Potter-Bücher sind mithin der pure Pop" - meint Christian Seidl. Ausführlich geht er eher auf die Grundstruktur aller Potter-Bände ein als auf den "Feuerkelch". Märchenwelt und Moderne existieren bei Rowling nebeneinander. Und Harry Potter verweigert sich der Wirklichkeit. Denn Potter will nicht erwachsen werden, er will Spaß und "Satisfaction", will dem kleinbürgerlichen Mief der Stiefeltern entkommen. Das Wechselspiel von Wirklichkeit und Magie ist für Seidl ein Plädoyer für die Überlegenheit jugendlicher Phantasie und Kreativität über den Zustand des gesicherten und geordneten Wissens der Erwachsenen. Ganz im Sinne der Texte der britischen Popband Oasis: "Maybe you`re the same as me, we see things they`ll never see". Seidl geht sogar noch weiter: "Das sich durch die Zeilen ziehende, nicht selten unverschämte Entlarven der Erwachsenenwelt als eine Welt der Ignoranz und des Spießertums hat etwas latent Subversives." Joanne Rowlings Herkunft komme nicht von ungefähr. Großbritannien sei die Wiege vieler Jugendkulturen gewesen, die sich neue Wege aus dem "Traditionsterror" gesucht hätten. In den Potter-Bänden gibt es Szenen, die Seidl als den "echten Punk" auslegt. Und so wundert es den Rezensenten auch nicht, dass Rowlings Bücher in einigen amerikanischen Bundesstaaten nicht in Schul- und öffentlichen Bibliotheken stehen dürfen. Den Vorwurf der Subversion und der Dämonologie will er aber nicht stehen lassen. Schließlich geht es in den Potter-Bänden stets um den Kampf des Guten gegen das Böse, stehen Witz, Mut und Macht von Zusammenhalt und Freundschaft im Vordergrund. Und es ist Joan Rowlings Verdienst, dass sie immer wieder auf "äußerst unzauberhafte" Probleme anspielt. Die Handlung werde von Buch zu Buch dichter, die dunkle Seite machtvoller, bedrohlicher und verführerischer. Dass aber, wie die amerikanische "Time" behauptet, Rowling die jugendlichen Leser mit dem vierten Band (drei sollen noch folgen) schon überstrapaziert habe, will Seidl nicht bestätigen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.10.2000

Harry Potter ist in aller Munde (und in vielen Händen). Wen wundert es da, dass sich auch Petra Kohse dem Potter-Fieber anschließt und den vierten Band ausführlich würdigt. Sehr engagiert, mit großer inhaltlicher Kenntnis auch der drei vorangegangenen Bände und der gesamten Potter-Rezeption hält Kohse den vierten Band nicht nur für eine Fortsetzung und Weiterführung der Potterschen Erlebniswelt, sondern auch für einen Genrewechsel. Die gemütlichen Zeiten sind für den kleinen Zauberlehrling vorbei. Im vierten Band kommen eine ganze Reihe von Themen zur Sprache, die eigentlich eher um die Welt der Erwachsenen kreisen: Massensportbegeisterung, Merchandising, Wetten, Hooliganismus, Marktlücken, internationale Konventionen, Karrierismus, Frauenmagazine, erste Verliebtheiten, Eifersüchteleien, Selbstfindung, Minderheiten, Verschuldung, politische Korruption, Waffen, Terrorismus, Kronzeugenregelung und Faschismus: "Das ist defintiv keine Geschichte mehr für die Unter- oder Mittelstufe in Gymnasien", meint Kohse, aber in jedem Fall ein "ganz eigenes und schönes Stück Jugendproblemliteratur". Weniger begeistert ist die Rezensentin über den Hang zum "schwarzmagischen Kitsch". Waren die drei ersten Bände eine Mischung aus Fantasy-, Abenteuer- und Internatsliteratur, erzeugt der vierte Band mit der Beschreibung von Lord Voldemorts zaubertrankgestützter Reinkarnation eine "unfreiwillige Splatterkomik". Und die "weißmagische Internationale", die Professor Dumbledore im Untergrund vorbereitet, könne zu einem "Skurrilitätenkabinett der Kreaturen" in den nächsten Bänden führen (geplant sind noch drei weitere). Insgesamt ist Kohse trotz einiger kritischer Anmerkungen aber von "Charme, Reichtum, Witz und Raffinesse" des Bandes begeistert.