Joachim Meyerhoff

Die Zweisamkeit der Einzelgänger

Roman
Cover: Die Zweisamkeit der Einzelgänger
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2017
ISBN 9783462049442
Gebunden, 416 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Endlich verliebt! In Hanna, Franka und Ilse. Eine blitzgescheite Studentin, eine zu Exzessen neigende Tänzerin und eine füllige Bäckersfrau stürzen den Erzähler in schwere Turbulenzen. Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse ist physisch und logistisch kaum zu meistern, doch trotz aller moralischer Skrupel geht es ihm so gut wie lange nicht. Am Anfang stand eine Kindheit auf dem Anstaltsgelände einer riesigen Psychiatrie mit speziellen Freundschaften zu einigen Insassen und der großen Frage, wer eigentlich die Normalen sind. Danach verschlug es den Helden für ein Austauschjahr nach Laramie in Wyoming. Fremd und bizarr brach die Welt in den Rocky Mountains über ihn herein. Kaum zurück bekam er einen Platz auf der hochangesehenen, aber völlig verstörenden Otto-Falckenberg-Schule, und nur die Großeltern, bei denen er Unterschlupf gefunden hatte, konnten ihn durch allerlei Getränke und ihren großbürgerlichen Lebensstil vor größerem Unglück bewahren. Nun ist der fragile und stabil erfolglose Jungschauspieler in der Provinz gelandet und begegnet dort Hanna, einer ehrgeizigen und überintelligenten Studentin. Es ist die erste große Liebe seines Lebens. Wenige Wochen später tritt Franka in Erscheinung, eine Tänzerin mit unwiderstehlichem Hang, die Nächte durchzufeiern und sich massieren zu lassen. Das kann er wie kein Zweiter, da es der eigentliche Schwerpunkt der Schauspielschule war. Und dann ist da auch noch Ilse, eine Bäckersfrau, in deren Backstube er sich so glücklich fühlt wie sonst nirgends. Die Frage ist: Kann das gut gehen? Die Antwort ist: nein.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.12.2017

Dirk Knipphals ist ganz voll von Joachim Meyerhoffs Erinnerungen. Die komplexe Liebe des Erzählers, Hanna, geht ihm nicht aus dem Kopf, die nächste, eine Tänzerin, auch nicht. Und wie der Autor den Raum dazwischen füllt, mit Beschreibungen von Dortmund, Celan-Lesungen und dem Provinztheater, das ist für Knipphals große Kunst. Der letzte Band von Meyerhoffs Erinnerungsprojekt ist aber auch traurig, meint der Rezensent, "oh Mann", und wie!

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.11.2017

Besser noch als Knausgard, weil weniger "pathetisch" detailreich, erscheint Rezensentin Kristina Maidt-Zinke Joachim Meyerhoffs autobiografisches Buchprojekt, dessen vierter Band nun vorliegt. Einmal mehr lässt sich die Kritikerin von dem Beschreibungskünstler auf einen mit literarischen Erfindungen angereicherten Streifzug durch dessen Leben nehmen, das sie inzwischen in die neunziger Jahre und somit ans Stadttheater Bielefeld führt. Ebenso vergnügt wie gerührt erlebt die Rezensentin, wie Meyerhoff zwischen Dortmund und Bielefeld, Provinztheater und Aushilfsjob in der Bäckerei und vor allem zwischen der sensiblen Hannah, der sexsüchtigen Franka und der älteren, "resoluten" Bäckerin Ilse hin- und herpendelt, dabei Melancholie und "boulevardeske Komik" geschickt verknüpft und schließlich auch sein Hauptthema, die Erinnerung an die Toten, einflicht. Ein wunderbarer, "narrenhaft verkappter Bildungsroman", lobt sie.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2017

Rezensentin Sandra Kegel liest den Schlussband von Joachim Meyerhoffs autobiografischem Projekt mit Staunen. Was der Autor an Gefühlsakrobatik auffährt, an Drastik und Körperlichkeit, an Gespür für Situationen auch, assoziativ, selbstironisch, komisch und durch die ständige Gegenwart der Toten und des Sterbens auch geisterhaft, scheint ihr bemerkenswert. Bis in die kleinsten Gefühlseinheiten folgt sie ihm auf seinen Wegen und Abwegen und auch in die Zeugenschaft von Arroganz und Peinlichkeit. Intensiv sein ist alles für diesen Autor, stellt Kegel fest.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.11.2017

Ist ein Menschenleben - auch eines der ereignisreichen Sorte - "auserzählbar" und wenn ja: Wann wird dem Literaten und Schauspieler Joachim Meyerhoff wohl der erzählbare Stoff ausgehen, fragt sich Rezensent Ulrich Seidler, denn langsam wird es brenzlig. Auch im vierten gewohnt witzigen, selbstironischen und ausführlichen Band der Meyerhoffschen Lebensgeschichte liest man noch gerne von den Plänen, den Eskapaden, den Lebensstationen und Abenteuern des hoffnungsvollen, hedonistisch veranlagten Jungschauspielers, der inzwischen das Mannesalter erreicht, jedoch an Reife und Verantwortungsbewusstsein zum Glück und Vergnügen des Lesers in den letzten Jahren nicht viel dazu gewonnen hat, meint Seidler, doch an einigen recht beliebig erscheinenden Rückblicken deutet sich bereits an, dass es nicht ewig so weitergehen kann, insbesondere, weil der Schauspieler mit seiner Erzählung demnächst in Bereiche vorrücken müsste, in denen seine Aussagen sich plötzlich mit ihrer Nachprüfbarkeit auseinandersetzen müssten. Trotzdem oder gerade deshalb wartet Seidler schon gespannt auf den nächsten Teil dieser "autobiografischen Saga".