Sofi Oksanen

Baby Jane

Roman
Cover: Baby Jane
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2023
ISBN 9783462004090
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Finnischen von Angela Plöger. Oksanen erzählt von einer lesbischen Dreiecksbeziehung - von deren himmelhochjauchzenden Beginn bis zum tragischen Ende. Als die Ich-Erzählerin die charismatische und attraktive Piki kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf. Doch erst nach einiger Zeit wird ihr klar, dass Piki Geheimnisse vor ihr hat: Durch eine Angststörung ist sie im Alltag stark eingeschränkt und ist unfähig, einfachste Tätigkeiten auszuführen. Deshalb ist sie abhängig von ihrer Exfreundin Bossa, die Dinge wie Einkaufen und Wäschemachen für sie erledigt. Doch die Erzählerin will diese Intimitäten nicht hinnehmen. Zu Eifersucht und Misstrauen gesellen sich ihre eigenen psychischen und finanziellen Probleme - und es dauert nicht lange, bis sich der schwelende Konflikt zwischen ihnen gewaltsam entlädt. Oksanens zweiter Roman ist ein scharf beobachtetes Porträt einer toxischen Beziehung in Anlehnung an Robert Aldrichs Film "Was geschah wirklich mit Baby Jane?" Ungemütlich und schonungslos zeigt die Autorin auf, wie schnell und brutal psychische Krankheiten die darunter Leidenden an den Rand der Gesellschaft katapultieren können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.07.2023

Rezensentin Anna Vollmer kommt mit Sofi Oksanens Roman über eine lesbische Dreiecksbeziehung von 2005 nicht richtig klar. Zwar greift der Text interessante, weiterhin aktuelle Themen auf (toxische Beziehungen, Depression, Alkoholsucht, nicht heteronormative Partnerschaften), zumal bereits vor rund 20 Jahren, doch kann die Autorin ihren Stoff erzählerisch nur unzureichend durchdringen, findet Vollmer. Anstatt mit den Dynamiken einer Psychose befasst sich Oksanen allzu oft lieber mit Nebensträngen der Handlung, kritisiert die Rezensentin.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.02.2023

Eine Erzählerin, die sich selbst immer wieder verwundert in die Handlung einbringt: Wieder nimmt Sofi Oksanen ihre Leser voll und ganz mit und überlässt ihnen die psychologische Deutung der Liebesgeschichte zweier Frauen, lobt Rezensent Fokke Joel und spekuliert, dass Oksanen ihre eigene Geschichte über schwul-lesbisches Leben im Finnland der 1990er erzählt. Wie die finnische Bestsellerautorin Spannung aufbaut und seine Erwartungen zu enttäuschen versteht, beglückt den Rezensenten wieder sehr. Auch die ausgewogene Mischung zwischen Vergleichen und Metaphern sei gelungen, so Joel, der an dem fast 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung nun auf Deutsch vorliegenden Roman nur das traurige Ende kritisiert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.01.2023

Ein Roman zwischen Drama und Satire: Was Sofi Oksanen in ihrem Buch über zwei Frauen schreibt, die weder mit- noch ohneeinander sein können, hat für Rezensentin Irene Binal viele Qualitäten. Zumal die Erzählerin in besonderer Weise in die Geschichte eingebunden ist: Auch sie leidet unter Depressionen. Dieser von Oksanen bereits 2005 geschriebene Roman, der nun auf Deutsch vorliegt, zeigt für Binal, dass sich die finnische Autorin nicht erst seit ihrem Bestseller "Fegefeuer" Schonungslosigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Hier rückt sie den Ursachen psychischer Störungen zu Leibe und schildert damit für Binal sehr nachvollziehbar, weshalb die Liebe der beiden Frauen so problematisch ist. Allerdings macht die Rezensentin auch einige Abstriche: Das Frühwerk von Oksanen lese sich zuweilen nicht "ausgereift" und das Sexuelle ist für Binal "überladen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.01.2023

Rezensentin Susan Vahabzadeh freut sich über die deutsche Übersetzung von Sofi Oksanens im Original bereits 2005 erschienenem, "kleinem" Roman. Er erzählt von drei Frauen in Helsinki: einer psychisch labilen Erzählerin, die an ihre Liebe zu Piki zurückdenkt, die wiederum von ihrer Exfreundin Bossa umsorgt werden muss, weil sie ebenfalls mit psychischen Problemen zu kämpfen hat. Ähnlich wie in Robert Aldrichs gleichnamigem Film von 1962, der hier als Referenz diene, sei dabei nicht klar, "wie sich die Abhängigkeiten und der Irrsinn verteilen", fasst die Kritikerin fasziniert zusammen. Ein "herrlich unprätenziöses" Buch, das seine Geschichte nicht mit dem "Gewicht der ganzen Welt" belasten muss, um den Leser zu treffen, schwärmt Vahabzadeh.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de