Jill Lepore

Die geheime Geschichte von Wonder Woman

Cover: Die geheime Geschichte von Wonder Woman
C.H. Beck Verlag, München 2022
ISBN 9783406784552
Gebunden, 552 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Werner Roller. Für "Die geheime Geschichte von Wonder Woman" hat Jill Lepore Archive durchforstet, Interviews geführt, Tagebücher gelesen und sich durch Gerichtsprotokolle gearbeitet. Das Ergebnis ist eine rasante Kulturgeschichte, in der ein exzentrischer Psychologe, Erfinder (dem wir auch den Lügendetektor verdanken) und Bigamist, eine aufregende Amazone und die Vorkämpferinnen des amerikanischen Feminismus die Bühne bevölkern. Ebenso unterhaltsam wie scharfsinnig zeigt die renommierte Historikerin, wie die Kämpfe, Hoffnungen und Rückschläge der Frauenrechtsbewegung hineingewoben sind in die Abenteuer einer Superheldin, die nicht nur bösen Fieslingen, sondern auch dem Patriarchat tapfer die Stirn bietet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.06.2022

"Bahnbrechend" findet Rezensentin Katrin Gottschalk Jill Lepores Kulturgeschichte über die Erfinder und Weiterführer der Figur Wonder Woman, und eher peinlich findet sie, dass der Verlag meint, mit der vorgeschalteten Geschichte der USA, auch von Lepore, die Seriosität der Autorin beweisen zu müssen. Denn was die Historikerin und New-Yorker-Journalistin hier liefert, sei hochinteressant: Vorgestellt werden der Jurist und Psychologe William Moulton Marston, der mit fünf Schwestern aufwuchs, später mit drei Frauen (darunter die Nichte der berühmten Feministin Margaret Sanger) und vielen Kindern zusammenlebte, vom Matriarchat träumte und neben dem Lügendetektor auch in den 40er Jahren die Comic-Figur Wonder Woman erfand, sowie die feministische Ikone Gloria Steinem, die sie 1972 wiederbelebte. Dabei behandle Lepore so interessante Aspekte wie die sexualisierte, für Marston darin aber keineswegs verwerfliche Darstellung von Wonder Woman, den sich durch den Comic ziehenden Rassismus, oder die Frage danach, wie eine Superfrau von heute aussehen und wofür sie kämpfen würde. Gerade letzteres sei in letzter Zeit besonders unklar in der Gesellschaft geworden, findet Gottschalk - da sei das Matriarchat doch mal eine Utopie von "erfrischender Klarheit".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 25.05.2022

Rezensentin Anne-Kathrin Weber lernt viel Neues in Jill Lepores "Die geheime Geschichte von Wonder Woman". Die amerikanische Historikerin sammelt darin ihre Rechercheergebnisse zur Geschichte der populären Comicfigur, deren Schöpfer William Moulton Marston und seinen zwei Partnerinnen, der Ehefrau Elizabeth Holloway und der Geliebten Olive Byrne. Die Biografien der drei sind der Rezensentin zufolge detailliert und gut eingebettet in den pop- und kulturwissenschaftlichen Kontext Amerikas um 1940, nur findet Weber es schade, dass die Wiederbelebung Wonder Womans um 1970 nach dem Einbüßen des ersten Erfolgs durch Faktoren wie der konservativen Wende nach dem Zweiten Weltkrieg oder der Sorge über Beeinflussung der jungen LeserInnen in Lepores Buch vor dem Hintergrund der zweiten großen Frauenbewegung so kurz kommt. Alles in allem lohnt sich die Lektüre aber, findet die Rezensentin, und das nicht nur wegen der reichlichen Comicsequenzen - es ist amüsant und faszinierend geschrieben, die Recherche ist ausgezeichnet und schafft für die zwei ungewöhnlichen Frauen in Marstons Leben gebührende Plätze in der Geschichtsschreibung, schließt Weber.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 11.04.2022

Rezensentin Andrea Roedig muss sich erst zurechtfinden in dem reichen Material, das Jill Lepore in ihrem Buch über den Erfinder des Lügendetektors und Miterfinder der 1941 erschienenen Comic-Amazone Wonder Woman ausbreitet. Über William Moulton Marstons "feministischen Harem", über seine erotischen Obsessionen und seine feministischen Comic-Motive, die Sufragetten-Bewegung und amerikanisch Prüderie liest Roedig dann allerdings mit umso mehr Vergnügen, angeregt auch durch das Bildmaterial im Band.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2022

Rezensentin Juliane Liebert findet Jill Lepores Kurzschluss der Geschichte der ersten weiblichen Superheldin Wonder Woman mit der ihrer Erfinder bzw. Erfinderinnen durchaus spannend zu lesen. Ein paar didaktisch bemühte Passagen weniger, etwa zu Parallelen zwischen dem Leben William Moulton Marstons, seiner Partnerinnen Sadie Halloway und Olive Byrne und den Eigenschaften von Wonder Woman, hätten es auch getan, meint sie. Im Ganzen aber scheint Liebert das Buch, das für sie eigentlich eine Geschichte des amerikanischen Feminismus ist, trotz disparater Handlungsstränge die Lektüre wert.
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