Jens Beckert

Imaginierte Zukunft

Fiktionale Erwartungen und die Dynamik des Kapitalismus
Cover: Imaginierte Zukunft
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518587171
Gebunden, 569 Seiten, 42,00 EUR

Klappentext

Im kapitalistischen Wirtschaftssystem richten Konsumenten, Investoren und Unternehmerinnen ihr Handeln auf die Zukunft aus. Diese birgt Chancen und Risiken, ist aber vor allem eines: ungewiss. Wie gehen die Akteure mit dieser Ungewissheit um? Ökonomen beantworten diese Frage mit verschiedenen Theorien, die auf die Berechenbarkeit des Marktes setzen. Dadurch wird die Nichtvorhersagbarkeit der Zukunft unterschätzt. Jens Beckert nimmt die temporale Ordnung des modernen Wirtschaftslebens ernst und entwickelt einen neuen Blick auf die Dynamik des Kapitalismus. Im Mittelpunkt seiner Untersuchung stehen die fiktionalen Erwartungen der Akteure - Imaginationen und Narrative darüber, was die Zukunft bringt. Mit den Instrumenten der Soziologie und der Literaturtheorie liefert er eine umfassende Typologie dieser Erwartungen, untersucht ihre Funktionsweisen in Bereichen wie Geld, Innovation und Konsum und zeigt vor allem, wie mächtig sie sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.05.2018

Kim Christian Priemel nimmt dem Soziologen Jens Beckert seine These von der Wirtschaft als Fiktion nicht durchweg ab, Erwartungshaltungen in der Wirtschaft hin oder her. Auf die Grenzen der Analogie trifft der Rezensent rasch. Dass der Autor für Einsicht wirbt und Ökonomen die Meta-Ökonomie nahelegt, findet Priemel wiederum in Ordnung. Gestört hat er sich am Soziologen-Jargon und an allzu kursorischen empirischen Belegen im Buch.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.05.2018

Als Literaturwissenschaftler liest Steffen Martus mit großem Interesse, wie der Soziologe Jens Beckert die Zukunft als ökonomische Ressource in den Blick nimmt. Wie der Kritiker schon von Joseph Vogl weiß, hat sich wie in der Literatur auch in der Finanzwelt das Erfordernis der  "substanzieller Deckung" überholt. Bei Beckert nun erfährt Martus, wie im Kapitalismus mit der Zukunft Innovationsspiralen und "systemischer Druck" erzeugt werden und dass es sich bei der imaginierten Zukunft natürlich nicht um Vorauswissen handelt, sondern um kontingente Vorstellungen, die je nach Stimmung oder Geldfluss auch ganz anders ausfallen könnten. Unglücklich findet Martus allerdings die Begrifflichkeit, die der Fiktion die Ratio entgegensetzt, nicht das Faktische. Stark und von hohem aufklärerischen Wert allerdings findet er Beckerts Studie, wenn sie analysiert, wie bestimmte Zukunftskonzepte durch die Zahlenwerke oder märchenhafte Erzählungen beglaubigt werden.
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