Javier Cercas

Soldaten von Salamis

Roman
Cover: Soldaten von Salamis
Berlin Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783827004642
Gebunden, 224 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen. Ein junger Journalist stößt über ein Interview auf eine wenig bekannte Anekdote aus den letzten Tagen des spanischen Bürgerkrieges: Rafael Sanchez Mazas, Mitbegründer und Chefideologe der spanischen Falange, war zusammen mit weiteren wichtigen Parteigängern Francos einer Einheit regierungstreuer Truppen der Republik in die Hände gefallen. Obwohl sich diese geschlagen auf dem Rückzug befinden, ergeht der Befehl, die gefangenen Falangisten hinzurichten. Wie durch ein Wunder gelingt es Sanchez Mazas zu entkommen. Als er kurz darauf im Wald von einem seiner Verfolger gestellt wird, legt dieser auf ihn an, dreht sich aber dann unversehens um und geht davon. Im Zuge seiner Recherchen macht der Journalist mehrere Zeitzeugen ausfindig, die ihm Auskunft über die dramatischen Umstände jener weit zurückliegenden Ereignisse geben ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.04.2003

Zusammen mit drei anderen spanischen Neuerscheinungen bespricht der Rezensent Albrecht Buschmann Javier Cercas' "literarischen Sensationserfolg des Jahres 2001", der ihm allergings auf weiten Strecken "hausbacken und politisch befremdend" vorkommt. Im Mittelpunkt des Romans, so der Rezensent, steht der Schriftsteller Rafael Sanchez Mazas, insofern "ein Exponent der Rechten" als er Chefideologe der faschistischen Falange-Partei war. Cercas nähert sich Mazas durch die Figur eines Journalisten, der in einem Interview von einer Begebenheit aus dem Bürgerkrieg erfährt (Mazas, der sich im Unterholz versteckte, soll von einem republikanischen Soldaten, der ihn entdeckte, am Leben gelassen worden sein) und daraufhin beschließt, Mazas' Leben zu rekonstruieren. Die sich aus der Recherche ergebende vom Journalisten geschriebene Biografie bildet, so Buschmann, den zweiten Teil des Buches, doch bis zu diesem Zeitpunkt stört ihn Cercas' "reizlos flache" Sprache, die allzu "durchsichtige Konstruktion der Leitmotive" und die "arg didaktische Entwicklung des historischen Materials". Erst auf den letzten siebzig Seiten, so der Rezensent, entwickle sich der Text zu einem "wirklich fesselnden Roman", da auch der Journalist mit seinem Text unzufrieden sei und erkenne, dass Mazas' Geschichte nur mit der seines Retters zusammengedacht werden könne, und sich auf dessen Spur mache.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.10.2002

Ein echter Tabubruch ist es, den der spanische Autor Javier Cercas mit diesem auf einer wahren Geschichte basierenden Roman wagt, findet der Rezensent Diemut Roether. Das Provokative liegt darin, dass er als linker Schriftsteller versucht, sich in das Innenleben und die Motive eines Falangisten und Franco-Unterstützers im spanischen Bürgerkrieg zu versetzen. Der Roman beruht auf einer wahren Geschichte. Der Falangist- sein Name war Rafael Sanchez Mazas - überlebte seine eigene Erschießung überlebte, weil ein republikanischer Soldat ihn laufen ließ. Er hatte später ein Amt in Francos Regierung inne, während über sein Retter nichts bekannt ist. Cercas imaginierte nun für seinen Roman auch dessen Biografie und bastelt aus diesen beiden Lebensgeschichten "einen raffiniert konstruierten Roman". Mit dieser Aufsicht schafft er tatsächlich etwas, was nach Roether in Spanien bislang unüblich war: beiden Parteien eine Stimme zu geben, und dabei sehr ein sehr "nuanciertes und differenziertes" Bild zu zeichnen - auch oder gerade weil er einige Generationen jünger ist als die Protagonisten. Auch wenn Mazas ein eher unangenehmer Charakter bleibt, "ermöglicht der Autor es doch, mit ihm zu fühlen", findet der Rezensent. Lediglich mit der Darstellung von Frauen in diesem Buch hat Roether ein Problem, und er bemängelt: "Frauen und Töchter haben in dieser Welt der heroischen Sehnsüchte und müden Krieger nichts verloren und tauchen daher nur als Karikaturen auf."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2002

Ein "kleines Buch" sei es zwar, im Sinne von "nicht sehr umfangreich", doch Christian Schüle nennt es voller Enthusiasmus ein "großes Buch": Dem spanischen Autor Javier Cercas gelinge es auf glänzende Weise, den Leser auf eine Spurensuche in die Vergangenheit mitzureißen. Im 220-seitigen Meisterwerk, so der Rezensent, dreht sich alles um die Recherche nach dem Milizionär, der im spanischen Bürgerkrieg dem Franco-Anhänger und Dichter Rafael Sánchez Mazas einer historischen Episode zufolge das Leben ließ. Bei der Rekonstruktion der Ereignisse lege Cercas eine angenehm "unprätentiöse, schnörkelfreie" Sprache an den Tag, die eher dem Ton eines Reporters als eines Romanautors entspreche und in ein nur "zartes, unangestrengtes" Pathos führe. Ein wahrhaft "eigensinniges, lehrreiches und spannendes" Werk ist so für Christian Schüle entstanden. Damit nimmt es nicht Wunder, dass sich das kleine große Buch in Spanien bereits 200 000 mal verkaufte und sogar mehrfach ausgezeichnet wurde, wie der Rezensent berichtet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.09.2002

Mit diesem Roman über den Spanischen Bürgerkrieg ist Cercas über Nacht berühmt geworden, weiß Volker Breidecker zu berichten. Das findet der Rezensent nicht zuletzt deshalb erfreulich, weil es sich nicht um eine "Schmonzette" wie Mitchells Roman über den amerikanischen Bürgerkrieg handelt, sondern um ein sehr verwickeltes, mit "allen Wassern von Text- und Überlieferungskritik gewaschenes" Buch handelt. Denn neben dem historischen Hintergrund wird innerhalb des Romans seine Entstehung mitreflektiert und so entsteht ein Geflecht aus Berichten, Reportagen, journalistischer Recherche und Interviews. Trotzdem fließt die Erzählung wie "von leichter Hand", befindet der Rezensent begeistert. In seiner Buchkritik vollzieht er die komplizierte Handlung des Romans nach und stellt fest, dass mit diesem Roman erstmals der "Pakt des Vergessens", der mit den Protagonisten der spanischen Geschichte geschlossen worden war, aufgehoben worden ist. Er preist den Roman als "meisterhafte Erzählung" und schwärmt hingerissen von diesem "unerwarteten und unkalkulierbaren Treffer in die Seele" der Leser.
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