Jane Gardam

Mädchen auf den Felsen

Roman
Cover: Mädchen auf den Felsen
Hanser Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783446272286
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Isabel Bogdan. Es ist Sommer, und Margaret ist acht und schwer genervt: Der frischgeborene Bruder ist hässlich und schreit, die Mutter hat sich in ein träge stillendes Wesen verwandelt, der Vater predigt gegen die Verderbtheit der Welt. Einmal in der Woche kann Margaret der Langeweile zu Hause entfliehen: Mittwoch ist Ausflugstag mit Lydia, dem neuen Hausmädchen, die mit ihrer selbstbewussten Körperlichkeit und handfesten Sprache in diese Familie platzt und als einzige Erwachsene wirklich zu wissen scheint, was sie will ─ Spaß. Ihre Anwesenheit eröffnet nicht nur Margaret eine neue Welt, sie bringt das bigotte familiäre System aus dem Gleichgewicht, und am Ende dieses Sommers wird nichts mehr so sein, wie es schien.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.06.2022

Rezensentin Susanne Mayer warnt davor, sich von der Idylle auf dem Cover von Jane Gardams Roman täuschen zu lassen, keinesfalls ginge es hier um leichte Wogen am Strand sondern um "Schiffbruch auf ganzer Linie", meint sie. Protagonistin ist die achtjährige Margaret, die mit ihren scharfsinnigen Beobachtungen und Fragen, die mühsam erbaute Fassade aus Illusionen der Erwachsenen bröckeln lässt. Von einem englischen Herrenhaus aus beobachtet sie die Rückkehr von Kriegshelden, Dienstmädchen in Kunstseide und die Unterschicht, die sich am Stadtstrand sonnt, resümiert die Rezensentin. In Tradition der alten britischen Schule entwerfe Gardam dabei "kristallinklare Figuren" samt ihrer Macken, schildert Szenen, voller Komik und Tragik zugleich, um ihnen Kapitel später noch eine weitere Bedeutungsebene hinzuzufügen, schwärmt Mayer. All diese Facetten und Pirouetten von Vergnügen zu Schock habe Isabel Bogdan ebenso hervorragend ins Deutsche übertragen, lobt die Rezensentin abschließend.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.05.2022

Rezensentin Petra Pluwatsch wundert sich, dass Jane Gardams 1978 erschienenes und damals schon hochgelobtes Romandebüt erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde. Es erzählt aus der Perspektive der achtjährigen, "altklugen" Margaret von deren streng gläubiger Familie, in die im Sommer 1936 ein neues, sich extravagant kleidendes Kindermädchen frischen Wind, auch Unruhe, bringt. Bald hat dann auch Margarets Mutter genug von der religiösen Verstocktheit ihres Mannes, fasst Pluwatsch zusammen. Wie feinsinnig Gardam ihre junge Protagonistin die Eltern und deren Schwachstellen beobachten lässt, mit stellenweise erstaunlich erwachsenem "Durchblick", findet die Kritikerin spannend, ebenso wie den zweiten Teil des Romans, der aus der Perspektive einer mittlerweile erwachsenen Margaret offenlegt, was in dem Sommer wirklich geschah. Ein "kluges", von Isabel Bogdan gelungen übersetztes Werk, das Gardams Können offenlegt und heute noch genauso überzeugt wie vor vierzig Jahren, schließt Pluwatsch.