Jael Geis

Übrig sein, Leben 'danach'

Juden deutscher Herkunft in der britischen und amerikanischen Zone 1945-1949. Dissertation 1999
Cover: Übrig sein, Leben 'danach'
Philo Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783825701901
Kartoniert, 485 Seiten, 32,50 EUR

Klappentext

Jael Geis gibt Einblick in die Lebensbedingungen, Gedanken- und Gefühlswelt von Juden deutscher Herkunft, den "Übriggebliebenen", und rekonstruiert die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten im unmittelbaren Nachkriegsdeutschland - im Land der Täter - weiterzuleben. Die Diskussionen dieser jüdischen Gruppe zum Verhältnis von Rache, Recht und Gerechtigkeit werden komplex dargestellt. Jael Geis weist nach, dass rassistische Kategorisierungen des NS-Systems in der deutschen Entschädigungspolitik zur Anwendung kamen und bei der Neudefinition und - organisation der jüdischen Gemeinden eine Rolle spielten. Materielle Fragen wie Versorgung und Entschädigung und die politischen Entscheidungen der Alliierten waren für diese jüdische Gruppe nicht zu trennen von ihrer Anerkennung oder Missachtung als Opfer des NS-Terrors, ein Zusammenhang, der bis heute nur für die Gruppe der "Displaced Persons" untersucht ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.05.2002

Als "ebenso traurig wie wichtig" lobt Joachim Perels das Buch über die Einstellung der Überlebenden der Shoa zur Bundesrepublik der Nachkriegszeit. Dabei sieht der Rezensent nicht allein die historische Rekonstruktion im Vordergrund, sondern findet auch die psychischen Beschädigungen der Opfer in die Darstellung eingebracht. Die Einbeziehung von psychoanalytischen Studien unterscheidet für ihn das Buch grundsätzlich von anderen geschichtlichen Untersuchungen und macht für ihn das Buch zu einem unkonventionellen Dokument. Besonders betroffen macht Perels, dass die "Außenseiterstellung" der Juden nie wirklich überwunden worden ist, wie sowohl ein im Anhang abgedruckter Beitrag eines ehemaligen KZ-Häftlings von 1947 wie das letzte Interview von Ignatz Bubis im "Stern" deutlich macht. Ganz klar wird für den Rezensenten, dass aus Sicht der Opfer auf jeden Fall nicht von einer "Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik" gesprochen werden kann.