Irfan Orga

Das Haus am Bosporus

Die Geschichte meiner Familie
Cover: Das Haus am Bosporus
Arche Verlag, Zürich 2009
ISBN 9783716026045
Gebunden, 511 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Fritz Schneider. Die Geschichte einer türkischen Familie, die in einer Zeit, als ihr Land die Schwelle vom Mittelalter zur Moderne überschreitet, aus Frieden und Wohlstand in Krieg und Armut stürzt - doch ihre Würde nicht verliert. Irfan Orga wächst Anfang des 20. Jahrhunderts in einer großbürgerlichen Familie an den Ufern des Bosporus auf. Frieden und der elterliche Wohlstand bescheren ihm eine idyllische Kindheit. Doch mit dem Ersten Weltkrieg bricht das Unglück über die Familie herein; der Vater stirbt auf einem Gewaltmarsch zu den Dardanellen, und das Anwesen der Orgas fällt einem Großbrand zum Opfer. Während sich die Türkei in den Geburtswehen der Moderne windet, verarmt die Familie, und Irfan, der Sohn aus reichem Hause, muss Gras essen, um nicht zu verhungern. Aber er lässt sich nicht unterkriegen und bewahrt sich auch in Zeiten größter Not seine Würde und seinen Glauben an sich selbst.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.09.2009

"Eine Strahlkraft, die auch ein gutes halbes Jahrhundert nach seinem Erscheinen noch wirkt und berührt", bescheinigt Rezensentin Angela Schader den nun erstmals ins Deutsche übersetzten Jugenderinnerungen des türkischen Autors Irfan Orgas. Positiv überrascht ist sie vor allem vom ersten Teil, in dem Orga noch vor dem Ersten Weltkrieg im herrschaftlich-ottomanischen Elternhaus wohnt und so etwas wie eine Idylle erlebt. Überrascht zeigt sich die Rezensentin allerdings, dass auch für Orga die politischen Ereignisse in der Türkei nur eine untergeordnete Rolle in seinen Erinnerungen zu spielen scheinen - ein Mangel, der vor allem den etlichen Kürzungen im Rahmen der Veröffentlichung geschuldet ist, wie Angela Schader aus dem Nachwort erfährt. Statt Politik stelle das Buch den langsamen Verfall der Mutter in den Fokus, gegen den Orga anscheinend nicht genug getan hat. Damit mag das Buch "auch als eine schmerzliche Abbitte gelten für das, was ungetan und ungesagt blieb".