Ilja Ilf, Jewgeni Petrow

Das Goldene Kalb oder die Jagd nach der Million

Roman
Cover: Das Goldene Kalb oder die Jagd nach der Million
Die Andere Bibliothek, Berlin 2013
ISBN 9783847703402
Gebunden, 469 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Übersetzt aus dem Russischen und anhand des erstmals vollständig vorliegenden russischen Originals überarbeitet von Thomas Reschke. Unvergessen ist die literarische Reise des sowjetischen Duos "Ilf und Petrow" durch die Vereinigten Staaten in den dreißiger Jahren: "Wäre Amerika sowjetisch, dann wäre es das Paradies." Zu literarischen Stars der jungen Sowjet­union wurden Ilja Ilf und Jewgeni Petrow als satirische Beobachter des eigenen Landes: Wie dort "Das Goldene Kalb oder die Jagd nach der Million" 1931 hat erscheinen können, bleibt ein Rätsel. Nun liegt ihr Buch erstmals vollständig übersetzt vor. Es erzählt eine Tour auf den Irrwegen des ersten Fünfjahresplans unter Stalin und überführt das junge Sowjetreich in eine gigantische Farce. Ostap Bender als Romanheld ist "der große Kombi­nator", der Kopf einer Bande skurriler Existenzen, grandioser Gauner, die sich als Söhne eines Revolutionshelden das Leben schmarotzend erschwindeln. Und sie alle sind auf den Spuren eines illegalen Millionärs, der sich als getreuer Sowjetbürger und Buchhalter seines Betriebskollektivs verbirgt. Seine komödiantische Enttarnung wird zur wahnwitzigen Reise durch die Alltagswelt der Bürokraten und Kleinbürger.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.11.2013

Das sowjetkultige Buch reißt Oliver Jungen auch 80 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch mit. Besser als "Ocean's Eleven" gefällt Jungen die von Ilja Ilf und Jewgeni Petrow erdachte Geschichte um den Hochstapler Ostap Bender, weil sich hier für ihn die liebenswerte Ironisierung menschlicher Schwächen mit handfestem Spott, nämlich über die Fünfjahrespläne und andere kommunistische Kalamitäten, vermischt. Dass die Kritik von innen, nicht von außen kommt, merkt Jungen sofort. Der Absturz des Verstellungsmeisters und Bilderstürmers Bender etwa scheint ihm dermaßen übertrieben in Szene gesetzt, dass der Vorwurf der Sowjet-Propaganda hier wirklich absurd wäre.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.09.2013

Viktor Funk fragt sich wirklich, warum das Autorenduo Ilja Ilf und Jewgenij Petrow so zynische Romane über den Alltag in der Sowjetunion wie "Das Goldene Kalb" unter dem damaligen Regime veröffentlichen konnte und dafür nicht einmal mit Repression abgestraft wurden. Allerdings fragt er sich das nur rhetorisch, denn schließlich verdankt er diesem Umstand den wohl berühmtesten und beliebtesten Ganoven der Sowjet-Geschichte: Ostap Bender. Und die Neuübersetzung des Buches von Thomas Reschke, die jetzt in der "Anderen Bibliothek" erschienen ist, ist noch dazu ein echtes Lesevergnügen, verspricht Funk. In "Das Goldene Kalb" macht Bender sich gemeinsam mit einem Komplizen auf die Suche nach einem heimlichen Millionär, den es um sein Geld zu erleichtern gilt, um sich anschließend nach Rio absetzen zu können, fasst der Rezensent zusammen. Die Geschichte mag simpel sein, doch das Buch lebt von seiner nuancierten Karikatur der Sowjetunion, und diese Nuancen hat der Übersetzer kongenial eingefangen, begeistert sich Funk.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.07.2013

Die Romane des Autorenduos Ilja Ilf (1897-1937) und Jewgeni Petrow (1903-1942) sind in Russland Kult, es gibt sogar Denkmäler für ihren Protagonisten Ostap Bender in Odessa und Charkiw, weiß Ulrich M. Schmid. Eigentlich findet der Rezensent es überraschend, dass die Autoren sogar noch unter Stalin veröffentlichen durften, durch ihre satirischen Schreibstil stehen Ilfs und Petrows Bücher "zwischen Subversion und Affirmation", scheint es Schmid. In "Das goldene Kalb" nehmen die Autoren also nicht nur das Streben nach Geld - mit dem man in der frühen Sowjetunion ohnehin nichts anfangen konnte - auf die Schippe, sondern auch die widersprüchliche "Vergötterung des Materialismus" und des Volkes zu dieser Zeit, erklärt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.07.2013

Auch nach über achtzig Jahren ist Ilja Ilfs und Jewgeni Petrows sowjetische Satire "Das Goldene Kalb oder die Jagd nach der Million" noch sehr zu empfehlen, meint Rezensent Jens Bisky. Nicht nur dank der gelungenen, noch einmal überarbeiteten Übersetzung von Thomas Reschke, sondern auch weil dieses kluge Buch auch heute noch "erstaunlich frisch" wirkt, so der Kritiker. Amüsiert liest Bisky die Geschichte um Ostap Bender, der als einfallsreicher und fleißiger Gauner in der stalinistischen Sowjet-Union versucht, das große Geld für ein Leben in Rio de Janeiro zu machen. Und so zieht er mit einer Gruppe von Plünderern, die sich wahlweise als Enkel von Marx, Neffen von Engels oder Cousinen von Klara Zetkin ausgeben, durchs Land, um von NÖP-Funktionären Geld zu erbetteln. Der Rezensent erfreut sich aber nicht nur an den zahlreichen grotesken Nebenfiguren und komischen Episoden, die diesen Roman zu einer "Sowjetenzyklopädie der kleinen Dinge" machen, sondern liest hier vor allem eine meisterhafte Erzählung über die strapazierende Bürokratisierung des Daseins. Einziger Kritikpunkt: Ein Kommentar, der hilft, die vielfältigen und originellen Anspielungen der Autoren zu entschlüsseln, hätte das Lesevergnügen noch gesteigert, befindet der Rezensent.
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