Hugo Fischer

Lenin

Der Machiavell des Ostens
Cover: Lenin
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2017
ISBN 9783957574695
Gebunden, 328 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Die Oktoberrevolution 1917 galt vielen europäischen Intellektuellen als Fanal: Ob angsterfüllt beobachtet oder euphorisch begrüßt, sie war das Ereignis der Epoche, zu dem man sich intellektuell zu verhalten hatte. Angesichts der Fliehkräfte der Weimarer Republik und der von vielen empfundenen tiefen Krise der westlichen liberalen Zivilisation richtete auch Hugo Fischer den Blick nach Osten, um in der Politik Lenins und in den Räten Alternativen für eine Herrschaftsform jenseits von Parlamentarismus und Diktatur zu finden. Selbst aus der nationalen Rechten entstammend, betrachtet er Lenin ohne ideologische Voreingenommenheit, er attestiert ihm sogar selbst eine ideologiefreie Politik, die - von rationalen Motiven getrieben - auf Machterringung und Machterhalt zielt : "Lenin ist ebensowenig ein 'Kommunist', wie Richelieu ein 'Monarchist' gewesen ist."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.02.2018

Stefan Plaggenborg empfiehlt eine analytische und kontextualisierende Aufarbeitung der Schriften des Philosophen Hugo Fischer, ehe andere sich bei Fischer auf ideologische Weise bedienen. In Fischers Lenin-Buch liest der Rezensent zuerst die sieben Kapitel über Lenin, um sich dann der Einleitung mit Fischers politischer Philosophie anzunehmen. Auf die Weise entdeckt er drei Bedeutungsebenen. Neben der Lenin-Analyse und Fischers Philosophie noch die Relevanz beider für die neue Rechte. Wie der Autor Lenin als neuen Politiker-Typus deutet, scheint Plaggenborg stellenweise scharfsinnig, etwa wenn der Autor den Zusammenhang zwischen Weltkrieg und Revolution erkundet. Andererseits stößt der Rezensent auf Verzerrungen in Fischers Sicht, und beim Vergleich mit der Wirklichkeit der Sowjetunion empfindet er ihn "empirisch obsolet". Mit dem Antibolschewismus rechter Kreise, meint Plaggenborg, hat Fischers Russland aber auch nichts zu tun.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.01.2018

Heiko Christians empfiehlt das Lenin-Buch Hugo Fischers von 1933 als Einstieg in die Wiederentdeckung eines Kulturphilosophen von seltener "Güte und Sprachkraft", den die Nazis zum Verstummen brachten. Der von Steffen Dietzsch und Manfred Lauermann laut Rezensent hervorragend edierte und kommentierte Band zeigt den Autor auf dem Höhepunkt seiner Publizistik. Reizvoll ist für Christians vor allem, dass der Autor darin in seiner Auseinandersetzung mit Lenin das deutsche Politikverständnis zwischen den Stühlen gekonnt illustriert und den Staat mit Lenin unter Einbezug der Technik als machtvollen Kommunikationsapparat begreift.