Honorée Fanonne Jeffers

Die Liebeslieder von W.E.B. Du Bois

Roman
Cover: Die Liebeslieder von W.E.B. Du Bois
Piper Verlag, München 2022
ISBN 9783492070126
Gebunden, 992 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Maria Hummitzsch und Gesine Schröder. Ailey Pearl Garfield ist vorlaut, und sie weiß, was sie will. Jeden Sommer reist das Mädchen nach Chicasetta, Georgia, wo die Familie ihrer Mutter seit Jahrhunderten lebt. Ihre Großmutter wohnt dort in dem Haus, das früher dem Besitzer der Baumwollplantage Wood Place gehörte. Um ihren Platz in der Welt zu finden, muss Ailey die verschlungene Geschichte ihrer Familie verstehen. Denn sie trägt das Erbe der Unterdrückung und des Widerstands, der Sklaverei und der Selbstermächtigung in sich - ein Erbe, so widersprüchlich und lebendig wie Amerika.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.05.2023

Rezensentin Verena Lueken sagt klar, was diesem Riesenbuch von Honoráe Fanonne Jeffers fehlt: eine Erzählerfigur mit eigener Stimme. Stattdessen liefert der Autor laut Lueken nicht nur ein Sammelsurium an Genres (eine Coming-of-Age-Story, ein historisches Tableau über die Besiedelung Nordamerikas, eine Familiengeschichte, einen Bildungsroman etc.), sondern auch eine Vielzahl von Erzählern, Erzählsträngen, Tonlagen und Zeitebenen. Die mannigfachen Informationen und das breite historische Wissen, das nicht selten Luekens Gewissheiten über die USA über den Haufen wirft, scheinen der Rezensentin beeindruckend und lesenswert. Jeffers' literarisches Verfahren aber findet sie oft "plump". Besondere Beachtung verdienen die Übersetzerinnen Maria Hummitzsch und Gesine Schröder, findet Lueken. Sie hatten es bei ihrer Arbeit unter anderem mit dem African American Vernacular English zu tun!
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.11.2022

Der erste Roman der amerikanischen Dichterin Honorée Fanonne Jeffers ist bei seinem Erscheinen im Original gefeiert worden, weiß Kritikerin Julia Schröder, die ihrerseits auch sehr gefesselt zu sein scheint. Jeffers erzählt in diesem monumentalen Buch die Geschichte der schwarzen Historikerin Ailey Pearl Garfield, die in einer Stadt im Norden aufwächst, aber ihre familiären Wurzeln im Süden hat, in Georgia. Sie blickt zurück auf eine Geschichte von Diskriminierung und Emanzipation, von Black Power und Selbstdegradierung, die der Soziologe W.E.B. Du Bois mit seinem Konzept des "Double Consciousness" analysierte: Schwarze Amerikanier nehmen sich selbst durch die Brille einer rassistischen Gesellschaft wahr. Dass Jeffers auch Missbrauch und Misogynie in der schwarzen Community nicht ausspart, weiß Schröder zu schätzen, die die Autorin "mit bewunderungswürdigem Mut" in den Fußstapfen großer Vorbildern wandeln sieht. Nicht alle Entscheidungen der beiden Übersetzerinnen findet sie nachvollziehbar, aber insgesamt hätten sie diesen von schwarzer Umgangssprache durchzogegen Roman sehr treffend übertragen.