Hermann Broch

Die Schlafwandler

Hörspiel. 10 CDs
Cover: Die Schlafwandler
DHV - Der Hörverlag, München 2010
ISBN 9783867173469
CD, 49,00 EUR

Klappentext

10 CDs mit 660 Minuten Laufzeit. Sprecher: Manfred Zapatka, Werner Wöbern, Hanns Zischler u.a.. Regie: Klaus Buhlert. Hermann Brochs Trilogie "Die Schlafwandler" zeigt an drei Figuren den Wandel der Gesellschaft in der Wilhelminischen Ära. Beim Hören stockt einem der Atem angesichts der frappierenden Parallelen zu unseren Tagen: Wirtschaftskrise, Werteverfall, Kulturwandel - Brochs Werk klingt fast wie ein Kommentar zu aktuellen Entwicklungen. Die Trilogie umfasst: 1888 - Pasenow oder die Romantik; 1903 - Esch oder die Anarchie; 1918 - Huguenau oder die Sachlichkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.2010

Für Rezensent Wolfgang Schneider ist Klaus Buhlerts elfstündige Hörspielinszenierung von Hermann Brochs Roman "Die Schlafwandler" ein doppelter Gewinn. Zuerst ermöglicht sie dem Rezensenten, sich den kanonischen doch weitgehend ungelesenen Autor ins literarische Gedächtnis zu rufen. Außerdem aber sieht er Brochs ambitionierten, für Schneiders Empfinden keinesfalls knochenrealistischen Zeitroman über die wilhelminische Gesellschaft gerade im antiillusionistischen Gestus des Hörstücks (der am Ende hereinbrechende Krieg wird hier als Kinderspiel inszeniert) kongenial umgesetzt. Im Einzelnen stößt Schneider allerdings auf Schwierigkeiten. Was ihn schon beim Lesen irritiert, die "irrationalen Antriebe" von Brochs Figuren, beim Hören scheinen sie ihm nicht weniger verschlossen gegen eine psychologische Deutung. Eine echte Epochenfigur, wie Leopold Bloom oder Franz Biberkopf, hat ihm der Autor ohnehin nicht zu bieten. Und überhaupt: Ist es eine Komödie oder ein Choral (die von Schneider erwähnte "heilige Inbrunst" spricht dafür)? Die von Schneider monierte Entscheidungsschwäche des Autors wird in dieser "Szenischen Lesung" zum Glück hinfällig, weil es ihr mit ihren "vorzüglichen" Sprechern gelingt, "beides zur Deckung zu bringen".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2010

Rezensent Alexander Kissler begrüßt diese Hörspielfassung von Hermann Brochs Hauptwerk "Die Schlafwandler", bietet sie doch Gelegenheit ein Stück Weltliteratur wieder zu entdecken. Er widerspricht einer Interpretation dieses Werks, die dessen literarische Qualität vor allem von der Gegenwartstauglichkeit und den prophetischen Ansagen abhängen sieht, wenn sie es als Deutung der heutigen Wirtschaftskrise und des Wertewandels versteht. Diese Unterstützung hat Brochs Panorama der Jahre 1888, 1903 und 1918 seines Erachtens gar nicht nötig. Über den Inhalt teilt er kaum etwas mit, nur dass im Mittelpunkt der Deserteur, Geschäftsmann und Betrüger Huguenau, ein "wertfreier Mensch", steht. Begeistert zeigt er sich von der Leistung der Sprecher, darunter Peter Kurt, Samuel Finzi, Manfred Zapatka, Werner Wöbern, Hanns Zischler, wobei er Zischler als "Primus inter pares" dieser Sprecherelite lobt.
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