Henriette Vasarhelyi

Seit ich fort bin

Roman
Cover: Seit ich fort bin
Dörlemann Verlag, Zürich 2017
ISBN 9783038200413
Gebunden, 240 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

"Ich packte meinen Koffer: die vielen Dinge, die aus ihm herausquollen und mich begleiten wollten. Aber das konnten sie ja nicht bestimmen, dachte ich." Mirjam packt ihren Koffer, um zur Hochzeit ihres Bruders in ihre Heimatstadt zu fahren. Hier werden Erinnerungen an ihre Kindheit und Teenagertage wach, an ihre Freundin Anis, die sie verlassen hat, an ihren ersten Freund Driew, mit dem sie ans Schwarze Meer gefahren ist. Doch die Erinnerungen haben sich mit ihr verändert, auch wenn sie Antworten in Tagebüchern und auf Fotos findet. Und wenn sie die Hoheit über ihre Geschichten aufgibt? Henriette Vásárhelyi greift in ihrem zweiten Buch die Fäden der Erinnerung auf, Fäden, die miteinander verwoben sind, von denen manche enden, während andere sich in die Zukunft weiterspinnen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.05.2017

Auch in ihrem zweiten Roman "Seit ich fort bin" beweist Henriette Vásárhelyi, wie meisterlich sie von den Schattenseiten des Lebens erzählen kann, versichert Rezensent Paul Jandl. Gebannt folgt er der Heldin Mirjam, die von Prag aus in ihre ostdeutsche Heimatstadt aufbricht, um an der Hochzeit ihres Bruders Karl teilzunehmen und vor Ort mit den Erinnerungen an ihre Jugend, ihre Liebe zu dem Dealer Driew und den Selbstmord ihrer depressiven Freundin Anis konfrontiert wird. Beeindruckt vermerkt Jandl nicht nur, wie die in Mecklenburg geborene Autorin einzelne Episoden aus Gegenwart und Vergangenheit zu einem Ganzen verknüpft, sondern auch, wie nuancenreich Vásárhelyi von europäischer Migration und der "fragmentierten Wirklichkeit" der Oststaaten erzählt. Gelegentliches Pathos und das ein oder andere überflüssige gesellschaftlich-politische Bekenntnis kann der Kritiker gern verzeihen.