Heinz Schlaffer

Das entfesselte Wort

Nietzsches Stil und seine Folgen
Cover: Das entfesselte Wort
Carl Hanser Verlag, München 2007
ISBN 9783446209466
Gebunden, 223 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Heinz Schlaffer analysiert die stilistischen, die grammatischen und sogar die typografischen Besonderheiten von Nietzsches Sprachrevolution: Nietzsche überschreitet die Regeln der Syntax, lädt seine Prosa auf mit Mitteln der Poesie, etabliert den Spruch als Kunst- und Denkform und schafft sich in Zarathustra zugleich eine Maske und ein Megafon.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.04.2008

Als "erstaunliches Buch"  und großes Lesevergnügen lobt Rezensent Otto A. Böhmer dieses Nietzsche-Buch des Germanisten und Heinrich-Mann-Preisträgers Heinz Schlaffer. Es begeistert ihn vor allem durch die Unangestrengtheit, mit der es dem Leser diesen anstrengenden Autor nahe bringt. Und durch die Klugheit, mit der es seine Thesen jenseits aller Belehrsamkeit entfaltet. Das Erfolgsrezept, das dieses Buch aus Sicht des Rezensenten von den Hundertschaften der Vorgängerliteratur über Friedrich Nietzsche abhebt, besteht in der Augenhöhe des Autors zu seinem Gegenstand, in einem gewissen Abstand zum Objekt des Interesses. So gelingen Schlaffer nach Ansicht Böhmers erstaunliche Einsichten in Nietzsches literarische Techniken und die Gründe für die Suggestivität seiner Prosa. Auch die Art, wie der Germanist mediokre und megalomane Nachahmer dieses Stils beschreibt, seinen politischen Missbrauch offen legt und das stilistische Gebaren Nietzsches insgesamt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat, beeindruckt den Rezensenten außerordentlich.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2007

Heinz Schlaffer ist wie sein Untersuchungssubjekt Nietzsche ein "großer Stilist", das ist für Ludger Lütkehaus keine Frage. Somit lernt der Rezensent hier nicht nur etwas, sondern er kommt auch zu einigem Genuss bei der Lektüre. Der speist sich unter anderem aus der "Genauigkeit, der unprätentiösen Eleganz und dem lakonischen Witz" des Nietzsche-Interpreten. Schön, freut sich Lütkehaus, eine so genaue und erhellende Textdeutung hat es schon lange nicht mehr gegeben. Wenn Schlaffer seine Stilanalyse allerdings im hinteren Teil auf eine Ideologiekritik Nietzsches ausweitet, kann Lütkehaus nicht mehr folgen. Schlaffers Blick sei hier zu eng, der fantastische Nietzsche der mittleren Periode werde mutwillig ausgeblendet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.09.2007

Eine anregende Lektüre sieht Oliver Pfohlmann in Heinz Schlaffers Buch über den Stil Nietzsches, auch wenn er dem Autor in einigen Punkten nicht zustimmen kann. Die große Stärke des Buchs liegt für ihn in den minuziösen Stilanalysen von kurzen Textstellen. Er bescheinigt dem Autor, die Charakteristika von Nietzsches Schreibweise herauszuarbeiten, den besonderen Einsatz von poetischen Mitteln wie Rhythmus, Klang, Bildlichkeit, Interpunktion zu verdeutlichen und nicht zuletzt seine starke Wirkung auf den Leser erhellend zu analysieren. Lobend äußert sich Pfohlmann in diesem Zusammenhang auch über Schlaffers eigenen angenehmen, sachlichen und eleganten Stil. Aufschlussreich findet er auch die Ausführungen über die zahlreichen Imitationen von Nietzsches Sprach- und Denkstil nach 1900, etwa bei Gottfried Benn, Alfred Rosenberg oder Vertretern des George-Kreises. Zurückhaltend betrachtet er demgegenüber die Auffassung des Autors, Nietzsche habe mit seinem Stil, seinen Ideen und Schlagworten bei den nachfolgenden Generationen eine euphorische Bereitschaft zur Katastrophe geweckt. Auch Schlaffers Ansicht, der furiose Stil Nietzsches bekleide banale Inhalte, mag er nicht beipflichten. Zudem hält er dem Autor vor, die Vielfalt der Nietzsche-Renaissance der vergangenen Jahrzehnte zu ignorieren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.09.2007

Heinz Schlaffers Nietzsche-Buch hat Helmut Mayer mit Gewinn gelesen. Die Annäherung über den Stil, die "Faktur" von Nietzsches Texten und das Sichtbarmachen der von Nietzsche angestrebten Musikalität hält er für anregend. Um so mehr, als Mayer, dem von Schlaffer aufgenommenen "Leitfaden von Nietzsches Selbstverständigungen" folgend, bald auf "tiefer liegende Motive" stößt und Stimmigkeiten entdeckt, wo auf Kohärenz ausgehende Betrachtungen, wie er erklärt, mitunter ins Leere laufen. Von Nietzsches Stil sodann auf dessen Verführungskunst zu schließen, die Schlaffer anhand einiger Epigonen sichtbar macht, erscheint Mayer angemessen, zumal der Autor sein "hartes" Urteil über Nietzsches Schreibstil "eher beiläufig" fällt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.08.2007

Als "schwungvolle, aufregende" und sachkundige Nietzsche-Besichtigung lobt Rezensent Johan Schloemann dieses Buch, dem er anfangs mit gewisser Einschüchterung gegenüber stand. Das legt sich allerdings schnell, woran auch Heinz Schlaffers vom Rezensenten gelobte Fähigkeit zur gedanklichen Schärfe, zur suggestiven Straffung, zu "feinfühligen Beobachtungen, Zuordnungen , Parallelen und Assoziationen", ihren Anteil hat. Auch dass Schlaffer seine Kapitel trotz des enormen Gegenstandes knapp hält, wird vom Rezensenten beglückt registriert. Das Buch selbst beschreibt er als "meisterhafte" Beschreibung des Stils und Tonfalls des Autors Nietzsche. Weniger gut gefällt ihm Schlaffers statische Sicht auf Nietzsche, obwohl der Schreiber Nietzsche sich ständig entwickelt habe. Schlaffers These schließlich, dass Adolf Hitler gleich "Nietzsches Sprache plus Massenmedien" sei, nimmt der Rezensent dann ausgesprochen kopfschüttelnd zur Kenntnis und hakt es als "rührenden kritischen Überschuss" ab. Abgesehen von diesen dem Rezensenten nach unverständlich simplen Ausflügen in die Wirkungsgeschichte befördert der Band bei Schloemann aber die Lust, Nietzsche wieder einmal selbst in die Hand zu nehmen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de