Heike Wiese

Kiezdeutsch

Ein neuer Dialekt entsteht
Cover: Kiezdeutsch
C.H. Beck Verlag, München 2011
ISBN 9783406630347
Kartoniert, 280 Seiten, 12,95 EUR

Klappentext

"Machst du rote Ampel." "Danach ich ruf dich an." "Gibs auch 'ne Abkürzung." - Sätze wie diese sind nicht Horte von Sprachfehlern, sondern haben grammatische Eigenarten wie viele andere deutsche Dialekte auch. Anhand zahlreicher Beispiele zeigt die Sprachwissenschaftlerin Heike Wiese, dass Kiezdeutsch keine "Kanak Sprak" ist, kein Anzeichen mangelnder Integration und auch keine Gefahr für das Deutsche, sondern ein neuer, in dynamischer Entwicklung befindlicher Dialekt. Entwicklungen wie in Kiezdeutsch finden sich deswegen nicht nur dort, sondern auch in anderen Bereichen unserer Umgangssprache. Heike Wiese hört genau hin und analysiert, vor allem den Sprachgebrauch von Berliner Jugendlichen. Ihre Forschungen zeigen, mit welcher grammatischen Logik und sprachlichen Kreativität in Kreuzberg und anderen Kiezen Deutsch gesprochen wird - allen sozialpolitischen Vor- und Fehlurteilen zum Trotz. Mit Kiezdeutsch-Selbsttest.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.03.2012

Ein auch für Laien gut verständliches Buch über das als zumeist als sprachliche Schrumpfform verschriene "Kiezdeutsch" hat die Linguistikprofessorin Heike Wiese geschrieben, erklärt Wolfgang Krischke. Die Autorin hat dafür viel Sprachmaterial hauptsächlich in Berlin Kreuzberg aufgenommen und untersucht und legt überzeugend dar, dass die durch multiethnische Einflüsse und grammatikalische Verkürzungen geprägte Jugendsprache einen veritablen Dialekt darstellt, so der Rezensent durchaus überzeugt. Die Autorin macht sich dafür stark, die emanzipatorischen und verbindenden Qualitäten des "Kiezdeutsch" anzuerkennen und seine Dynamik und Kreativität zu würdigen, so Krischke einverstanden. Wenn Wiese allerdings im selben Atemzug das Standarddeutsch als Sprache der Mittel- und Oberschicht beschreibt, die sich damit vom Pöbel abzusetzen versucht, und das "Kiezdeutsch" zum "Entwicklungsmodell" der sprachlichen Zukunft erklärt, geht das dem Rezensenten eindeutig zu weit. Hier sieht er sich aufgerufen daran zu erinnern, dass das Hochdeutsch einst "ebenfalls eine Koproduktion" und durchaus ein "emanzipatorisches Projekt" darstellte.
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