Hans Christoph Buch

Tanzende Schatten oder Der Zombie bin ich

Romanessay
Cover: Tanzende Schatten oder Der Zombie bin ich
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783821845449
Gebunden, 319 Seiten, 27,50 EUR

Klappentext

Haiti - Inbegriff einer Gegenwelt: Voodoo, Terror, exotisches Elend? Nicht nur dies alles, sagt Buch: Haiti ist auchein schlechtes Spiegelbild Europas, ein Modell im verkleinerten Maßstab dafür, was passiert, wenn eine Gesellschaftaus dem Ruder läuft und im Chaos endet. Irgendetwas läuft schief, und niemand weiß genau, was. Die internationalen Experten rätseln darüber, genau wie die einheimischen Intellektuellen - und wie der Beobachter Buch, der Haiti seit dreißig Jahren kennt. Mit normalen literarischen Techniken ist einem tropischen Paradies, das sich in eine Hölle verwandelt, nicht beizukommen. Deshalb respektiert dieses Buch keine Genre-Grenzen. Es ist Roman, Essay, Reportage, Auto- und Biographie. Es treten auf: Petit Pierre, Propagandist und Handlanger von Papa Doc Duvalier, Tante Jeanne, Robespierre, eine amerikanische Botschafterin, Napoleon Bonaparte, aufständische Sklaven, mörderische Polizisten, Priester, Huren und Reporter.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.04.2005

Noch einmal macht sich Hans Christoph daran, das "Syndrom Haiti" umfassend darzustellen und man merkt ihm eine gewisse Erschöpfung an, meint Merten Worthmann. Wie schon in seinen vorhergehenden beiden Haiti-Romanen, setzt sich auch dieses Buch aus verschiedenen Teilen und Genres zusammen, indem Buch die Biographie eines deutschen Sklavenhändlers, die Erfahrungen aus der eigenen Kriegsreporter-Zeit und schließlich "historische Daten und haarsträubende Geschichten" zu einem "Romanessay" verbindet, erklärt der Rezensent. Ihm wäre lieber gewesen, der Autor hätte mehr "Stringenz" und weniger "launige Abschweifungen" in diesem Buch verfolgt und zudem hat er mitunter den Eindruck, in "Torschlusspanik" werde versucht, "aber auch wirklich jede" Haiti-Anekdote noch unterzubringen. Dafür findet der Rezensent andere Stellen wieder unbefriedigend knapp gehalten, etwas, wenn der Autor zwar ständig auf eigene familiäre Bindungen nach Haiti anspielt, diese aber nirgends ausführt. Langweilig ist der Roman nicht, gesteht Worthmann ein, aber das wäre angesichts der wechselvollen und fürchterlichen Geschichte Haitis auch kaum zu machen gewesen. Doch mokiert er sich über "einfallslose Prosa" und "sprachliche Klischees" und er hat irgendwie den Eindruck, Buch habe sich "eben einfach keine Mühe" mehr gemacht. Was seine "Haiti-Obsession" angeht, hat der Autor sich "nun genug Zähne ausgebissen", so der Rezensent kategorisch.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2004

Tobias Döring stellt zwei Bücher von Hans Christoph Buch vor, die sich um das "Lebensthema" dieses Autors drehen, nämlich um Haiti, in das er seit 1968 regelmäßig reist. "Tanzende Schatten", von Buch als "Romanessay bezeichnet, stellt Haiti auf drei verschiedenen Ebenen dar, als politische Reportage, Historienroman und "essayistische Reflexionen" über die Möglichkeiten literarisch über Haiti zu schreiben, erklärt der Rezensent. Er hält die Teile des Buches für die stärksten, in denen es Buch gelingt, das Gleichgewicht zwischen "dokumentarischer Nüchternheit und engagierter Anteilnahme" zu wahren. Tief beeindruckt zeigt er sich von den vielen "fesselnden Geschichten und beklemmenden Beobachtungen", die Buch vom Alltag in Haiti mitzuteilen hat. Weniger angenehm findet es Döring, dass der Autor es sich nicht verkneifen kann, sich selbst in diesem Buch immer wieder in den Vordergrund zu stellen. Es gelinge Buch nie, "von der eigenen Person abzusehen", kritisiert der Rezensent, dem die "packenden Reportagen" dieses Bandes mehr zugesagt haben als die "historische Fiktion".
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