Hanny Lightfoot-Klein

Der Beschneidungsskandal

Cover: Der Beschneidungsskandal
Orlanda Frauenverlag, Berlin 2003
ISBN 9783936937022
Kartoniert, 190 Seiten, 15,50 EUR

Klappentext

Während die in afrikanischen Ländern praktizierte weibliche Genitalverstümmelung als 'barbarisches' Ritual und frauenfeindliche Tradition gilt, wissen die wenigsten Menschen, dass auch in Europa und Nordamerika die Genitalien von Frauen (und Männern) bis heute manipuliert werden. Dazu gehören jährlich unzählige chirurgische 'Korrekturen' an intersexuellen Neugeborenen, denen damit ein Leben in geschlechtlich eindeutigen Bahnen ermöglicht werden soll. In "Der Beschneidungsskandal" nimmt die bekannte Autorin Hanny Lightfoot-Klein Verstümmelungspraktiken in der westlichen Welt unter die Lupe und stellt sie den Beschneidungsritualen in afrikanischen Ländern gegenüber. Die wissenschaftlichen Fakten ergänzt sie mit einer Vielzahl von Beispielen und erschütternden Beiträgen Betroffener.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.07.2003

Tief bewegt und gleichzeitig erschüttert scheint die Rezensentin Raphaela Kula von Hanny Lightfoot-Kleins "umfassenden Bearbeitung" des Tabuthemas Genitalverstümmelung. Nach Meinung der Rezensentin wird in den Ausführungen der us-amerikanischen Psychologin sehr deutlich, dass es falsch ist, Genitalverstümmelungen allein als Phänomen afrikanischer Länder zu betrachten. Genitalverstümmelungen seien auch gebietsweise in Europa und den USA zu finden, wenn auch im Geheimen. Denn "Traditionen würden nicht hinter Grenzen zurückgelassen", schreibt die Rezensentin. Aber auch in der weitverbreiteten Ausführung des Dammschnittes bei Geburten oder auch in der Gebärmutterentfernung sieht die Autorin ein nicht kalkulierbares Risiko für die Gesundheit der betroffenen Frauen. Auch Themen wie der Ursprung der Beschneidung von Frauen und Mädchen in Europa und den USA, die plastische Schönheitschirurgie und die auch heute noch gängige Prozedur der Beschneidung von Jungen und Männern nimmt die Autorin kritisch unter die Lupe. Viele Hintergrundinformationen zum Thema würden geboten, meint die zufriedene Rezensentin, aber auch Erfahrungsberichte von Betroffenen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.06.2003

Heide Oestreich hebt an diesem Buch, dass sich mit der medizinischen Beschneidung von Mädchen im Amerika des 19. Jahrhunderts befasst, in ihrer kurzen Kritik lobend hervor, dass die amerikanische Autorin nicht versucht "Grausamkeit gegen Grausamkeit" aufzurechnen. Denn obwohl sie durch ihre Untersuchung das "Ungleichgewicht" in der Debatte um die Beschneidung, die sich bisher ausschließlich auf afrikanische Beschneidungsrituale konzentriert, ausgleichen will, verfalle sie damit nicht dem "Relativismus", versichert die Rezensentin angetan.