Hanns Cibulka

Sonnenflecken über Pisa

Roman
Cover: Sonnenflecken über Pisa
Reclam Verlag, Leipzig 2000
ISBN 9783379017008
Taschenbuch, 182 Seiten, 8,18 EUR

Klappentext

Pisa 1945: Der junge deutsche Nachrichtensoldat H. C. erkundet mitten im Krieg die Schönheit der Landschaft. Unweit der Stadt wird ein amerikanischer Dichter von der US-Army interniert und in das »Todeszelt« gebracht, weil er antisemitische Tiraden über den Rundfunk verbreitet hatte: Ezra Pound. ? Nach über fünfzig Jahren kehrt H. C. zurück an die Stätten des Krieges. Er begibt sich auf die Suche nach Ezra Pounds Spuren, taucht ein in die geheimnisvolle Welt seiner Dichtung, und versucht den Ort des Straflagers ausfindig zu machen. Aber das einstige Lager umgibt ein Mantel des Schweigens. Die Italienreise wird zu einer Reise in die Vergangenheit; die Bilder des Krieges verschwimmen, mischen sich mit Reflexionen über die Vergänglichkeit, die Toskana, Ezra Pound und die Poesie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.09.2000

Wieso der Verlag diesen Band als Roman angekündigt hat, bleibt Sabine Brandt ein Rätsel. Für sie handelt es sich hier vielmehr um tagebuchähnliche Aufzeichnungen und Reflexionen eines "Jahrhunderzeugen" - obwohl sie dieses Wort nur mit Vorsicht verwenden mag. Schwerpunkt des Buchs sind, wie der Leser erfährt, Rückblicke auf die Kriegsjahre, das Dasein als Soldat und Kriegsgefangener des Autors auf Sizilien. Dabei weiß es die Rezensentin sehr zu schätzen, dass Cibulka "keine Weltkrieg-II-Anekdoten loswerden" will, sondern mit einem imponierenden kulturgeschichtlichen Hintergrund über die Lehren, die aus Kriegen gezogen bzw. eher nicht gezogen worden sind, nachdenkt. Und so stehen neben Cibulkas eigenen Erlebnissen auch Exkurse über die Kriege von "Griechen, Phöniziern, Römern, Arabern und Normannen" (Cibulka konzentriert sich auf Italien) und auch Überlegungen zu Empedokles, Giacomo Leopardi und Ezra Pound, dessen Schicksal in einem Straflager in Pisa sich jedoch auch von Cibulka nicht mehr rekonstruieren lasse. Brandt zeigt sich durchaus angetan von diesem Band, auch wenn sie es zu bedauern scheint, dass man über Cibulkas "Enttäuschungen, die in den DDR-Jahrzehnten" für ihn folgten, nur wenig erfährt.
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